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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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erreichet wird, zu erhalten und zu einer grös-
sern Vollkommenheit zu bringen. Wie?
wenn die Vollkommenern nicht wohl könn-
ten erhalten werden, ohne daß viele andere
in ihrer Unvollkommenheit gleich wieder
zerfielen. Es sterben sehr viele Kinder in
ihren ersten Jahren. Wie? wenn der
Rest so leben bleibet, sterben müste, wenn
jene nicht ein frühzeitiges Opfer des To-
des würden. Alle Dinge haben ihre Ver-
bindungen mit einander, und wir betrügen
uns insgemein, wenn wir dencken, dieses
könnte ohne jenes seyn. Jst es nicht be-
kannt, daß manche ungesunde Frauens-
Person, durch die Geburth und Säugung
eines oder etlicher Kinder gesund und da-
durch zu Zeugung gesunder und dauerhaf-
ter Kinder bereitet werde, und das Leben
der letztern von dem Tode der ersten abhan-
ge. Wer weiß, wie viele andere Fälle
sind, da das Leben des einen in dem frühzei-
tigen Tode des andern gegründet ist.
Dörffen wir es wagen, und ist es der Ver-
nunft gemäß, daß wir uns zu Richtern über
den grossen Zusammenhang der Dinge auf-
werffen und sagen: Dieses und jenes ist
unnütze, und eine Probe einer Unwissenheit

dessen,



erreichet wird, zu erhalten und zu einer groͤſ-
ſern Vollkommenheit zu bringen. Wie?
wenn die Vollkommenern nicht wohl koͤnn-
ten erhalten werden, ohne daß viele andere
in ihrer Unvollkommenheit gleich wieder
zerfielen. Es ſterben ſehr viele Kinder in
ihren erſten Jahren. Wie? wenn der
Reſt ſo leben bleibet, ſterben muͤſte, wenn
jene nicht ein fruͤhzeitiges Opfer des To-
des wuͤrden. Alle Dinge haben ihre Ver-
bindungen mit einander, und wir betruͤgen
uns insgemein, wenn wir dencken, dieſes
koͤnnte ohne jenes ſeyn. Jſt es nicht be-
kannt, daß manche ungeſunde Frauens-
Perſon, durch die Geburth und Saͤugung
eines oder etlicher Kinder geſund und da-
durch zu Zeugung geſunder und dauerhaf-
ter Kinder bereitet werde, und das Leben
der letztern von dem Tode der erſten abhan-
ge. Wer weiß, wie viele andere Faͤlle
ſind, da das Leben des einen in dem fruͤhzei-
tigen Tode des andern gegruͤndet iſt.
Doͤrffen wir es wagen, und iſt es der Ver-
nunft gemaͤß, daß wir uns zu Richtern uͤber
den groſſen Zuſammenhang der Dinge auf-
werffen und ſagen: Dieſes und jenes iſt
unnuͤtze, und eine Probe einer Unwiſſenheit

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[274/0292] erreichet wird, zu erhalten und zu einer groͤſ- ſern Vollkommenheit zu bringen. Wie? wenn die Vollkommenern nicht wohl koͤnn- ten erhalten werden, ohne daß viele andere in ihrer Unvollkommenheit gleich wieder zerfielen. Es ſterben ſehr viele Kinder in ihren erſten Jahren. Wie? wenn der Reſt ſo leben bleibet, ſterben muͤſte, wenn jene nicht ein fruͤhzeitiges Opfer des To- des wuͤrden. Alle Dinge haben ihre Ver- bindungen mit einander, und wir betruͤgen uns insgemein, wenn wir dencken, dieſes koͤnnte ohne jenes ſeyn. Jſt es nicht be- kannt, daß manche ungeſunde Frauens- Perſon, durch die Geburth und Saͤugung eines oder etlicher Kinder geſund und da- durch zu Zeugung geſunder und dauerhaf- ter Kinder bereitet werde, und das Leben der letztern von dem Tode der erſten abhan- ge. Wer weiß, wie viele andere Faͤlle ſind, da das Leben des einen in dem fruͤhzei- tigen Tode des andern gegruͤndet iſt. Doͤrffen wir es wagen, und iſt es der Ver- nunft gemaͤß, daß wir uns zu Richtern uͤber den groſſen Zuſammenhang der Dinge auf- werffen und ſagen: Dieſes und jenes iſt unnuͤtze, und eine Probe einer Unwiſſenheit deſſen,

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/292>, abgerufen am 24.11.2024.