Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.Sprache vieles bey.zu unserer Vernunfft bey die Sprache, wodurch wir einander unsere Gedancken eröffnen, und die Sachen besser, als ohne Worte von einander unterscheiden. Die Sprache ist eins der schönsten Jnstrumen- te unserer Glückseligkeit. Es ist wider meine Absicht allhier zu zeigen, wie nöthig die Sprache sey, wenn wir wollen allge- meine Begriffe und vernünfftige Schlüsse machen, und daß wir ohne Sprache darzu nicht wol geschickt sind. Jch will dero- wegen meinen Satz zu behaupten den ge- neigten Leser nur bitten einen stummen Menschen zu betrachten, und sich dessen elende Umstände recht lebendig vorzustellen, so wird er bald inne werden, was vor ei- ne grosse Glückseligkeiter vor einen Stum- men zum voraus habe, und wie vieler Nach- richten, Bequemlichkeiten und Vergnügen er durch die Sprache theilhafftig werde, deren er sonst entbehren müste. Jch will nur dieses gedencken, wie viele vergnügte Stunden machen wir uns nicht dadurch, daß wir mit guten Freunden reden, aller- hand Schrifften lesen, und ein angeneh- mes und artiges Lied singen? §. 7. Wie derMensch Die Sprache aber müssen wir auf die- se
Sprache vieles bey.zu unſerer Vernunfft bey die Sprache, wodurch wir einander unſere Gedancken eroͤffnen, und die Sachen beſſer, als ohne Worte von einander unterſcheiden. Die Sprache iſt eins der ſchoͤnſten Jnſtrumen- te unſerer Gluͤckſeligkeit. Es iſt wider meine Abſicht allhier zu zeigen, wie noͤthig die Sprache ſey, wenn wir wollen allge- meine Begriffe und vernuͤnfftige Schluͤſſe machen, und daß wir ohne Sprache darzu nicht wol geſchickt ſind. Jch will dero- wegen meinen Satz zu behaupten den ge- neigten Leſer nur bitten einen ſtummen Menſchen zu betrachten, und ſich deſſen elende Umſtaͤnde recht lebendig vorzuſtellen, ſo wird er bald inne werden, was vor ei- ne groſſe Gluͤckſeligkeiter vor einen Stum- men zum voraus habe, und wie vieler Nach- richten, Bequemlichkeiten und Vergnuͤgen er durch die Sprache theilhafftig werde, deren er ſonſt entbehren muͤſte. Jch will nur dieſes gedencken, wie viele vergnuͤgte Stunden machen wir uns nicht dadurch, daß wir mit guten Freunden reden, aller- hand Schrifften leſen, und ein angeneh- mes und artiges Lied ſingen? §. 7. Wie derMenſch Die Sprache aber muͤſſen wir auf die- ſe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="46"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><note place="left">Sprache<lb/> vieles<lb/> bey.</note>zu unſerer Vernunfft bey die Sprache,<lb/> wodurch wir einander unſere Gedancken<lb/> eroͤffnen, und die Sachen beſſer, als ohne<lb/> Worte von einander unterſcheiden. Die<lb/> Sprache iſt eins der ſchoͤnſten Jnſtrumen-<lb/> te unſerer Gluͤckſeligkeit. Es iſt wider<lb/> meine Abſicht allhier zu zeigen, wie noͤthig<lb/> die Sprache ſey, wenn wir wollen allge-<lb/> meine Begriffe und vernuͤnfftige Schluͤſſe<lb/> machen, und daß wir ohne Sprache darzu<lb/> nicht wol geſchickt ſind. Jch will dero-<lb/> wegen meinen Satz zu behaupten den ge-<lb/> neigten Leſer nur bitten einen ſtummen<lb/> Menſchen zu betrachten, und ſich deſſen<lb/> elende Umſtaͤnde recht lebendig vorzuſtellen,<lb/> ſo wird er bald inne werden, was vor ei-<lb/> ne groſſe Gluͤckſeligkeiter vor einen Stum-<lb/> men zum voraus habe, und wie vieler Nach-<lb/> richten, Bequemlichkeiten und Vergnuͤgen<lb/> er durch die Sprache theilhafftig werde,<lb/> deren er ſonſt entbehren muͤſte. Jch will<lb/> nur dieſes gedencken, wie viele vergnuͤgte<lb/> Stunden machen wir uns nicht dadurch,<lb/> daß wir mit guten Freunden reden, aller-<lb/> hand Schrifften leſen, und ein angeneh-<lb/> mes und artiges Lied ſingen?</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 7.</head><lb/> <note place="left">Wie der<lb/> Menſch</note> <p>Die Sprache aber muͤſſen wir auf die-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſe</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0082]
zu unſerer Vernunfft bey die Sprache,
wodurch wir einander unſere Gedancken
eroͤffnen, und die Sachen beſſer, als ohne
Worte von einander unterſcheiden. Die
Sprache iſt eins der ſchoͤnſten Jnſtrumen-
te unſerer Gluͤckſeligkeit. Es iſt wider
meine Abſicht allhier zu zeigen, wie noͤthig
die Sprache ſey, wenn wir wollen allge-
meine Begriffe und vernuͤnfftige Schluͤſſe
machen, und daß wir ohne Sprache darzu
nicht wol geſchickt ſind. Jch will dero-
wegen meinen Satz zu behaupten den ge-
neigten Leſer nur bitten einen ſtummen
Menſchen zu betrachten, und ſich deſſen
elende Umſtaͤnde recht lebendig vorzuſtellen,
ſo wird er bald inne werden, was vor ei-
ne groſſe Gluͤckſeligkeiter vor einen Stum-
men zum voraus habe, und wie vieler Nach-
richten, Bequemlichkeiten und Vergnuͤgen
er durch die Sprache theilhafftig werde,
deren er ſonſt entbehren muͤſte. Jch will
nur dieſes gedencken, wie viele vergnuͤgte
Stunden machen wir uns nicht dadurch,
daß wir mit guten Freunden reden, aller-
hand Schrifften leſen, und ein angeneh-
mes und artiges Lied ſingen?
Sprache
vieles
bey.
§. 7.
Die Sprache aber muͤſſen wir auf die-
ſe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |