Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.ohne alle Bedingung theilhaftig würden, sondern wer nun die Gnade GOttes würcklich geniessen will, muß mit dem- jenigen Glauben, den GOtt würcken will, gezieret seyn, welcher die unordent- lichen Begierden besieget. Daß uns fer- ner durch die Gnugthuung JEsu der Himmel nur unter gewissen Bedingun- gen erworben und zugeeignet werde, leh- ret die Schrift an unzähligen Orten. Christus zeiget diese Bedingungen selbst an Marc. Cap. 16. v. 16. Joh. Cap. 3. v. 16. 17. 18. Matth. Cap. 7. v. 21. Und hätte GOtt einer jeden boshaftigen See- le einen Ort in dem Himmel gönnen wollen, was wäre es nöthig gewesen sei- nen gerechten Abscheu für der Sünde auf eine so merckliche Art an einem un- schuldigen Bürgen zu offenbahren? Ja würde es nicht wider einander lauffen, den grösten Abscheu für der Sünde auf der einen Seite an den Tag legen, und auf der andern sich gegen boshafte Sün- der und gegen treue und fromme Seelen auf eine gleich gnädige Weise verhalten? Der heilige Verfasser des Briefes an die Hebräer schreibt daher, daß uns Christus die Freiheit zu dem Eingange in den Himmel erworben, wir solten daher nicht stille sitzen und mit den thörigten Jung- frauen schlafen, sondern auf gehörige Weise G g 5
ohne alle Bedingung theilhaftig wuͤrden, ſondern wer nun die Gnade GOttes wuͤrcklich genieſſen will, muß mit dem- jenigen Glauben, den GOtt wuͤrcken will, gezieret ſeyn, welcher die unordent- lichen Begierden beſieget. Daß uns fer- ner durch die Gnugthuung JEſu der Himmel nur unter gewiſſen Bedingun- gen erworben und zugeeignet werde, leh- ret die Schrift an unzaͤhligen Orten. Chriſtus zeiget dieſe Bedingungen ſelbſt an Marc. Cap. 16. v. 16. Joh. Cap. 3. v. 16. 17. 18. Matth. Cap. 7. v. 21. Und haͤtte GOtt einer jeden boshaftigen See- le einen Ort in dem Himmel goͤnnen wollen, was waͤre es noͤthig geweſen ſei- nen gerechten Abſcheu fuͤr der Suͤnde auf eine ſo merckliche Art an einem un- ſchuldigen Buͤrgen zu offenbahren? Ja wuͤrde es nicht wider einander lauffen, den groͤſten Abſcheu fuͤr der Suͤnde auf der einen Seite an den Tag legen, und auf der andern ſich gegen boshafte Suͤn- der und gegen treue und fromme Seelen auf eine gleich gnaͤdige Weiſe verhalten? Der heilige Verfaſſer des Briefes an die Hebraͤer ſchreibt daher, daß uns Chriſtus die Freiheit zu dem Eingange in den Himmel erworben, wir ſolten daher nicht ſtille ſitzen und mit den thoͤrigten Jung- frauen ſchlafen, ſondern auf gehoͤrige Weiſe G g 5
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wuͤrcklich genieſſen will, muß mit dem-
jenigen Glauben, den GOtt wuͤrcken
will, gezieret ſeyn, welcher die unordent-
lichen Begierden beſieget. Daß uns fer-
ner durch die Gnugthuung JEſu der
Himmel nur unter gewiſſen Bedingun-
gen erworben und zugeeignet werde, leh-
ret die Schrift an unzaͤhligen Orten.
Chriſtus zeiget dieſe Bedingungen ſelbſt
an Marc. Cap. 16. v. 16. Joh. Cap. 3.
v. 16. 17. 18. Matth. Cap. 7. v. 21. Und
haͤtte GOtt einer jeden boshaftigen See-
le einen Ort in dem Himmel goͤnnen
wollen, was waͤre es noͤthig geweſen ſei-
nen gerechten Abſcheu fuͤr der Suͤnde
auf eine ſo merckliche Art an einem un-
ſchuldigen Buͤrgen zu offenbahren? Ja
wuͤrde es nicht wider einander lauffen,
den groͤſten Abſcheu fuͤr der Suͤnde auf
der einen Seite an den Tag legen, und
auf der andern ſich gegen boshafte Suͤn-
der und gegen treue und fromme Seelen
auf eine gleich gnaͤdige Weiſe verhalten?
Der heilige Verfaſſer des Briefes an die
Hebraͤer ſchreibt daher, daß uns Chriſtus
die Freiheit zu dem Eingange in den
Himmel erworben, wir ſolten daher nicht
ſtille ſitzen und mit den thoͤrigten Jung-
frauen ſchlafen, ſondern auf gehoͤrige
Weiſe
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