Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





ter Mensch sey als ein Rebell in dem
Reiche GOttes zu betrachten. Denn
wer seinem rechtmäßigen Oberhaupte
den Gehorsahm aufsagt und sich wider
das gemeine Beste auflehnet, verdienet
schon den Nahmen eines rebellischen
Bürgers. Dieses aber wird von einem
Unbekehrten nicht schwehr zu beweisen
seyn. Selbiger gehorchet solchen Be-
gierden, welche weder mit dem Willen
GOttes noch mit der allgemeinen Wol-
fahrt des menschlichen Geschlechts über-
einstimmen. Ein solcher erklärt sich al-
so durch die That wider GOtt als sei-
nen rechtmäßigen Oberherrn, und ent-
ziehet sich muthwillig dem Gehorsahm,
den er diesem seinem Schöpfer schuldig
ist, er setzt das Reich desselben in Unru-
he und macht die Mitbürger unglücklich.
Man betrachte nur diese Welt, so wird
man gewahr werden, wie viel Elend die
unordentlichen Begierden der Menschen
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]eugen. Da ist immer einer wider den
andern, einer sucht des andern Wol-
[f]ahrt zu hindern und gäntzlich aufzuhe-
[b]en, da ein jeder den andern als sich
selbst lieben solte. Weil nun ein jeder
Mensch von Natur von solchen unseeli-
gen Begierden beherrschet wird, so ist
klar, daß ein jeder Mensch vermöge sei-
ner verderbten Natur vor seiner Bekeh-

rung
H h 3





ter Menſch ſey als ein Rebell in dem
Reiche GOttes zu betrachten. Denn
wer ſeinem rechtmaͤßigen Oberhaupte
den Gehorſahm aufſagt und ſich wider
das gemeine Beſte auflehnet, verdienet
ſchon den Nahmen eines rebelliſchen
Buͤrgers. Dieſes aber wird von einem
Unbekehrten nicht ſchwehr zu beweiſen
ſeyn. Selbiger gehorchet ſolchen Be-
gierden, welche weder mit dem Willen
GOttes noch mit der allgemeinen Wol-
fahrt des menſchlichen Geſchlechts uͤber-
einſtimmen. Ein ſolcher erklaͤrt ſich al-
ſo durch die That wider GOtt als ſei-
nen rechtmaͤßigen Oberherrn, und ent-
ziehet ſich muthwillig dem Gehorſahm,
den er dieſem ſeinem Schoͤpfer ſchuldig
iſt, er ſetzt das Reich deſſelben in Unru-
he und macht die Mitbuͤrger ungluͤcklich.
Man betrachte nur dieſe Welt, ſo wird
man gewahr werden, wie viel Elend die
unordentlichen Begierden der Menſchen
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]eugen. Da iſt immer einer wider den
andern, einer ſucht des andern Wol-
[f]ahrt zu hindern und gaͤntzlich aufzuhe-
[b]en, da ein jeder den andern als ſich
ſelbſt lieben ſolte. Weil nun ein jeder
Menſch von Natur von ſolchen unſeeli-
gen Begierden beherrſchet wird, ſo iſt
klar, daß ein jeder Menſch vermoͤge ſei-
ner verderbten Natur vor ſeiner Bekeh-

rung
H h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0517" n="485[481]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ter Men&#x017F;ch &#x017F;ey als ein Rebell in dem<lb/>
Reiche GOttes zu betrachten. Denn<lb/>
wer &#x017F;einem rechtma&#x0364;ßigen Oberhaupte<lb/>
den Gehor&#x017F;ahm auf&#x017F;agt und &#x017F;ich wider<lb/>
das gemeine Be&#x017F;te auflehnet, verdienet<lb/>
&#x017F;chon den Nahmen eines rebelli&#x017F;chen<lb/>
Bu&#x0364;rgers. Die&#x017F;es aber wird von einem<lb/>
Unbekehrten nicht &#x017F;chwehr zu bewei&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn. Selbiger gehorchet &#x017F;olchen Be-<lb/>
gierden, welche weder mit dem Willen<lb/>
GOttes noch mit der allgemeinen Wol-<lb/>
fahrt des men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts u&#x0364;ber-<lb/>
ein&#x017F;timmen. Ein &#x017F;olcher erkla&#x0364;rt &#x017F;ich al-<lb/>
&#x017F;o durch die That wider GOtt als &#x017F;ei-<lb/>
nen rechtma&#x0364;ßigen Oberherrn, und ent-<lb/>
ziehet &#x017F;ich muthwillig dem Gehor&#x017F;ahm,<lb/>
den er die&#x017F;em &#x017F;einem Scho&#x0364;pfer &#x017F;chuldig<lb/>
i&#x017F;t, er &#x017F;etzt das Reich de&#x017F;&#x017F;elben in Unru-<lb/>
he und macht die Mitbu&#x0364;rger unglu&#x0364;cklich.<lb/>
Man betrachte nur die&#x017F;e Welt, &#x017F;o wird<lb/>
man gewahr werden, wie viel Elend die<lb/>
unordentlichen Begierden der Men&#x017F;chen<lb/><gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>eugen. Da i&#x017F;t immer einer wider den<lb/>
andern, einer &#x017F;ucht des andern Wol-<lb/><supplied>f</supplied>ahrt zu hindern und ga&#x0364;ntzlich aufzuhe-<lb/><supplied>b</supplied>en, da ein jeder den andern als &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t lieben &#x017F;olte. Weil nun ein jeder<lb/>
Men&#x017F;ch von Natur von &#x017F;olchen un&#x017F;eeli-<lb/>
gen Begierden beherr&#x017F;chet wird, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
klar, daß ein jeder Men&#x017F;ch vermo&#x0364;ge &#x017F;ei-<lb/>
ner verderbten Natur vor &#x017F;einer Bekeh-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 3</fw><fw place="bottom" type="catch">rung</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485[481]/0517] ter Menſch ſey als ein Rebell in dem Reiche GOttes zu betrachten. Denn wer ſeinem rechtmaͤßigen Oberhaupte den Gehorſahm aufſagt und ſich wider das gemeine Beſte auflehnet, verdienet ſchon den Nahmen eines rebelliſchen Buͤrgers. Dieſes aber wird von einem Unbekehrten nicht ſchwehr zu beweiſen ſeyn. Selbiger gehorchet ſolchen Be- gierden, welche weder mit dem Willen GOttes noch mit der allgemeinen Wol- fahrt des menſchlichen Geſchlechts uͤber- einſtimmen. Ein ſolcher erklaͤrt ſich al- ſo durch die That wider GOtt als ſei- nen rechtmaͤßigen Oberherrn, und ent- ziehet ſich muthwillig dem Gehorſahm, den er dieſem ſeinem Schoͤpfer ſchuldig iſt, er ſetzt das Reich deſſelben in Unru- he und macht die Mitbuͤrger ungluͤcklich. Man betrachte nur dieſe Welt, ſo wird man gewahr werden, wie viel Elend die unordentlichen Begierden der Menſchen _eugen. Da iſt immer einer wider den andern, einer ſucht des andern Wol- fahrt zu hindern und gaͤntzlich aufzuhe- ben, da ein jeder den andern als ſich ſelbſt lieben ſolte. Weil nun ein jeder Menſch von Natur von ſolchen unſeeli- gen Begierden beherrſchet wird, ſo iſt klar, daß ein jeder Menſch vermoͤge ſei- ner verderbten Natur vor ſeiner Bekeh- rung H h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/517
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 485[481]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/517>, abgerufen am 28.11.2024.