Wenn denn als unstreitig kann ange-GOtt fin- det an Er- schaffung der Welt ein Ver- gnügen. nommen werden, daß diese Welt von einem ewigen, selbständigen, weisen und gütigen Wesen hervor gebracht und in diese schöne Ordnung zusammen gesetzet worden, so fragt sichs, was denn GOtt bewogen einen solchen grossen Bau auf- zuführen, und mit lebendigen Creatu- ren zu besetzen, und welches hierbey sei- ne Haupt-Absicht gewesen? Ein ver- nünfftiges Wesen erwehlet nichts, es muß denn etwas gutes seyn, und von ihm als etwas schönes angesehen wer- den, so daß es sein Vergnügen daran findet, wenn eine solche Sache ist. Da nun GOttes Einsicht alle andere Ver- nunfft auf eine unendliche Weise über- wieget, und er die Erschaffung dieser Welt durch seinen allervollkommensten Willen beschlossen und vollbracht; so muß er diese Welt als etwas gutes an- gesehen, und an ihrer Würcklichkeit ein besonderes Vergnügen haben.
§. 4.
dahin zu bewegen, daß er gedencke: Es möchte doch wohl ein GOtt seyn, ich muß mich bemühen hiervon weitere Gewißheit zu erlangen, und den- selben besser kennen zu lernen.
Erstes Stück. B
§. 3.
Wenn denn als unſtreitig kann ange-GOtt fin- det an Er- ſchaffung der Welt ein Ver- gnuͤgen. nommen werden, daß dieſe Welt von einem ewigen, ſelbſtaͤndigen, weiſen und guͤtigen Weſen hervor gebracht und in dieſe ſchoͤne Ordnung zuſammen geſetzet worden, ſo fragt ſichs, was denn GOtt bewogen einen ſolchen groſſen Bau auf- zufuͤhren, und mit lebendigen Creatu- ren zu beſetzen, und welches hierbey ſei- ne Haupt-Abſicht geweſen? Ein ver- nuͤnfftiges Weſen erwehlet nichts, es muß denn etwas gutes ſeyn, und von ihm als etwas ſchoͤnes angeſehen wer- den, ſo daß es ſein Vergnuͤgen daran findet, wenn eine ſolche Sache iſt. Da nun GOttes Einſicht alle andere Ver- nunfft auf eine unendliche Weiſe uͤber- wieget, und er die Erſchaffung dieſer Welt durch ſeinen allervollkommenſten Willen beſchloſſen und vollbracht; ſo muß er dieſe Welt als etwas gutes an- geſehen, und an ihrer Wuͤrcklichkeit ein beſonderes Vergnuͤgen haben.
§. 4.
dahin zu bewegen, daß er gedencke: Es moͤchte doch wohl ein GOtt ſeyn, ich muß mich bemuͤhen hiervon weitere Gewißheit zu erlangen, und den- ſelben beſſer kennen zu lernen.
Erſtes Stuͤck. B
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(*)
§. 3.
Wenn denn als unſtreitig kann ange-
nommen werden, daß dieſe Welt von
einem ewigen, ſelbſtaͤndigen, weiſen und
guͤtigen Weſen hervor gebracht und in
dieſe ſchoͤne Ordnung zuſammen geſetzet
worden, ſo fragt ſichs, was denn GOtt
bewogen einen ſolchen groſſen Bau auf-
zufuͤhren, und mit lebendigen Creatu-
ren zu beſetzen, und welches hierbey ſei-
ne Haupt-Abſicht geweſen? Ein ver-
nuͤnfftiges Weſen erwehlet nichts, es
muß denn etwas gutes ſeyn, und von
ihm als etwas ſchoͤnes angeſehen wer-
den, ſo daß es ſein Vergnuͤgen daran
findet, wenn eine ſolche Sache iſt. Da
nun GOttes Einſicht alle andere Ver-
nunfft auf eine unendliche Weiſe uͤber-
wieget, und er die Erſchaffung dieſer
Welt durch ſeinen allervollkommenſten
Willen beſchloſſen und vollbracht; ſo
muß er dieſe Welt als etwas gutes an-
geſehen, und an ihrer Wuͤrcklichkeit ein
beſonderes Vergnuͤgen haben.
GOtt fin-
det an Er-
ſchaffung
der Welt
ein Ver-
gnuͤgen.
§. 4.
(*) dahin zu bewegen, daß er gedencke: Es moͤchte
doch wohl ein GOtt ſeyn, ich muß mich bemuͤhen
hiervon weitere Gewißheit zu erlangen, und den-
ſelben beſſer kennen zu lernen.
Erſtes Stuͤck. B
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/53>, abgerufen am 20.11.2024.
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