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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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ten des Menschen, (causa impulsiua
minus principalis,
) unter welcher
GOtt den Sünder rechtfertiget, Glau-
be und gute Wercke seyn: Die Prote-
stanten aber lehren, daß der Glaube al-
lein einen Menschen in die Gnade GOt-
tes setze und ihn zu einem Bürger des
Reichs Christi mache. Weil wir nun
dafür halten, daß unsere Lehre hievon
sich am deutlichsten begreiffen und von
den Einwürffen der Gegner am leichte-
sten befreien lässet, wenn man die Ur-
sach vor Augen hat, welche GOtt be-
wogen den Glauben als eine Bedingung
der Rechtfertigung zu fordern; so haben
wir auch mit wenigen von derselben in
diesen Blättern handeln wollen. Wir
setzen die Gründe, so wir hierzu von
nöthen haben, wie sonst, voraus.

§. 2.
Der na-
türliche
rohe
Mensch
ist als ein
Rebell in
dem Rei
che GOt-
tes anzu-
sehen.

Zuförderst müssen wir mit wenig
Worten berühren, wie der Mensch in
seinem natürlichen Zustande in Absicht
auf das Reich GOttes anzusehen. Wer
sich nun selbst kennet und die unordent-
lichen Begierden bemercket, die von
Natur in uns herrschen, der wird uns
nicht wiedersprechen, wenn wir behaup-
ten, ein natürlicher roher und unbekehr-

ter





ten des Menſchen, (cauſa impulſiua
minus principalis,
) unter welcher
GOtt den Suͤnder rechtfertiget, Glau-
be und gute Wercke ſeyn: Die Prote-
ſtanten aber lehren, daß der Glaube al-
lein einen Menſchen in die Gnade GOt-
tes ſetze und ihn zu einem Buͤrger des
Reichs Chriſti mache. Weil wir nun
dafuͤr halten, daß unſere Lehre hievon
ſich am deutlichſten begreiffen und von
den Einwuͤrffen der Gegner am leichte-
ſten befreien laͤſſet, wenn man die Ur-
ſach vor Augen hat, welche GOtt be-
wogen den Glauben als eine Bedingung
der Rechtfertigung zu fordern; ſo haben
wir auch mit wenigen von derſelben in
dieſen Blaͤttern handeln wollen. Wir
ſetzen die Gruͤnde, ſo wir hierzu von
noͤthen haben, wie ſonſt, voraus.

§. 2.
Der na-
tuͤrliche
rohe
Menſch
iſt als ein
Rebell in
dem Rei
che GOt-
tes anzu-
ſehen.

Zufoͤrderſt muͤſſen wir mit wenig
Worten beruͤhren, wie der Menſch in
ſeinem natuͤrlichen Zuſtande in Abſicht
auf das Reich GOttes anzuſehen. Wer
ſich nun ſelbſt kennet und die unordent-
lichen Begierden bemercket, die von
Natur in uns herrſchen, der wird uns
nicht wiederſprechen, wenn wir behaup-
ten, ein natuͤrlicher roher und unbekehr-

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[484[480]/0516] ten des Menſchen, (cauſa impulſiua minus principalis,) unter welcher GOtt den Suͤnder rechtfertiget, Glau- be und gute Wercke ſeyn: Die Prote- ſtanten aber lehren, daß der Glaube al- lein einen Menſchen in die Gnade GOt- tes ſetze und ihn zu einem Buͤrger des Reichs Chriſti mache. Weil wir nun dafuͤr halten, daß unſere Lehre hievon ſich am deutlichſten begreiffen und von den Einwuͤrffen der Gegner am leichte- ſten befreien laͤſſet, wenn man die Ur- ſach vor Augen hat, welche GOtt be- wogen den Glauben als eine Bedingung der Rechtfertigung zu fordern; ſo haben wir auch mit wenigen von derſelben in dieſen Blaͤttern handeln wollen. Wir ſetzen die Gruͤnde, ſo wir hierzu von noͤthen haben, wie ſonſt, voraus. §. 2. Zufoͤrderſt muͤſſen wir mit wenig Worten beruͤhren, wie der Menſch in ſeinem natuͤrlichen Zuſtande in Abſicht auf das Reich GOttes anzuſehen. Wer ſich nun ſelbſt kennet und die unordent- lichen Begierden bemercket, die von Natur in uns herrſchen, der wird uns nicht wiederſprechen, wenn wir behaup- ten, ein natuͤrlicher roher und unbekehr- ter

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 484[480]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/516>, abgerufen am 20.11.2024.