alles Gute, so aus einer Sache erfolget, ist eine Absicht, die das weiseste Wesen bewegt selbige zu machen. (Siehe die erste Betrachtung §. 14.) Nun aber sagt Petrus ausdrücklich, daß auch die Engel gelüstet zu schauen die Lei- den, die in Christo sind, und die Herrlichkeit, so damit verknüpffet. 1. Petr. Cap. 1. v. 11. 12. Diejenigen, welche den Grundtext lesen können, belie- ben selbigen nachzuschlagen. Denn nach der teutschen Uebersetzung hat es das An- sehen, als hätten die Engel gelüstet, das Evangelium zu schauen, welches den Menschen verkündiget worden. Wer aber den Grundtext nachlieset, wird fin- den, daß sie gelüstet die Leiden Christi und seine Herrlichkeit zu sehen, deren v. 11. Erwehnung geschiehet. Erwegen aber die Engel die Leiden des HErrn und die damit verbundene Herrlichkeit mit be- sonderer Begierde, wie der Grundtext sagt; so müssen sie ein besonder Ver- gnügen an dieser Betrachtung finden. Mit gleich angenehmer Empfindung be- trachten selbige erleuchtete und bekehrte Christen, welche sich so weit von dem Jr- dischen losgerissen, daß sie die Erwegung göttlicher Dinge höher achten, als die Empfindung vergänglicher Wollüste. Wir müssen solchen, die keine Erfahrung
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alles Gute, ſo aus einer Sache erfolget, iſt eine Abſicht, die das weiſeſte Weſen bewegt ſelbige zu machen. (Siehe die erſte Betrachtung §. 14.) Nun aber ſagt Petrus ausdruͤcklich, daß auch die Engel geluͤſtet zu ſchauen die Lei- den, die in Chriſto ſind, und die Herrlichkeit, ſo damit verknuͤpffet. 1. Petr. Cap. 1. v. 11. 12. Diejenigen, welche den Grundtext leſen koͤnnen, belie- ben ſelbigen nachzuſchlagen. Denn nach der teutſchen Ueberſetzung hat es das An- ſehen, als haͤtten die Engel geluͤſtet, das Evangelium zu ſchauen, welches den Menſchen verkuͤndiget worden. Wer aber den Grundtext nachlieſet, wird fin- den, daß ſie geluͤſtet die Leiden Chriſti und ſeine Herrlichkeit zu ſehen, deren v. 11. Erwehnung geſchiehet. Erwegen aber die Engel die Leiden des HErrn und die damit verbundene Herrlichkeit mit be- ſonderer Begierde, wie der Grundtext ſagt; ſo muͤſſen ſie ein beſonder Ver- gnuͤgen an dieſer Betrachtung finden. Mit gleich angenehmer Empfindung be- trachten ſelbige erleuchtete und bekehrte Chriſten, welche ſich ſo weit von dem Jr- diſchen losgeriſſen, daß ſie die Erwegung goͤttlicher Dinge hoͤher achten, als die Empfindung vergaͤnglicher Wolluͤſte. Wir muͤſſen ſolchen, die keine Erfahrung
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[401[397]/0433]
alles Gute, ſo aus einer Sache erfolget,
iſt eine Abſicht, die das weiſeſte Weſen
bewegt ſelbige zu machen. (Siehe die
erſte Betrachtung §. 14.) Nun aber
ſagt Petrus ausdruͤcklich, daß auch die
Engel geluͤſtet zu ſchauen die Lei-
den, die in Chriſto ſind, und die
Herrlichkeit, ſo damit verknuͤpffet.
1. Petr. Cap. 1. v. 11. 12. Diejenigen,
welche den Grundtext leſen koͤnnen, belie-
ben ſelbigen nachzuſchlagen. Denn nach
der teutſchen Ueberſetzung hat es das An-
ſehen, als haͤtten die Engel geluͤſtet, das
Evangelium zu ſchauen, welches den
Menſchen verkuͤndiget worden. Wer
aber den Grundtext nachlieſet, wird fin-
den, daß ſie geluͤſtet die Leiden Chriſti
und ſeine Herrlichkeit zu ſehen, deren
v. 11. Erwehnung geſchiehet. Erwegen
aber die Engel die Leiden des HErrn und
die damit verbundene Herrlichkeit mit be-
ſonderer Begierde, wie der Grundtext
ſagt; ſo muͤſſen ſie ein beſonder Ver-
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Mit gleich angenehmer Empfindung be-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 401[397]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/433>, abgerufen am 24.11.2024.
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