ten des Menschen, (causa impulsiua minus principalis,) unter welcher GOtt den Sünder rechtfertiget, Glau- be und gute Wercke seyn: Die Prote- stanten aber lehren, daß der Glaube al- lein einen Menschen in die Gnade GOt- tes setze und ihn zu einem Bürger des Reichs Christi mache. Weil wir nun dafür halten, daß unsere Lehre hievon sich am deutlichsten begreiffen und von den Einwürffen der Gegner am leichte- sten befreien lässet, wenn man die Ur- sach vor Augen hat, welche GOtt be- wogen den Glauben als eine Bedingung der Rechtfertigung zu fordern; so haben wir auch mit wenigen von derselben in diesen Blättern handeln wollen. Wir setzen die Gründe, so wir hierzu von nöthen haben, wie sonst, voraus.
§. 2.
Der na- türliche rohe Mensch ist als ein Rebell in dem Rei che GOt- tes anzu- sehen.
Zuförderst müssen wir mit wenig Worten berühren, wie der Mensch in seinem natürlichen Zustande in Absicht auf das Reich GOttes anzusehen. Wer sich nun selbst kennet und die unordent- lichen Begierden bemercket, die von Natur in uns herrschen, der wird uns nicht wiedersprechen, wenn wir behaup- ten, ein natürlicher roher und unbekehr-
ter
ten des Menſchen, (cauſa impulſiua minus principalis,) unter welcher GOtt den Suͤnder rechtfertiget, Glau- be und gute Wercke ſeyn: Die Prote- ſtanten aber lehren, daß der Glaube al- lein einen Menſchen in die Gnade GOt- tes ſetze und ihn zu einem Buͤrger des Reichs Chriſti mache. Weil wir nun dafuͤr halten, daß unſere Lehre hievon ſich am deutlichſten begreiffen und von den Einwuͤrffen der Gegner am leichte- ſten befreien laͤſſet, wenn man die Ur- ſach vor Augen hat, welche GOtt be- wogen den Glauben als eine Bedingung der Rechtfertigung zu fordern; ſo haben wir auch mit wenigen von derſelben in dieſen Blaͤttern handeln wollen. Wir ſetzen die Gruͤnde, ſo wir hierzu von noͤthen haben, wie ſonſt, voraus.
§. 2.
Der na- tuͤrliche rohe Menſch iſt als ein Rebell in dem Rei che GOt- tes anzu- ſehen.
Zufoͤrderſt muͤſſen wir mit wenig Worten beruͤhren, wie der Menſch in ſeinem natuͤrlichen Zuſtande in Abſicht auf das Reich GOttes anzuſehen. Wer ſich nun ſelbſt kennet und die unordent- lichen Begierden bemercket, die von Natur in uns herrſchen, der wird uns nicht wiederſprechen, wenn wir behaup- ten, ein natuͤrlicher roher und unbekehr-
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[484[480]/0516]
ten des Menſchen, (cauſa impulſiua
minus principalis,) unter welcher
GOtt den Suͤnder rechtfertiget, Glau-
be und gute Wercke ſeyn: Die Prote-
ſtanten aber lehren, daß der Glaube al-
lein einen Menſchen in die Gnade GOt-
tes ſetze und ihn zu einem Buͤrger des
Reichs Chriſti mache. Weil wir nun
dafuͤr halten, daß unſere Lehre hievon
ſich am deutlichſten begreiffen und von
den Einwuͤrffen der Gegner am leichte-
ſten befreien laͤſſet, wenn man die Ur-
ſach vor Augen hat, welche GOtt be-
wogen den Glauben als eine Bedingung
der Rechtfertigung zu fordern; ſo haben
wir auch mit wenigen von derſelben in
dieſen Blaͤttern handeln wollen. Wir
ſetzen die Gruͤnde, ſo wir hierzu von
noͤthen haben, wie ſonſt, voraus.
§. 2.
Zufoͤrderſt muͤſſen wir mit wenig
Worten beruͤhren, wie der Menſch in
ſeinem natuͤrlichen Zuſtande in Abſicht
auf das Reich GOttes anzuſehen. Wer
ſich nun ſelbſt kennet und die unordent-
lichen Begierden bemercket, die von
Natur in uns herrſchen, der wird uns
nicht wiederſprechen, wenn wir behaup-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 484[480]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/516>, abgerufen am 20.11.2024.
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