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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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nicht geduldet worden, und unter den übri-
gen Völckern, wo sie ist erlaubt gewesen,
hat sie zu den Zeiten Christi und der Apostel
wegen angeführter Umstände unter nie-
manden, als etwa den Vornehmsten und
Reichsten statt finden können. Der gröste
Haufe war nicht im Stande, mehr als eine
Frau zu nehmen. Da nun aber in den
ersten Zeiten des Christenthums selten je-
mand von den Vornehmsten ein Christe
wurde, 1. Cor. Cap. 1. v. 26. 27. 28. so ist es
sehr ungewiß, ob in den ersten Zeiten jemand
mit zwo oder mehr Frauen zum Christen-
thum übergetreten. Jch weiß zwar, was
für grosse Männer ich in diesem Satze wi-
der mich habe, die in denen Schrifften, wel-
che die Sätze behaupten, die wir Zeit her
vorgetragen, nach ihrer Redens-Art keinen
gesunden Bissen und nichts Kluges finden.
Allein es erlauben mir diese grossen Män-
ner, deren Verdienste ich mit der grösten
Hochachtung verehre, daß ich mein Beden-
cken über ihre Sätze mit geziemender Be-
scheidenheit anzeige, und die Gründe vor-
trage, die mich bis hieher abgehalten, in
dieser Lehre ihr Jünger zu werden.

§. 22.



nicht geduldet worden, und unter den uͤbri-
gen Voͤlckern, wo ſie iſt erlaubt geweſen,
hat ſie zu den Zeiten Chriſti und der Apoſtel
wegen angefuͤhrter Umſtaͤnde unter nie-
manden, als etwa den Vornehmſten und
Reichſten ſtatt finden koͤnnen. Der groͤſte
Haufe war nicht im Stande, mehr als eine
Frau zu nehmen. Da nun aber in den
erſten Zeiten des Chriſtenthums ſelten je-
mand von den Vornehmſten ein Chriſte
wurde, 1. Cor. Cap. 1. v. 26. 27. 28. ſo iſt es
ſehr ungewiß, ob in den erſten Zeiten jemand
mit zwo oder mehr Frauen zum Chriſten-
thum uͤbergetreten. Jch weiß zwar, was
fuͤr groſſe Maͤnner ich in dieſem Satze wi-
der mich habe, die in denen Schrifften, wel-
che die Saͤtze behaupten, die wir Zeit her
vorgetragen, nach ihrer Redens-Art keinen
geſunden Biſſen und nichts Kluges finden.
Allein es erlauben mir dieſe groſſen Maͤn-
ner, deren Verdienſte ich mit der groͤſten
Hochachtung verehre, daß ich mein Beden-
cken uͤber ihre Saͤtze mit geziemender Be-
ſcheidenheit anzeige, und die Gruͤnde vor-
trage, die mich bis hieher abgehalten, in
dieſer Lehre ihr Juͤnger zu werden.

§. 22.
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[235/0253] nicht geduldet worden, und unter den uͤbri- gen Voͤlckern, wo ſie iſt erlaubt geweſen, hat ſie zu den Zeiten Chriſti und der Apoſtel wegen angefuͤhrter Umſtaͤnde unter nie- manden, als etwa den Vornehmſten und Reichſten ſtatt finden koͤnnen. Der groͤſte Haufe war nicht im Stande, mehr als eine Frau zu nehmen. Da nun aber in den erſten Zeiten des Chriſtenthums ſelten je- mand von den Vornehmſten ein Chriſte wurde, 1. Cor. Cap. 1. v. 26. 27. 28. ſo iſt es ſehr ungewiß, ob in den erſten Zeiten jemand mit zwo oder mehr Frauen zum Chriſten- thum uͤbergetreten. Jch weiß zwar, was fuͤr groſſe Maͤnner ich in dieſem Satze wi- der mich habe, die in denen Schrifften, wel- che die Saͤtze behaupten, die wir Zeit her vorgetragen, nach ihrer Redens-Art keinen geſunden Biſſen und nichts Kluges finden. Allein es erlauben mir dieſe groſſen Maͤn- ner, deren Verdienſte ich mit der groͤſten Hochachtung verehre, daß ich mein Beden- cken uͤber ihre Saͤtze mit geziemender Be- ſcheidenheit anzeige, und die Gruͤnde vor- trage, die mich bis hieher abgehalten, in dieſer Lehre ihr Juͤnger zu werden. §. 22.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/253>, abgerufen am 28.11.2024.