v. 1. folgende Frage auf: Was wol- len wir hierzu sagen? Sollen wir in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde? Er verwirfft dieses mit vielen Worten. Wir wollen nur folgende zu unserm Beweise hieher ziehen. V. 17. heisset es: ihr seyd Knechte der Sünden gewesen, und v. 18. ihr seyd Knechte der Ge- rechtigkeit worden, nemlich durch den Glauben. V. 19. wird daraus der Schluß gemacht: begebet euere Glie- der zu Dienste der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden, d. i. so reichet nun dar in eurem Glauben die Tugend. (sie- he 2. Petr. Cap. 1. v. 5.) V. 22. wird eben dieser Schluß mit einer geringen Veränderung der Worte wiederholet. Nun ihr aber, heisset es daselbst, seyd von der Sünden frei und GOttes Knechte worden, nemlich durch den Glauben, habt ihr euere Frucht, nem- lich die Vergebung der Sünden und die Gnade GOttes nebst den übrigen Heils- gütern, daß ihr heilig werdet, oder zur Heiligung. Wer vernimmt hier- aus nicht, daß der Glaube gute und heilige Wercke würcken solle, und daß ohne dieselben Niemand ein Knecht GOt- tes bleiben könne? Nach der Lehre Pau- li ist derowegen der Glaube die eintzige
Be-
v. 1. folgende Frage auf: Was wol- len wir hierzu ſagen? Sollen wir in der Suͤnde beharren, auf daß die Gnade deſto maͤchtiger werde? Er verwirfft dieſes mit vielen Worten. Wir wollen nur folgende zu unſerm Beweiſe hieher ziehen. V. 17. heiſſet es: ihr ſeyd Knechte der Suͤnden geweſen, und v. 18. ihr ſeyd Knechte der Ge- rechtigkeit worden, nemlich durch den Glauben. V. 19. wird daraus der Schluß gemacht: begebet euere Glie- der zu Dienſte der Gerechtigkeit, daß ſie heilig werden, d. i. ſo reichet nun dar in eurem Glauben die Tugend. (ſie- he 2. Petr. Cap. 1. v. 5.) V. 22. wird eben dieſer Schluß mit einer geringen Veraͤnderung der Worte wiederholet. Nun ihr aber, heiſſet es daſelbſt, ſeyd von der Suͤnden frei und GOttes Knechte worden, nemlich durch den Glauben, habt ihr euere Frucht, nem- lich die Vergebung der Suͤnden und die Gnade GOttes nebſt den uͤbrigen Heils- guͤtern, daß ihr heilig werdet, oder zur Heiligung. Wer vernimmt hier- aus nicht, daß der Glaube gute und heilige Wercke wuͤrcken ſolle, und daß ohne dieſelben Niemand ein Knecht GOt- tes bleiben koͤnne? Nach der Lehre Pau- li iſt derowegen der Glaube die eintzige
Be-
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[514[510]/0546]
v. 1. folgende Frage auf: Was wol-
len wir hierzu ſagen? Sollen wir
in der Suͤnde beharren, auf daß die
Gnade deſto maͤchtiger werde? Er
verwirfft dieſes mit vielen Worten. Wir
wollen nur folgende zu unſerm Beweiſe
hieher ziehen. V. 17. heiſſet es: ihr
ſeyd Knechte der Suͤnden geweſen,
und v. 18. ihr ſeyd Knechte der Ge-
rechtigkeit worden, nemlich durch den
Glauben. V. 19. wird daraus der
Schluß gemacht: begebet euere Glie-
der zu Dienſte der Gerechtigkeit, daß
ſie heilig werden, d. i. ſo reichet nun
dar in eurem Glauben die Tugend. (ſie-
he 2. Petr. Cap. 1. v. 5.) V. 22. wird
eben dieſer Schluß mit einer geringen
Veraͤnderung der Worte wiederholet.
Nun ihr aber, heiſſet es daſelbſt, ſeyd
von der Suͤnden frei und GOttes
Knechte worden, nemlich durch den
Glauben, habt ihr euere Frucht, nem-
lich die Vergebung der Suͤnden und die
Gnade GOttes nebſt den uͤbrigen Heils-
guͤtern, daß ihr heilig werdet, oder
zur Heiligung. Wer vernimmt hier-
aus nicht, daß der Glaube gute und
heilige Wercke wuͤrcken ſolle, und daß
ohne dieſelben Niemand ein Knecht GOt-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 514[510]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/546>, abgerufen am 25.11.2024.
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