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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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Cap. 28. v. 23. Der gütige Schöpffer
wollte seine Welt in diesem Aberglauben
nicht lassen. Das heiligste Wesen ver-
gnüget sich an Vollkommenheiten. Sel-
biges hat daher eine unendliche Begierde,
seine Welt so vollkommen zu machen, als
durch weise Mittel möglich ist. GOtt hat
derowegen auch die Seele der Menschen
mit einer bessern Erkenntniß zieren, und sie
vom Aberglauben und Lastern zurück zie-
hen wollen. Es sind die grösten Vorkeh-
rungen nöthig gewesen, diesen Endzweck
zuerst bey einem gantz kleinen Volcke zu er-
reichen. Die Juden waren es, an wel-
chen der HErr in dem mittlern Welt-Al-
ter vor andern gleichsam arbeitete, sie zu der
Erkenntniß der wahren eintzigen und un-
endlichen Gottheit, und zu einer unverän-
derlichen Treue gegen dieselbe zu bringen.
Und wie groß ist die Langmuth gewesen,
womit GOtt die Unbeständigkeit dieses
Volcks getragen? Wie offt kehrten sie zu-
rück zu dem Aberglauben der benachbarten
Heiden, und suchten bey Götzen ihr Glück?
Der HErr setzte diesen Abweichungen die
geschicktesten Mittel entgegen. Wenn sie
bey andern Gottheiten ihr Glück suchten,

machte



Cap. 28. v. 23. Der guͤtige Schoͤpffer
wollte ſeine Welt in dieſem Aberglauben
nicht laſſen. Das heiligſte Weſen ver-
gnuͤget ſich an Vollkommenheiten. Sel-
biges hat daher eine unendliche Begierde,
ſeine Welt ſo vollkommen zu machen, als
durch weiſe Mittel moͤglich iſt. GOtt hat
derowegen auch die Seele der Menſchen
mit einer beſſern Erkenntniß zieren, und ſie
vom Aberglauben und Laſtern zuruͤck zie-
hen wollen. Es ſind die groͤſten Vorkeh-
rungen noͤthig geweſen, dieſen Endzweck
zuerſt bey einem gantz kleinen Volcke zu er-
reichen. Die Juden waren es, an wel-
chen der HErr in dem mittlern Welt-Al-
ter vor andern gleichſam arbeitete, ſie zu der
Erkenntniß der wahren eintzigen und un-
endlichen Gottheit, und zu einer unveraͤn-
derlichen Treue gegen dieſelbe zu bringen.
Und wie groß iſt die Langmuth geweſen,
womit GOtt die Unbeſtaͤndigkeit dieſes
Volcks getragen? Wie offt kehrten ſie zu-
ruͤck zu dem Aberglauben der benachbarten
Heiden, und ſuchten bey Goͤtzen ihr Gluͤck?
Der HErr ſetzte dieſen Abweichungen die
geſchickteſten Mittel entgegen. Wenn ſie
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[91/0109] Cap. 28. v. 23. Der guͤtige Schoͤpffer wollte ſeine Welt in dieſem Aberglauben nicht laſſen. Das heiligſte Weſen ver- gnuͤget ſich an Vollkommenheiten. Sel- biges hat daher eine unendliche Begierde, ſeine Welt ſo vollkommen zu machen, als durch weiſe Mittel moͤglich iſt. GOtt hat derowegen auch die Seele der Menſchen mit einer beſſern Erkenntniß zieren, und ſie vom Aberglauben und Laſtern zuruͤck zie- hen wollen. Es ſind die groͤſten Vorkeh- rungen noͤthig geweſen, dieſen Endzweck zuerſt bey einem gantz kleinen Volcke zu er- reichen. Die Juden waren es, an wel- chen der HErr in dem mittlern Welt-Al- ter vor andern gleichſam arbeitete, ſie zu der Erkenntniß der wahren eintzigen und un- endlichen Gottheit, und zu einer unveraͤn- derlichen Treue gegen dieſelbe zu bringen. Und wie groß iſt die Langmuth geweſen, womit GOtt die Unbeſtaͤndigkeit dieſes Volcks getragen? Wie offt kehrten ſie zu- ruͤck zu dem Aberglauben der benachbarten Heiden, und ſuchten bey Goͤtzen ihr Gluͤck? Der HErr ſetzte dieſen Abweichungen die geſchickteſten Mittel entgegen. Wenn ſie bey andern Gottheiten ihr Gluͤck ſuchten, machte

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/109>, abgerufen am 22.11.2024.