Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.sich recht lebhaft vorstellet: siehe dieß ist auch eine Seele, für welche GOtt sei- nen Sohn dahin gegeben? Wie solte ein Gemüth von Ueberlegung, welches durch das Andencken der Gnugthuung JEsu zur Liebe GOttes bewogen wor- den, gegen den Nebenmenschen ohne alle Liebe bleiben können, der doch von GOtt durch Christum gleiche Gnade empfan- gen? Würde es nicht eine Verachtung GOttes seyn, wenn wir denjenigen aller Liebe wolten unwürdig schätzen, den er doch so hoch geachtet, daß er JEsum für ihn sterben lassen? Paulus stellet den Corinthern gleichfalls die Gnugthuung Christi vor, wenn er sie bewegen will, sich gegen ihre Nebenmenschen als Brü- der zu beweisen. Es waren unter den Corinthern gesetzte Christen, welche sich der christlichen Freiheit bedienten und von dem Fleisch assen, davon ein Theil von den Heiden den Götzen war geopf- fert worden. Es waren aber auch an- dere besonders aus dem Judenthum da- selbst, welche sich ein Gewissen machten von solchem Fleisch zu nehmen. Aus dem Zusammenhange des Cap. 8. 1 Cor. besonders aus v. 9. 10. kan man leicht abnehmen, daß diejenigen Corinther, welche sich kein Gewissen machten solch Fleisch zu essen, die Schwächern biswei- len
ſich recht lebhaft vorſtellet: ſiehe dieß iſt auch eine Seele, fuͤr welche GOtt ſei- nen Sohn dahin gegeben? Wie ſolte ein Gemuͤth von Ueberlegung, welches durch das Andencken der Gnugthuung JEſu zur Liebe GOttes bewogen wor- den, gegen den Nebenmenſchen ohne alle Liebe bleiben koͤnnen, der doch von GOtt durch Chriſtum gleiche Gnade empfan- gen? Wuͤrde es nicht eine Verachtung GOttes ſeyn, wenn wir denjenigen aller Liebe wolten unwuͤrdig ſchaͤtzen, den er doch ſo hoch geachtet, daß er JEſum fuͤr ihn ſterben laſſen? Paulus ſtellet den Corinthern gleichfalls die Gnugthuung Chriſti vor, wenn er ſie bewegen will, ſich gegen ihre Nebenmenſchen als Bruͤ- der zu beweiſen. Es waren unter den Corinthern geſetzte Chriſten, welche ſich der chriſtlichen Freiheit bedienten und von dem Fleiſch aſſen, davon ein Theil von den Heiden den Goͤtzen war geopf- fert worden. Es waren aber auch an- dere beſonders aus dem Judenthum da- ſelbſt, welche ſich ein Gewiſſen machten von ſolchem Fleiſch zu nehmen. Aus dem Zuſammenhange des Cap. 8. 1 Cor. beſonders aus v. 9. 10. kan man leicht abnehmen, daß diejenigen Corinther, welche ſich kein Gewiſſen machten ſolch Fleiſch zu eſſen, die Schwaͤchern biswei- len
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iſt auch eine Seele, fuͤr welche GOtt ſei-
nen Sohn dahin gegeben? Wie ſolte
ein Gemuͤth von Ueberlegung, welches
durch das Andencken der Gnugthuung
JEſu zur Liebe GOttes bewogen wor-
den, gegen den Nebenmenſchen ohne alle
Liebe bleiben koͤnnen, der doch von GOtt
durch Chriſtum gleiche Gnade empfan-
gen? Wuͤrde es nicht eine Verachtung
GOttes ſeyn, wenn wir denjenigen aller
Liebe wolten unwuͤrdig ſchaͤtzen, den er
doch ſo hoch geachtet, daß er JEſum fuͤr
ihn ſterben laſſen? Paulus ſtellet den
Corinthern gleichfalls die Gnugthuung
Chriſti vor, wenn er ſie bewegen will,
ſich gegen ihre Nebenmenſchen als Bruͤ-
der zu beweiſen. Es waren unter den
Corinthern geſetzte Chriſten, welche ſich
der chriſtlichen Freiheit bedienten und
von dem Fleiſch aſſen, davon ein Theil
von den Heiden den Goͤtzen war geopf-
fert worden. Es waren aber auch an-
dere beſonders aus dem Judenthum da-
ſelbſt, welche ſich ein Gewiſſen machten
von ſolchem Fleiſch zu nehmen. Aus
dem Zuſammenhange des Cap. 8. 1 Cor.
beſonders aus v. 9. 10. kan man leicht
abnehmen, daß diejenigen Corinther,
welche ſich kein Gewiſſen machten ſolch
Fleiſch zu eſſen, die Schwaͤchern biswei-
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