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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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sen, daß man von der Verhältniß der in
Städten lebenden, nicht auf die Verhält-
niß der gantzen Geschlechter überhaupt
schliessen könne, weil die Verhältniß in
Städten durch die, so vom Lande nach ei-
ner sehr veränderlichen Verhältniß hinein
ziehen, und durch einige andere Umstände
gar zu mercklich verändert werde. Er be-
weiset durch verschiedene Listen, daß wenn
man beyde Geschlechter in Städten und
auf dem Lande zusammen rechne, wenig-
stens die Personen, so unter viertzig Jah-
ren in beyden Geschlechtern einander gleich
seyn. Es stehen ihm aber einige Sterb-
listen aus Städten entgegen, nach welchen
in den ersten zehen Jahren so viel Knaben
vor den Mädgens sterben, daß der Uber-
schuß dieser so groß, als bey der Geburt der
Uberschuß jener gewesen. Der Herr Probst
muthmasset daher, daß auf dem Lande die-
ses nicht geschehen müsse, und wünschet von
vielen Dörfern hierzu dienliche Sterb-
listen zu haben. Mir ist ein leichteres Mit-
tel eingefallen, dieses auszumachen. An
den Orten, wo diejenigen besonders auf-
geschrieben werden, welche das Heil. Abend-
mahl zum erstenmahl geniessen, kan man

aus



ſen, daß man von der Verhaͤltniß der in
Staͤdten lebenden, nicht auf die Verhaͤlt-
niß der gantzen Geſchlechter uͤberhaupt
ſchlieſſen koͤnne, weil die Verhaͤltniß in
Staͤdten durch die, ſo vom Lande nach ei-
ner ſehr veraͤnderlichen Verhaͤltniß hinein
ziehen, und durch einige andere Umſtaͤnde
gar zu mercklich veraͤndert werde. Er be-
weiſet durch verſchiedene Liſten, daß wenn
man beyde Geſchlechter in Staͤdten und
auf dem Lande zuſammen rechne, wenig-
ſtens die Perſonen, ſo unter viertzig Jah-
ren in beyden Geſchlechtern einander gleich
ſeyn. Es ſtehen ihm aber einige Sterb-
liſten aus Staͤdten entgegen, nach welchen
in den erſten zehen Jahren ſo viel Knaben
vor den Maͤdgens ſterben, daß der Uber-
ſchuß dieſer ſo groß, als bey der Geburt der
Uberſchuß jener geweſen. Der Herr Probſt
muthmaſſet daher, daß auf dem Lande die-
ſes nicht geſchehen muͤſſe, und wuͤnſchet von
vielen Doͤrfern hierzu dienliche Sterb-
liſten zu haben. Mir iſt ein leichteres Mit-
tel eingefallen, dieſes auszumachen. An
den Orten, wo diejenigen beſonders auf-
geſchrieben werden, welche das Heil. Abend-
mahl zum erſtenmahl genieſſen, kan man

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[150/0168] ſen, daß man von der Verhaͤltniß der in Staͤdten lebenden, nicht auf die Verhaͤlt- niß der gantzen Geſchlechter uͤberhaupt ſchlieſſen koͤnne, weil die Verhaͤltniß in Staͤdten durch die, ſo vom Lande nach ei- ner ſehr veraͤnderlichen Verhaͤltniß hinein ziehen, und durch einige andere Umſtaͤnde gar zu mercklich veraͤndert werde. Er be- weiſet durch verſchiedene Liſten, daß wenn man beyde Geſchlechter in Staͤdten und auf dem Lande zuſammen rechne, wenig- ſtens die Perſonen, ſo unter viertzig Jah- ren in beyden Geſchlechtern einander gleich ſeyn. Es ſtehen ihm aber einige Sterb- liſten aus Staͤdten entgegen, nach welchen in den erſten zehen Jahren ſo viel Knaben vor den Maͤdgens ſterben, daß der Uber- ſchuß dieſer ſo groß, als bey der Geburt der Uberſchuß jener geweſen. Der Herr Probſt muthmaſſet daher, daß auf dem Lande die- ſes nicht geſchehen muͤſſe, und wuͤnſchet von vielen Doͤrfern hierzu dienliche Sterb- liſten zu haben. Mir iſt ein leichteres Mit- tel eingefallen, dieſes auszumachen. An den Orten, wo diejenigen beſonders auf- geſchrieben werden, welche das Heil. Abend- mahl zum erſtenmahl genieſſen, kan man aus

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/168>, abgerufen am 24.11.2024.