Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.und weder Frau noch Concubinen ernehren kan? Was sollen aber vornemlich die voll- blütigen Weibspersonen anfangen, die aus Zwang der Eltern einen Mann haben neh- men müssen, der ihnen nicht gefällt? Oder wo sollen sie hinaus? Wenn der Mann auf geheime Commißionen oder Gesandschaften oder wider den Feind ins Feld ziehen muß? Was sollen sie thun? wenn der Mann kal- ter und schläfriger Natur; oder durch vie- le Strapatzen und üppiges Leben der jun- gen Jahre vor der Zeit unvermögend wird; oder in eine langwierige Kranckheit ver- fällt; oder der Frau eckelhafft wird? Ma- chen dergleichen Umstände auf Seiten der Männer die Kebsweiber nothwendig, so werden eben dieselben Umstände die voll- blütigen Frauens-Personen berechtigen, sich nach geschickten Cammer-Dienern umzusehen. Die Nothwendigkeit neben dem ersten Manne noch neben Männer zu haben, lässet sich aus obigen Gründen eben so gut beweisen, als die Nothwendigkeit der Nebenfrauen. So viel Freyheit will aber unser Gelehrter den Schönen nicht zu- gestehen. Er behauptet vielmehr, daß, wenn ein junges Frauenzimmer einen alten und
und weder Frau noch Concubinen ernehren kan? Was ſollen aber vornemlich die voll- bluͤtigen Weibsperſonen anfangen, die aus Zwang der Eltern einen Mann haben neh- men muͤſſen, der ihnen nicht gefaͤllt? Oder wo ſollen ſie hinaus? Wenn der Mann auf geheime Commißionen oder Geſandſchaften oder wider den Feind ins Feld ziehen muß? Was ſollen ſie thun? wenn der Mann kal- ter und ſchlaͤfriger Natur; oder durch vie- le Strapatzen und uͤppiges Leben der jun- gen Jahre vor der Zeit unvermoͤgend wird; oder in eine langwierige Kranckheit ver- faͤllt; oder der Frau eckelhafft wird? Ma- chen dergleichen Umſtaͤnde auf Seiten der Maͤnner die Kebsweiber nothwendig, ſo werden eben dieſelben Umſtaͤnde die voll- bluͤtigen Frauens-Perſonen berechtigen, ſich nach geſchickten Cammer-Dienern umzuſehen. Die Nothwendigkeit neben dem erſten Manne noch neben Maͤnner zu haben, laͤſſet ſich aus obigen Gruͤnden eben ſo gut beweiſen, als die Nothwendigkeit der Nebenfrauen. So viel Freyheit will aber unſer Gelehrter den Schoͤnen nicht zu- geſtehen. Er behauptet vielmehr, daß, wenn ein junges Frauenzimmer einen alten und
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und weder Frau noch Concubinen ernehren
kan? Was ſollen aber vornemlich die voll-
bluͤtigen Weibsperſonen anfangen, die aus
Zwang der Eltern einen Mann haben neh-
men muͤſſen, der ihnen nicht gefaͤllt? Oder
wo ſollen ſie hinaus? Wenn der Mann auf
geheime Commißionen oder Geſandſchaften
oder wider den Feind ins Feld ziehen muß?
Was ſollen ſie thun? wenn der Mann kal-
ter und ſchlaͤfriger Natur; oder durch vie-
le Strapatzen und uͤppiges Leben der jun-
gen Jahre vor der Zeit unvermoͤgend wird;
oder in eine langwierige Kranckheit ver-
faͤllt; oder der Frau eckelhafft wird? Ma-
chen dergleichen Umſtaͤnde auf Seiten der
Maͤnner die Kebsweiber nothwendig, ſo
werden eben dieſelben Umſtaͤnde die voll-
bluͤtigen Frauens-Perſonen berechtigen,
ſich nach geſchickten Cammer-Dienern
umzuſehen. Die Nothwendigkeit neben
dem erſten Manne noch neben Maͤnner zu
haben, laͤſſet ſich aus obigen Gruͤnden eben
ſo gut beweiſen, als die Nothwendigkeit
der Nebenfrauen. So viel Freyheit will
aber unſer Gelehrter den Schoͤnen nicht zu-
geſtehen. Er behauptet vielmehr, daß,
wenn ein junges Frauenzimmer einen alten
und
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