Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.Virgil oder Mollier aufgeführet wor- den, so würde sie auch denen gefallen, die sie anjetzt verachten. Da sie aber GOtt auf dem Schauplatz dieser Erden würck- lich gemacht, so soll nichts als unänständi- ges Wesen darinne anzutreffen seyn. Man dencke aber nicht, daß unser Verstand an- jetzt alle Schönheit begreiffet, welche in dem Werck der Erlösung durch den Tod Christi anzutreffen ist. Denn wie wenig übersehen wir von der unendlichen Reihe der Dinge, so im Himmel und auf Erden damit verknüpfft sind? Es wird also diese Erkäntniß mit gehören unter die Vorzüge [j]enes seel. Lebens, wo wir auch dieses Werck Gottes mit mehrer Deutlichkeit und Ver- gnügen betrachten und in demselben den hellesten Glantz der göttlichen Vollkom- menheiten erblicken werden. Wenn denn aber gewiß ist, daß die Vollkommenheiten GOttes in der Gnugthuung JEsu die hel- lesten Strahlen von sich werffen, und sel- bige daher mit der grösten Schönheit [p]ranget und vernünftigen Geistern zu den angenehmsten Betrachtungen Anlaß gie- bet, so ist auch ausser allen Zweifel gesetzt, daß dieses unter andern die Absicht ge- wesen, welche GOtt bewogen den Sün- dern lieber bey einer fremden Gnug- thuung, C c 4
Virgil oder Mollier aufgefuͤhret wor- den, ſo wuͤrde ſie auch denen gefallen, die ſie anjetzt verachten. Da ſie aber GOtt auf dem Schauplatz dieſer Erden wuͤrck- lich gemacht, ſo ſoll nichts als unaͤnſtaͤndi- ges Weſen darinne anzutreffen ſeyn. Man dencke aber nicht, daß unſer Verſtand an- jetzt alle Schoͤnheit begreiffet, welche in dem Werck der Erloͤſung durch den Tod Chriſti anzutreffen iſt. Denn wie wenig uͤberſehen wir von der unendlichen Reihe der Dinge, ſo im Himmel und auf Erden damit verknuͤpfft ſind? Es wird alſo dieſe Erkaͤntniß mit gehoͤren unter die Vorzuͤge [j]enes ſeel. Lebens, wo wir auch dieſes Werck Gottes mit mehrer Deutlichkeit und Ver- gnuͤgen betrachten und in demſelben den helleſten Glantz der goͤttlichen Vollkom- menheiten erblicken werden. Wenn denn aber gewiß iſt, daß die Vollkommenheiten GOttes in der Gnugthuung JEſu die hel- leſten Strahlen von ſich werffen, und ſel- bige daher mit der groͤſten Schoͤnheit [p]ranget und vernuͤnftigen Geiſtern zu den angenehmſten Betrachtungen Anlaß gie- bet, ſo iſt auch auſſer allen Zweifel geſetzt, daß dieſes unter andern die Abſicht ge- weſen, welche GOtt bewogen den Suͤn- dern lieber bey einer fremden Gnug- thuung, C c 4
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Virgil oder Mollier aufgefuͤhret wor-
den, ſo wuͤrde ſie auch denen gefallen, die
ſie anjetzt verachten. Da ſie aber GOtt
auf dem Schauplatz dieſer Erden wuͤrck-
lich gemacht, ſo ſoll nichts als unaͤnſtaͤndi-
ges Weſen darinne anzutreffen ſeyn. Man
dencke aber nicht, daß unſer Verſtand an-
jetzt alle Schoͤnheit begreiffet, welche in
dem Werck der Erloͤſung durch den Tod
Chriſti anzutreffen iſt. Denn wie wenig
uͤberſehen wir von der unendlichen Reihe
der Dinge, ſo im Himmel und auf Erden
damit verknuͤpfft ſind? Es wird alſo dieſe
Erkaͤntniß mit gehoͤren unter die Vorzuͤge
jenes ſeel. Lebens, wo wir auch dieſes Werck
Gottes mit mehrer Deutlichkeit und Ver-
gnuͤgen betrachten und in demſelben den
helleſten Glantz der goͤttlichen Vollkom-
menheiten erblicken werden. Wenn denn
aber gewiß iſt, daß die Vollkommenheiten
GOttes in der Gnugthuung JEſu die hel-
leſten Strahlen von ſich werffen, und ſel-
bige daher mit der groͤſten Schoͤnheit
pranget und vernuͤnftigen Geiſtern zu den
angenehmſten Betrachtungen Anlaß gie-
bet, ſo iſt auch auſſer allen Zweifel geſetzt,
daß dieſes unter andern die Abſicht ge-
weſen, welche GOtt bewogen den Suͤn-
dern lieber bey einer fremden Gnug-
thuung,
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