Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.stimmung da, und der Erfolg ist den vor- hergehenden Ursachen nicht gemäß. Sün- den zeugen Unglück und Elend, die All- macht aber solte diese Folgen hemmen, und die Sünder der herrlichsten Vorzüge theil- haftig machen. Sehet aber, ihr Sterbli- chen, auf wie eine wunderbahre und weise Art GOtt die Sünder, welche anders wollen, frei gemacht, und doch auch die Uebereinstimmung der Dinge in dieser Welt erhält und seine Heiligkeit in allen Dingen und die Gerechtigkeit in der Ge- sellschaft der freien Geister offenbahret. Er häuffet die Strafen der Sünden über ei- nen, welcher im Stande ist selbige in we- niger Zeit zu büssen, und öffnet den Sün- dern die Thür aus dem Schuldthurm zu gehen, wenn sie anders nur belieben und sich des Weges aus demselben nicht ver- driessen lassen. Leuchten nun aber die un- endlichen Vollkommenheiten des höchsten Wesens auf eine so wunderbahre und wei- se Art aus der Gnugthuung JEsu hervor, wer wolte denn derselben und der Reihe der Dinge, so sich darauf gründet, eine nette Schönheit absprechen, und sagen, daß ein vernünftiger Geist aus ihrer Betrachtung kein Vergnügen schöpfen könte? Gewiß wäre eine solche Einrichtung in einer er- dichteten Geschichte von dem Homer, Vir-
ſtimmung da, und der Erfolg iſt den vor- hergehenden Urſachen nicht gemaͤß. Suͤn- den zeugen Ungluͤck und Elend, die All- macht aber ſolte dieſe Folgen hemmen, und die Suͤnder der herrlichſten Vorzuͤge theil- haftig machen. Sehet aber, ihr Sterbli- chen, auf wie eine wunderbahre und weiſe Art GOtt die Suͤnder, welche anders wollen, frei gemacht, und doch auch die Uebereinſtimmung der Dinge in dieſer Welt erhaͤlt und ſeine Heiligkeit in allen Dingen und die Gerechtigkeit in der Ge- ſellſchaft der freien Geiſter offenbahret. Er haͤuffet die Strafen der Suͤnden uͤber ei- nen, welcher im Stande iſt ſelbige in we- niger Zeit zu buͤſſen, und oͤffnet den Suͤn- dern die Thuͤr aus dem Schuldthurm zu gehen, wenn ſie anders nur belieben und ſich des Weges aus demſelben nicht ver- drieſſen laſſen. Leuchten nun aber die un- endlichen Vollkommenheiten des hoͤchſten Weſens auf eine ſo wunderbahre und wei- ſe Art aus der Gnugthuung JEſu hervor, wer wolte denn derſelben und der Reihe der Dinge, ſo ſich darauf gruͤndet, eine nette Schoͤnheit abſprechen, und ſagen, daß ein vernuͤnftiger Geiſt aus ihrer Betrachtung kein Vergnuͤgen ſchoͤpfen koͤnte? Gewiß waͤre eine ſolche Einrichtung in einer er- dichteten Geſchichte von dem Homer, Vir-
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ſtimmung da, und der Erfolg iſt den vor-
hergehenden Urſachen nicht gemaͤß. Suͤn-
den zeugen Ungluͤck und Elend, die All-
macht aber ſolte dieſe Folgen hemmen, und
die Suͤnder der herrlichſten Vorzuͤge theil-
haftig machen. Sehet aber, ihr Sterbli-
chen, auf wie eine wunderbahre und weiſe
Art GOtt die Suͤnder, welche anders
wollen, frei gemacht, und doch auch die
Uebereinſtimmung der Dinge in dieſer
Welt erhaͤlt und ſeine Heiligkeit in allen
Dingen und die Gerechtigkeit in der Ge-
ſellſchaft der freien Geiſter offenbahret. Er
haͤuffet die Strafen der Suͤnden uͤber ei-
nen, welcher im Stande iſt ſelbige in we-
niger Zeit zu buͤſſen, und oͤffnet den Suͤn-
dern die Thuͤr aus dem Schuldthurm zu
gehen, wenn ſie anders nur belieben und
ſich des Weges aus demſelben nicht ver-
drieſſen laſſen. Leuchten nun aber die un-
endlichen Vollkommenheiten des hoͤchſten
Weſens auf eine ſo wunderbahre und wei-
ſe Art aus der Gnugthuung JEſu hervor,
wer wolte denn derſelben und der Reihe der
Dinge, ſo ſich darauf gruͤndet, eine nette
Schoͤnheit abſprechen, und ſagen, daß ein
vernuͤnftiger Geiſt aus ihrer Betrachtung
kein Vergnuͤgen ſchoͤpfen koͤnte? Gewiß
waͤre eine ſolche Einrichtung in einer er-
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