Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.gebliebener Nachgebuhrt sterben. Und wenn alles glücklich von statten gangen, so muß doch die Wöchnerin einige Tage der Wärme des Bettes geniessen, und sich vor harter Speise hüten. Das Kind ist sehr schwach und hinfällig, und vieler Ge- fahr unterworffen. Der Kopff ist nicht, wie bey den Thieren, an allen Orten mit starcken Knochen geschlossen, sondern an vielen Stellen umgiebt ihn nur eine dünne Haut, worunter so gleich das Gehirne liegt, und grosser Gefahr gequetschet und zerstossen zu werden unterworffen ist. Und diese Oeffnung bleibet bey vielen weit über ein Jahr. Die Zähne kommen auch weit langsamer bey einem Kinde, als bey einem Thiere, und ist derowegen unumgänglich nothwendig, daß ein Kind lange gesäuget und mit weichlicher Speise und Breie ge- futtert werde. Es verläuft mehr als ein Jahr, ehe ein Kind auf seine sehr schwa- chen Füße treten, und hinter der Mutter herlauffen kann. Noch eine weit längere Zeit verstreichet, ehe das Kind seine eigene Nahrung suchen, und ohne seiner Eltern oder guter Freunde Hülffe leben kann. §. 3. Es wird vielleicht jemand einwendenDie Men- und C 4
gebliebener Nachgebuhrt ſterben. Und wenn alles gluͤcklich von ſtatten gangen, ſo muß doch die Woͤchnerin einige Tage der Waͤrme des Bettes genieſſen, und ſich vor harter Speiſe huͤten. Das Kind iſt ſehr ſchwach und hinfaͤllig, und vieler Ge- fahr unterworffen. Der Kopff iſt nicht, wie bey den Thieren, an allen Orten mit ſtarcken Knochen geſchloſſen, ſondern an vielen Stellen umgiebt ihn nur eine duͤnne Haut, worunter ſo gleich das Gehirne liegt, und groſſer Gefahr gequetſchet und zerſtoſſen zu werden unterworffen iſt. Und dieſe Oeffnung bleibet bey vielen weit uͤber ein Jahr. Die Zaͤhne kommen auch weit langſamer bey einem Kinde, als bey einem Thiere, und iſt derowegen unumgaͤnglich nothwendig, daß ein Kind lange geſaͤuget und mit weichlicher Speiſe und Breie ge- futtert werde. Es verlaͤuft mehr als ein Jahr, ehe ein Kind auf ſeine ſehr ſchwa- chen Fuͤße treten, und hinter der Mutter herlauffen kann. Noch eine weit laͤngere Zeit verſtreichet, ehe das Kind ſeine eigene Nahrung ſuchen, und ohne ſeiner Eltern oder guter Freunde Huͤlffe leben kann. §. 3. Es wird vielleicht jemand einwendenDie Men- und C 4
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gebliebener Nachgebuhrt ſterben. Und
wenn alles gluͤcklich von ſtatten gangen,
ſo muß doch die Woͤchnerin einige Tage
der Waͤrme des Bettes genieſſen, und ſich
vor harter Speiſe huͤten. Das Kind iſt
ſehr ſchwach und hinfaͤllig, und vieler Ge-
fahr unterworffen. Der Kopff iſt nicht,
wie bey den Thieren, an allen Orten mit
ſtarcken Knochen geſchloſſen, ſondern an
vielen Stellen umgiebt ihn nur eine duͤnne
Haut, worunter ſo gleich das Gehirne
liegt, und groſſer Gefahr gequetſchet und
zerſtoſſen zu werden unterworffen iſt. Und
dieſe Oeffnung bleibet bey vielen weit uͤber
ein Jahr. Die Zaͤhne kommen auch weit
langſamer bey einem Kinde, als bey einem
Thiere, und iſt derowegen unumgaͤnglich
nothwendig, daß ein Kind lange geſaͤuget
und mit weichlicher Speiſe und Breie ge-
futtert werde. Es verlaͤuft mehr als ein
Jahr, ehe ein Kind auf ſeine ſehr ſchwa-
chen Fuͤße treten, und hinter der Mutter
herlauffen kann. Noch eine weit laͤngere
Zeit verſtreichet, ehe das Kind ſeine eigene
Nahrung ſuchen, und ohne ſeiner Eltern
oder guter Freunde Huͤlffe leben kann.
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