Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.Reich GOttes thue ohne des Gesetzes Werck, allein durch den Glauben. Daß Paulus in dieser Materie an diesem Orte überall auf die erste Einnahme in das Reich der Gnaden seine Gedancken gerichtet, ist vollkommen klar aus Röm. Cap. 5. v. 1. wo er schreibt: Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben. Er redet hier von der Rechtfertigung durch den Glauben, als einer bey ihm und den übrigen Bekehrten schon geschehenen Sache, und zielet al- so in seiner gantzen vorhergegangenen Disputation auf den ersten Augenblick der Aufnahme unter die Kinder GOt- tes. So bald er aber auf die Frage kommt, ob man auch ohne die Wercke der Heiligung ein Kind und Knecht GOt- tes bleiben könne, so setzt er die guten Wer- cke neben den Glauben, als eine Bedin- gung, ohne welche die erlangte Gerech- tigkeit nicht bestehen und fortdauren kan. Nachdem er weitläuftig bekräftiget, daß GOtt aus lauter Gnade, ohne Verdienst der Wercke, den gläubigen Sündern für gerecht erklären und unter seine Kinder zählen wolle, so begegnet er denen, die et- wa dencken möchten, so kan man ja wol sündigen, damit GOtt noch mehr Gele- genheit habe seine Gnade zu offenbahren. Er wirfft in dieser Absicht Röm. Cap. 6. v. 1. K k
Reich GOttes thue ohne des Geſetzes Werck, allein durch den Glauben. Daß Paulus in dieſer Materie an dieſem Orte uͤberall auf die erſte Einnahme in das Reich der Gnaden ſeine Gedancken gerichtet, iſt vollkommen klar aus Roͤm. Cap. 5. v. 1. wo er ſchreibt: Nun wir denn ſind gerecht worden durch den Glauben. Er redet hier von der Rechtfertigung durch den Glauben, als einer bey ihm und den uͤbrigen Bekehrten ſchon geſchehenen Sache, und zielet al- ſo in ſeiner gantzen vorhergegangenen Diſputation auf den erſten Augenblick der Aufnahme unter die Kinder GOt- tes. So bald er aber auf die Frage kommt, ob man auch ohne die Wercke der Heiligung ein Kind und Knecht GOt- tes bleiben koͤnne, ſo ſetzt er die guten Wer- cke neben den Glauben, als eine Bedin- gung, ohne welche die erlangte Gerech- tigkeit nicht beſtehen und fortdauren kan. Nachdem er weitlaͤuftig bekraͤftiget, daß GOtt aus lauter Gnade, ohne Verdienſt der Wercke, den glaͤubigen Suͤndern fuͤr gerecht erklaͤren und unter ſeine Kinder zaͤhlen wolle, ſo begegnet er denen, die et- wa dencken moͤchten, ſo kan man ja wol ſuͤndigen, damit GOtt noch mehr Gele- genheit habe ſeine Gnade zu offenbahren. Er wirfft in dieſer Abſicht Roͤm. Cap. 6. v. 1. K k
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Reich GOttes thue ohne des Geſetzes
Werck, allein durch den Glauben.
Daß Paulus in dieſer Materie an dieſem
Orte uͤberall auf die erſte Einnahme in
das Reich der Gnaden ſeine Gedancken
gerichtet, iſt vollkommen klar aus Roͤm.
Cap. 5. v. 1. wo er ſchreibt: Nun wir
denn ſind gerecht worden durch
den Glauben. Er redet hier von der
Rechtfertigung durch den Glauben, als
einer bey ihm und den uͤbrigen Bekehrten
ſchon geſchehenen Sache, und zielet al-
ſo in ſeiner gantzen vorhergegangenen
Diſputation auf den erſten Augenblick
der Aufnahme unter die Kinder GOt-
tes. So bald er aber auf die Frage
kommt, ob man auch ohne die Wercke
der Heiligung ein Kind und Knecht GOt-
tes bleiben koͤnne, ſo ſetzt er die guten Wer-
cke neben den Glauben, als eine Bedin-
gung, ohne welche die erlangte Gerech-
tigkeit nicht beſtehen und fortdauren kan.
Nachdem er weitlaͤuftig bekraͤftiget, daß
GOtt aus lauter Gnade, ohne Verdienſt
der Wercke, den glaͤubigen Suͤndern fuͤr
gerecht erklaͤren und unter ſeine Kinder
zaͤhlen wolle, ſo begegnet er denen, die et-
wa dencken moͤchten, ſo kan man ja wol
ſuͤndigen, damit GOtt noch mehr Gele-
genheit habe ſeine Gnade zu offenbahren.
Er wirfft in dieſer Abſicht Roͤm. Cap. 6.
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