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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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auf dem Kopffe nur mit der Haut bedeckt sey,
und darunter die Hirn-Schaale nach und
nach nnd bißweilen erst in anderthalb Jahren
zuwachse. Die Absicht GOttes hierbey ist
gantz besonders, und wird also hier von uns
billig noch ein wenig genauer betrachtet. Es
trägt dieses nicht nur dazu etwas bey, daß
die Eltern dieserwegen das Kind sehr müs-
sen inacht nehmen, mehr bey sich haben und
auf den Armen tragen, als umher kriechen
lassen: sondern ich erblicke darinnen auch
noch eine andere Weisheit und besondere
Gütigkeit. GOTT macht nichts um-
sonst, und was er also herfür bringet, muß
zur Vollkommenheit der Welt und der Cre-
atur gereichen, weil er unendlich gütig ist.
Nun bemercket man, daß der Mensch nach
seiner Größe vier bis sechsmahl mehr Ge-
hirne habe als die Thiere. Da nun die-
ses allen Menschen gemein, und von der
weisen Einrichtung GOttes gantz allein
herkommet, so muß die Vielheit des Gehir-
nes bey dem Menschen nöthig und von
grossen Nutzen seyn. Die Medici ma-
chen sehr wahrscheinlich, daß ein grosses
Gehirne nöthig bey einer Creatur, deren
Seele vieles empfinden und zugleich genau
von einander unterscheiden, und deren Cör-

per





auf dem Kopffe nur mit der Haut bedeckt ſey,
und darunter die Hirn-Schaale nach und
nach nnd bißweilen erſt in anderthalb Jahren
zuwachſe. Die Abſicht GOttes hierbey iſt
gantz beſonders, und wird alſo hier von uns
billig noch ein wenig genauer betrachtet. Es
traͤgt dieſes nicht nur dazu etwas bey, daß
die Eltern dieſerwegen das Kind ſehr muͤſ-
ſen inacht nehmen, mehr bey ſich haben und
auf den Armen tragen, als umher kriechen
laſſen: ſondern ich erblicke darinnen auch
noch eine andere Weisheit und beſondere
Guͤtigkeit. GOTT macht nichts um-
ſonſt, und was er alſo herfuͤr bringet, muß
zur Vollkommenheit der Welt und der Cre-
atur gereichen, weil er unendlich guͤtig iſt.
Nun bemercket man, daß der Menſch nach
ſeiner Groͤße vier bis ſechsmahl mehr Ge-
hirne habe als die Thiere. Da nun die-
ſes allen Menſchen gemein, und von der
weiſen Einrichtung GOttes gantz allein
herkommet, ſo muß die Vielheit des Gehir-
nes bey dem Menſchen noͤthig und von
groſſen Nutzen ſeyn. Die Medici ma-
chen ſehr wahrſcheinlich, daß ein groſſes
Gehirne noͤthig bey einer Creatur, deren
Seele vieles empfinden und zugleich genau
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[54/0090] auf dem Kopffe nur mit der Haut bedeckt ſey, und darunter die Hirn-Schaale nach und nach nnd bißweilen erſt in anderthalb Jahren zuwachſe. Die Abſicht GOttes hierbey iſt gantz beſonders, und wird alſo hier von uns billig noch ein wenig genauer betrachtet. Es traͤgt dieſes nicht nur dazu etwas bey, daß die Eltern dieſerwegen das Kind ſehr muͤſ- ſen inacht nehmen, mehr bey ſich haben und auf den Armen tragen, als umher kriechen laſſen: ſondern ich erblicke darinnen auch noch eine andere Weisheit und beſondere Guͤtigkeit. GOTT macht nichts um- ſonſt, und was er alſo herfuͤr bringet, muß zur Vollkommenheit der Welt und der Cre- atur gereichen, weil er unendlich guͤtig iſt. Nun bemercket man, daß der Menſch nach ſeiner Groͤße vier bis ſechsmahl mehr Ge- hirne habe als die Thiere. Da nun die- ſes allen Menſchen gemein, und von der weiſen Einrichtung GOttes gantz allein herkommet, ſo muß die Vielheit des Gehir- nes bey dem Menſchen noͤthig und von groſſen Nutzen ſeyn. Die Medici ma- chen ſehr wahrſcheinlich, daß ein groſſes Gehirne noͤthig bey einer Creatur, deren Seele vieles empfinden und zugleich genau von einander unterſcheiden, und deren Coͤr- per

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/90>, abgerufen am 24.11.2024.