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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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sondern
leitet zur
Busse.
unnöthig, daß man der sündlichen Lust
mit so gar grosser Sorgfalt widerstehet.
Christus hat uns die Seeligkeit erwor-
ben, derowegen ist es unnöthig mit
Furcht und Zittern zu schaffen, daß man
selbige erhalten möge. Die ersten Sä-
tze in diesen Schlüssen sind nicht genug-
sam eingeschräncket und umschrieben, und
daher kommt die Unrichtigkeit der Folgen,
so daraus hergeleitet werden. Christus
hat für alle Sünden gnug gethan, aber
nur in so fern, daß einem jeden unter der
Bedingung und Ordnung wahrer Bus-
se Gnade angebothen und die Sünder er-
mahnet werden selbige anzunehmen. Wir
sind von Natur abtrünnige Knechte.
GOtt hätte uns dieserwegen auf ewig ver-
werffen können, er hat aber beschlossen sich
unser zu erbarmen. Er will, daß wir wie-
der umkehren und in seinem Dienst einer
wahren Seeligkeit geniessen mögen. Da-
mit wir hierzu desto eher möchten beweget
werden, hat er an JEsu seine Gerechtig-
keit und ernstlichen Abscheu für der Sün-
de offenbahret. Dieses ist also nicht ge-
schehen, daß wir abtrünnige und wider-
spenstige Knechte bleiben sollen, sondern
daß wir destomehr Bewegungsgründe
haben mögen wieder umzukehren, und an
den Leiden des Mittlers lernen, was für
Strafen auf uns warten, wenn wir die

ange-





ſondern
leitet zur
Buſſe.
unnoͤthig, daß man der ſuͤndlichen Luſt
mit ſo gar groſſer Sorgfalt widerſtehet.
Chriſtus hat uns die Seeligkeit erwor-
ben, derowegen iſt es unnoͤthig mit
Furcht und Zittern zu ſchaffen, daß man
ſelbige erhalten moͤge. Die erſten Saͤ-
tze in dieſen Schluͤſſen ſind nicht genug-
ſam eingeſchraͤncket und umſchrieben, und
daher kommt die Unrichtigkeit der Folgen,
ſo daraus hergeleitet werden. Chriſtus
hat fuͤr alle Suͤnden gnug gethan, aber
nur in ſo fern, daß einem jeden unter der
Bedingung und Ordnung wahrer Buſ-
ſe Gnade angebothen und die Suͤnder er-
mahnet werden ſelbige anzunehmen. Wir
ſind von Natur abtruͤnnige Knechte.
GOtt haͤtte uns dieſerwegen auf ewig ver-
werffen koͤnnen, er hat aber beſchloſſen ſich
unſer zu erbarmen. Er will, daß wir wie-
der umkehren und in ſeinem Dienſt einer
wahren Seeligkeit genieſſen moͤgen. Da-
mit wir hierzu deſto eher moͤchten beweget
werden, hat er an JEſu ſeine Gerechtig-
keit und ernſtlichen Abſcheu fuͤr der Suͤn-
de offenbahret. Dieſes iſt alſo nicht ge-
ſchehen, daß wir abtruͤnnige und wider-
ſpenſtige Knechte bleiben ſollen, ſondern
daß wir deſtomehr Bewegungsgruͤnde
haben moͤgen wieder umzukehren, und an
den Leiden des Mittlers lernen, was fuͤr
Strafen auf uns warten, wenn wir die

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[468[464]/0500] unnoͤthig, daß man der ſuͤndlichen Luſt mit ſo gar groſſer Sorgfalt widerſtehet. Chriſtus hat uns die Seeligkeit erwor- ben, derowegen iſt es unnoͤthig mit Furcht und Zittern zu ſchaffen, daß man ſelbige erhalten moͤge. Die erſten Saͤ- tze in dieſen Schluͤſſen ſind nicht genug- ſam eingeſchraͤncket und umſchrieben, und daher kommt die Unrichtigkeit der Folgen, ſo daraus hergeleitet werden. Chriſtus hat fuͤr alle Suͤnden gnug gethan, aber nur in ſo fern, daß einem jeden unter der Bedingung und Ordnung wahrer Buſ- ſe Gnade angebothen und die Suͤnder er- mahnet werden ſelbige anzunehmen. Wir ſind von Natur abtruͤnnige Knechte. GOtt haͤtte uns dieſerwegen auf ewig ver- werffen koͤnnen, er hat aber beſchloſſen ſich unſer zu erbarmen. Er will, daß wir wie- der umkehren und in ſeinem Dienſt einer wahren Seeligkeit genieſſen moͤgen. Da- mit wir hierzu deſto eher moͤchten beweget werden, hat er an JEſu ſeine Gerechtig- keit und ernſtlichen Abſcheu fuͤr der Suͤn- de offenbahret. Dieſes iſt alſo nicht ge- ſchehen, daß wir abtruͤnnige und wider- ſpenſtige Knechte bleiben ſollen, ſondern daß wir deſtomehr Bewegungsgruͤnde haben moͤgen wieder umzukehren, und an den Leiden des Mittlers lernen, was fuͤr Strafen auf uns warten, wenn wir die ange- ſondern leitet zur Buſſe.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 468[464]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/500>, abgerufen am 29.11.2024.