Alles kommt bey ihnen auf den obigen Schluß an: Die Vielweiberey ist bey vielen Völckern zu den Zeiten Christi gemein gewesen. Aus diesen haben sich Personen zum Christen bekehrt, die viele Frauen gehabt haben. Man findet keinen Befehl, daß sie selbige von sich stossen sollen: Derowegen haben einige Christen viele Weiber zugleich gehabt, ja sie ist unter ihnen gäng und gebe gewesen, und diejenigen verdienen hönisch abgeführt zu werden, so hieran zweifeln. Erstlich finde ich bey diesem Schlusse nirgend einen Beweiß, daß die Vielweiberey in den ersten Zeiten des Chri- stenthums unter den Juden und andern Völckern gemein, das ist häufig gewesen. Da dieses aber ein Haupt-Satz in dem an- gezogenen Schlusse ist, so müste er billig be- wiesen werden. Jn den Büchern, so man anführet, als in des Seldeni Tractat: de uxore Ebr. u. d. g. finde ich diesen Be- weiß nicht. Es ist derselbe aber desto nö- thiger, je wichtiger die Gegengründe, so beygebracht werden können. Eine gemei-
ne
§. 22.
Fortſe- tzung des vorigen.
Alles kommt bey ihnen auf den obigen Schluß an: Die Vielweiberey iſt bey vielen Voͤlckern zu den Zeiten Chriſti gemein geweſen. Aus dieſen haben ſich Perſonen zum Chriſten bekehrt, die viele Frauen gehabt haben. Man findet keinen Befehl, daß ſie ſelbige von ſich ſtoſſen ſollen: Derowegen haben einige Chriſten viele Weiber zugleich gehabt, ja ſie iſt unter ihnen gaͤng und gebe geweſen, und diejenigen verdienen hoͤniſch abgefuͤhrt zu werden, ſo hieran zweifeln. Erſtlich finde ich bey dieſem Schluſſe nirgend einen Beweiß, daß die Vielweiberey in den erſten Zeiten des Chri- ſtenthums unter den Juden und andern Voͤlckern gemein, das iſt haͤufig geweſen. Da dieſes aber ein Haupt-Satz in dem an- gezogenen Schluſſe iſt, ſo muͤſte er billig be- wieſen werden. Jn den Buͤchern, ſo man anfuͤhret, als in des Seldeni Tractat: de uxore Ebr. u. d. g. finde ich dieſen Be- weiß nicht. Es iſt derſelbe aber deſto noͤ- thiger, je wichtiger die Gegengruͤnde, ſo beygebracht werden koͤnnen. Eine gemei-
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§. 22.
Alles kommt bey ihnen auf den obigen
Schluß an: Die Vielweiberey iſt bey
vielen Voͤlckern zu den Zeiten Chriſti
gemein geweſen. Aus dieſen haben
ſich Perſonen zum Chriſten bekehrt,
die viele Frauen gehabt haben. Man
findet keinen Befehl, daß ſie ſelbige von
ſich ſtoſſen ſollen: Derowegen haben
einige Chriſten viele Weiber zugleich
gehabt, ja ſie iſt unter ihnen gaͤng und
gebe geweſen, und diejenigen verdienen
hoͤniſch abgefuͤhrt zu werden, ſo hieran
zweifeln. Erſtlich finde ich bey dieſem
Schluſſe nirgend einen Beweiß, daß die
Vielweiberey in den erſten Zeiten des Chri-
ſtenthums unter den Juden und andern
Voͤlckern gemein, das iſt haͤufig geweſen.
Da dieſes aber ein Haupt-Satz in dem an-
gezogenen Schluſſe iſt, ſo muͤſte er billig be-
wieſen werden. Jn den Buͤchern, ſo man
anfuͤhret, als in des Seldeni Tractat:
de uxore Ebr. u. d. g. finde ich dieſen Be-
weiß nicht. Es iſt derſelbe aber deſto noͤ-
thiger, je wichtiger die Gegengruͤnde, ſo
beygebracht werden koͤnnen. Eine gemei-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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