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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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wird überzeuget werden, daß der Apostel
anräth, Manns- und Frauens-Personen
sollen wegen der damals sehr elenden Zeiten
für die Christen im ledigen Stande bleiben,
und einander, so lange solche Noth daurete,
gantz und gar nicht berühren. Es ist dero-
wegen auch hieraus klar genug, daß der
Apostel das Wort Weib im gantz gemei-
nen Verstande nehme, und an den Unter-
schied der Frauen vom ersten und zweyten
Rang und der Concubinen nicht dencke.
Endlich wird solches auch dadurch bestär-
cket. Ein jeder siehet, daß der Apostel in
dem zweyten Verse zeigen will, wie dieje-
nigen Personen, welchen der ledige Stand
sehr beschwerlich fällt, der Hurerey entge-
hen sollen. Paulus will nicht bloß sagen,
wie diejenigen, so schon Haupt-Frauen sind,
der Hurerey entgehen sollen, sondern wie
überhaupt die Frauens-Personen, welchen
der ledige Stand zu schwehr fallen will,
einer Ausschweiffung sollen vorbeugen.
Eine jede soll nemlich darnach trachten, daß
sie ihren eigenen Mann bekomme. So
bald man diesen Sinn in den Text des
Apostels bringet: Eine jede Haupt-Frau
habe ihren eigenen Mann;
so ist kein

Zusam-



wird uͤberzeuget werden, daß der Apoſtel
anraͤth, Manns- und Frauens-Perſonen
ſollen wegen der damals ſehr elenden Zeiten
fuͤr die Chriſten im ledigen Stande bleiben,
und einander, ſo lange ſolche Noth daurete,
gantz und gar nicht beruͤhren. Es iſt dero-
wegen auch hieraus klar genug, daß der
Apoſtel das Wort Weib im gantz gemei-
nen Verſtande nehme, und an den Unter-
ſchied der Frauen vom erſten und zweyten
Rang und der Concubinen nicht dencke.
Endlich wird ſolches auch dadurch beſtaͤr-
cket. Ein jeder ſiehet, daß der Apoſtel in
dem zweyten Verſe zeigen will, wie dieje-
nigen Perſonen, welchen der ledige Stand
ſehr beſchwerlich faͤllt, der Hurerey entge-
hen ſollen. Paulus will nicht bloß ſagen,
wie diejenigen, ſo ſchon Haupt-Frauen ſind,
der Hurerey entgehen ſollen, ſondern wie
uͤberhaupt die Frauens-Perſonen, welchen
der ledige Stand zu ſchwehr fallen will,
einer Ausſchweiffung ſollen vorbeugen.
Eine jede ſoll nemlich darnach trachten, daß
ſie ihren eigenen Mann bekomme. So
bald man dieſen Sinn in den Text des
Apoſtels bringet: Eine jede Haupt-Frau
habe ihren eigenen Mann;
ſo iſt kein

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[172/0190] wird uͤberzeuget werden, daß der Apoſtel anraͤth, Manns- und Frauens-Perſonen ſollen wegen der damals ſehr elenden Zeiten fuͤr die Chriſten im ledigen Stande bleiben, und einander, ſo lange ſolche Noth daurete, gantz und gar nicht beruͤhren. Es iſt dero- wegen auch hieraus klar genug, daß der Apoſtel das Wort Weib im gantz gemei- nen Verſtande nehme, und an den Unter- ſchied der Frauen vom erſten und zweyten Rang und der Concubinen nicht dencke. Endlich wird ſolches auch dadurch beſtaͤr- cket. Ein jeder ſiehet, daß der Apoſtel in dem zweyten Verſe zeigen will, wie dieje- nigen Perſonen, welchen der ledige Stand ſehr beſchwerlich faͤllt, der Hurerey entge- hen ſollen. Paulus will nicht bloß ſagen, wie diejenigen, ſo ſchon Haupt-Frauen ſind, der Hurerey entgehen ſollen, ſondern wie uͤberhaupt die Frauens-Perſonen, welchen der ledige Stand zu ſchwehr fallen will, einer Ausſchweiffung ſollen vorbeugen. Eine jede ſoll nemlich darnach trachten, daß ſie ihren eigenen Mann bekomme. So bald man dieſen Sinn in den Text des Apoſtels bringet: Eine jede Haupt-Frau habe ihren eigenen Mann; ſo iſt kein Zuſam-

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/190>, abgerufen am 28.11.2024.