Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



das Rauben und Stehlen. JEsus hatte
den Seinen diesen Befehl gegeben, sie soll-
ten klug seyn wie die Schlangen, doch aber
auch ohne Falsch wie die Tauben. Diese
Klugheit haben sie auch darinne bewiesen,
daß sie in ihren Schrifften wider die beson-
dern Laster der Hohen nicht mit ausdrück-
lichen Worten geeiffert, und für selbige ge-
warnet. Will Paulus sagen, was den
Obern oblieget, so thut er dieses durch ein
Lob, so er ihnen beyleget. Er schreibt Röm.
Cap. 13. v. 3. 4. Wilst du dich nicht fürch-
ten für der Obrigkeit, so thue Gutes, so
wirst du Lob von derselbigen haben. Denn
sie ist GOttes Dienerin, dir zu Gute. Thust
du aber Böses, so fürchte dich: denn sie
träget das Schwerdt nicht umsonst, sie ist
GOttes Dienerin, eine Rächerin zur
Strafe über den, der Böses thut. Hier
hält Paulus den Obern ihre Pflicht vor,
ohne sie anzureden und als wollte er bloß
die Unterthanen ihrer Schuldigkeit erin-
nern. So sehr glimpflich verfahren die
Bothen JEsu mit den heidnischen Obern,
welche doch zum Theil so lasterhafft
und ungerecht waren, daß auch vernünff-
tige Heiden ihre Regierung verabscheueten.

Dieses



das Rauben und Stehlen. JEſus hatte
den Seinen dieſen Befehl gegeben, ſie ſoll-
ten klug ſeyn wie die Schlangen, doch aber
auch ohne Falſch wie die Tauben. Dieſe
Klugheit haben ſie auch darinne bewieſen,
daß ſie in ihren Schrifften wider die beſon-
dern Laſter der Hohen nicht mit ausdruͤck-
lichen Worten geeiffert, und fuͤr ſelbige ge-
warnet. Will Paulus ſagen, was den
Obern oblieget, ſo thut er dieſes durch ein
Lob, ſo er ihnen beyleget. Er ſchreibt Roͤm.
Cap. 13. v. 3. 4. Wilſt du dich nicht fuͤrch-
ten fuͤr der Obrigkeit, ſo thue Gutes, ſo
wirſt du Lob von derſelbigen haben. Denn
ſie iſt GOttes Dienerin, dir zu Gute. Thuſt
du aber Boͤſes, ſo fuͤrchte dich: denn ſie
traͤget das Schwerdt nicht umſonſt, ſie iſt
GOttes Dienerin, eine Raͤcherin zur
Strafe uͤber den, der Boͤſes thut. Hier
haͤlt Paulus den Obern ihre Pflicht vor,
ohne ſie anzureden und als wollte er bloß
die Unterthanen ihrer Schuldigkeit erin-
nern. So ſehr glimpflich verfahren die
Bothen JEſu mit den heidniſchen Obern,
welche doch zum Theil ſo laſterhafft
und ungerecht waren, daß auch vernuͤnff-
tige Heiden ihre Regierung verabſcheueten.

Dieſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0238" n="220"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
das Rauben und Stehlen. JE&#x017F;us hatte<lb/>
den Seinen die&#x017F;en Befehl gegeben, &#x017F;ie &#x017F;oll-<lb/>
ten klug &#x017F;eyn wie die Schlangen, doch aber<lb/>
auch ohne Fal&#x017F;ch wie die Tauben. Die&#x017F;e<lb/>
Klugheit haben &#x017F;ie auch darinne bewie&#x017F;en,<lb/>
daß &#x017F;ie in ihren Schrifften wider die be&#x017F;on-<lb/>
dern La&#x017F;ter der Hohen nicht mit ausdru&#x0364;ck-<lb/>
lichen Worten geeiffert, und fu&#x0364;r &#x017F;elbige ge-<lb/>
warnet. Will Paulus &#x017F;agen, was den<lb/>
Obern oblieget, &#x017F;o thut er die&#x017F;es durch ein<lb/>
Lob, &#x017F;o er ihnen beyleget. Er &#x017F;chreibt Ro&#x0364;m.<lb/>
Cap. 13. v. 3. 4. Wil&#x017F;t du dich nicht fu&#x0364;rch-<lb/>
ten fu&#x0364;r der Obrigkeit, &#x017F;o thue Gutes, &#x017F;o<lb/>
wir&#x017F;t du Lob von der&#x017F;elbigen haben. Denn<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t GOttes Dienerin, dir zu Gute. Thu&#x017F;t<lb/>
du aber Bo&#x0364;&#x017F;es, &#x017F;o fu&#x0364;rchte dich: denn &#x017F;ie<lb/>
tra&#x0364;get das Schwerdt nicht um&#x017F;on&#x017F;t, &#x017F;ie i&#x017F;t<lb/>
GOttes Dienerin, eine Ra&#x0364;cherin zur<lb/>
Strafe u&#x0364;ber den, der Bo&#x0364;&#x017F;es thut. Hier<lb/>
ha&#x0364;lt Paulus den Obern ihre Pflicht vor,<lb/>
ohne &#x017F;ie anzureden und als wollte er bloß<lb/>
die Unterthanen ihrer Schuldigkeit erin-<lb/>
nern. So &#x017F;ehr glimpflich verfahren die<lb/>
Bothen JE&#x017F;u mit den heidni&#x017F;chen Obern,<lb/>
welche doch zum Theil &#x017F;o la&#x017F;terhafft<lb/>
und ungerecht waren, daß auch vernu&#x0364;nff-<lb/>
tige Heiden ihre Regierung verab&#x017F;cheueten.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0238] das Rauben und Stehlen. JEſus hatte den Seinen dieſen Befehl gegeben, ſie ſoll- ten klug ſeyn wie die Schlangen, doch aber auch ohne Falſch wie die Tauben. Dieſe Klugheit haben ſie auch darinne bewieſen, daß ſie in ihren Schrifften wider die beſon- dern Laſter der Hohen nicht mit ausdruͤck- lichen Worten geeiffert, und fuͤr ſelbige ge- warnet. Will Paulus ſagen, was den Obern oblieget, ſo thut er dieſes durch ein Lob, ſo er ihnen beyleget. Er ſchreibt Roͤm. Cap. 13. v. 3. 4. Wilſt du dich nicht fuͤrch- ten fuͤr der Obrigkeit, ſo thue Gutes, ſo wirſt du Lob von derſelbigen haben. Denn ſie iſt GOttes Dienerin, dir zu Gute. Thuſt du aber Boͤſes, ſo fuͤrchte dich: denn ſie traͤget das Schwerdt nicht umſonſt, ſie iſt GOttes Dienerin, eine Raͤcherin zur Strafe uͤber den, der Boͤſes thut. Hier haͤlt Paulus den Obern ihre Pflicht vor, ohne ſie anzureden und als wollte er bloß die Unterthanen ihrer Schuldigkeit erin- nern. So ſehr glimpflich verfahren die Bothen JEſu mit den heidniſchen Obern, welche doch zum Theil ſo laſterhafft und ungerecht waren, daß auch vernuͤnff- tige Heiden ihre Regierung verabſcheueten. Dieſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/238
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/238>, abgerufen am 09.11.2024.