Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.Esa. Cap. 4. v. 1. Unter den Heiden war derowegen die Vielweiberey sehr gewöhn- lich. Man setze daher, GOtt hätte seinem Volcke die Verehlichung eines Mannes mit mehreren Frauen nicht nachgeben wollen, was für ein Uebel würde daraus entstan- den seyn? Es ist bekannt, wie gar sehr die Völcker ehemahls zum Götzendienst ge- neigt gewesen. Wie viel grosse und aus- serordentliche Verkehrungen sind vor Zei- ten nicht nöthig gewesen, die Verehrung des einigen und wahren GOttes in einem gantz kleinen Volcke zu erhalten. Und demnach konnte eine geringe Ursache das- selbe von GOtt zu den Götzen abführen. Die Bücher des alten Testaments sind voll von solchen Exempeln. Besonders gaben die Verheyrathungen der Jsraeliten mit den Heiden dazu Gelegenheit. B. der Richt. Cap. 3. v. 6. Hätte nun der HERR die Vielweiberey unter seinem Volck nicht dul- den wollen, was würde der sehr grosse Ueber- schuß der jungen Frauens-Personen über die Anzahl der Männer gewürcket haben, wenn so vielen von jenen die Hoffnung sich jemahls zu verehligen gäntzlich abgeschnit- ten gewesen? Gewiß nichts anders, als daß die O 4
Eſa. Cap. 4. v. 1. Unter den Heiden war derowegen die Vielweiberey ſehr gewoͤhn- lich. Man ſetze daher, GOtt haͤtte ſeinem Volcke die Verehlichung eines Mannes mit mehreren Frauen nicht nachgeben wollen, was fuͤr ein Uebel wuͤrde daraus entſtan- den ſeyn? Es iſt bekannt, wie gar ſehr die Voͤlcker ehemahls zum Goͤtzendienſt ge- neigt geweſen. Wie viel groſſe und auſ- ſerordentliche Verkehrungen ſind vor Zei- ten nicht noͤthig geweſen, die Verehrung des einigen und wahren GOttes in einem gantz kleinen Volcke zu erhalten. Und demnach konnte eine geringe Urſache daſ- ſelbe von GOtt zu den Goͤtzen abfuͤhren. Die Buͤcher des alten Teſtaments ſind voll von ſolchen Exempeln. Beſonders gaben die Verheyrathungen der Jſraeliten mit den Heiden dazu Gelegenheit. B. der Richt. Cap. 3. v. 6. Haͤtte nun der HERR die Vielweiberey unter ſeinem Volck nicht dul- den wollen, was wuͤrde der ſehr groſſe Ueber- ſchuß der jungen Frauens-Perſonen uͤber die Anzahl der Maͤnner gewuͤrcket haben, wenn ſo vielen von jenen die Hoffnung ſich jemahls zu verehligen gaͤntzlich abgeſchnit- ten geweſen? Gewiß nichts anders, als daß die O 4
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Eſa. Cap. 4. v. 1. Unter den Heiden war
derowegen die Vielweiberey ſehr gewoͤhn-
lich. Man ſetze daher, GOtt haͤtte ſeinem
Volcke die Verehlichung eines Mannes mit
mehreren Frauen nicht nachgeben wollen,
was fuͤr ein Uebel wuͤrde daraus entſtan-
den ſeyn? Es iſt bekannt, wie gar ſehr die
Voͤlcker ehemahls zum Goͤtzendienſt ge-
neigt geweſen. Wie viel groſſe und auſ-
ſerordentliche Verkehrungen ſind vor Zei-
ten nicht noͤthig geweſen, die Verehrung
des einigen und wahren GOttes in einem
gantz kleinen Volcke zu erhalten. Und
demnach konnte eine geringe Urſache daſ-
ſelbe von GOtt zu den Goͤtzen abfuͤhren.
Die Buͤcher des alten Teſtaments ſind voll
von ſolchen Exempeln. Beſonders gaben
die Verheyrathungen der Jſraeliten mit
den Heiden dazu Gelegenheit. B. der Richt.
Cap. 3. v. 6. Haͤtte nun der HERR die
Vielweiberey unter ſeinem Volck nicht dul-
den wollen, was wuͤrde der ſehr groſſe Ueber-
ſchuß der jungen Frauens-Perſonen uͤber
die Anzahl der Maͤnner gewuͤrcket haben,
wenn ſo vielen von jenen die Hoffnung ſich
jemahls zu verehligen gaͤntzlich abgeſchnit-
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