Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.mögliche Absicht begreiffen, warum GOtt erst selbst eine Gnugthuung ge- stiftet, ehe er den Sündern Gnade er- zeigen wollen. GOtt sucht das Ver- gnügen seiner freyen Geschöpfe. Sel- bige empfinden aber unter andern freudi- ge und angenehme Bewegungen, wenn sie in einer Sache besondere Schönhei- ten und artige aus einander gewickelte Folgen wahrnehmen. Wie vergnügt uns nicht der Anblick solcher Gegenden, die der Schöpfer vor andern gezieret? Wie belustiget uns nicht ein künstlicher und ordentlicher Garten? Und mit wie vieler Zufriedenheit wohnen wir nicht ei- nem vernünftigen Schauspiele bey, in welchem allerhand Abwechselungen der Geschichte auf eine nette Art mit einan- der verknüpfft werden? GOttwird dero- wegen auch eine Geneigtheit haben das Vergnügen vernünftiger Geister dadurch zu vermehren und zu erhöhen, daß er ih- nen allerhand Dinge, in deren Zusam- mensetzung sich eine besondere Schön- heit zeiget, zu betrachten vorleget. Wir können hieran desto weniger zweifeln, je mehr Proben er hiervon sehen lässet. Wa- rum hat er das Feld mit so mancher- ley Früchten und Blumen gezieret? Wa- rum giebt es so vielerley Bäume und Stauden? Zu was Ende sind die Ab- wech-
moͤgliche Abſicht begreiffen, warum GOtt erſt ſelbſt eine Gnugthuung ge- ſtiftet, ehe er den Suͤndern Gnade er- zeigen wollen. GOtt ſucht das Ver- gnuͤgen ſeiner freyen Geſchoͤpfe. Sel- bige empfinden aber unter andern freudi- ge und angenehme Bewegungen, wenn ſie in einer Sache beſondere Schoͤnhei- ten und artige aus einander gewickelte Folgen wahrnehmen. Wie vergnuͤgt uns nicht der Anblick ſolcher Gegenden, die der Schoͤpfer vor andern gezieret? Wie beluſtiget uns nicht ein kuͤnſtlicher und ordentlicher Garten? Und mit wie vieler Zufriedenheit wohnen wir nicht ei- nem vernuͤnftigen Schauſpiele bey, in welchem allerhand Abwechſelungen der Geſchichte auf eine nette Art mit einan- der verknuͤpfft werden? GOttwird dero- wegen auch eine Geneigtheit haben das Vergnuͤgen vernuͤnftiger Geiſter dadurch zu vermehren und zu erhoͤhen, daß er ih- nen allerhand Dinge, in deren Zuſam- menſetzung ſich eine beſondere Schoͤn- heit zeiget, zu betrachten vorleget. Wir koͤnnen hieran deſto weniger zweifeln, je mehr Proben er hiervon ſehen laͤſſet. Wa- rum hat er das Feld mit ſo mancher- ley Fruͤchten und Blumen gezieret? Wa- rum giebt es ſo vielerley Baͤume und Stauden? Zu was Ende ſind die Ab- wech-
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moͤgliche Abſicht begreiffen, warum
GOtt erſt ſelbſt eine Gnugthuung ge-
ſtiftet, ehe er den Suͤndern Gnade er-
zeigen wollen. GOtt ſucht das Ver-
gnuͤgen ſeiner freyen Geſchoͤpfe. Sel-
bige empfinden aber unter andern freudi-
ge und angenehme Bewegungen, wenn
ſie in einer Sache beſondere Schoͤnhei-
ten und artige aus einander gewickelte
Folgen wahrnehmen. Wie vergnuͤgt
uns nicht der Anblick ſolcher Gegenden,
die der Schoͤpfer vor andern gezieret?
Wie beluſtiget uns nicht ein kuͤnſtlicher
und ordentlicher Garten? Und mit wie
vieler Zufriedenheit wohnen wir nicht ei-
nem vernuͤnftigen Schauſpiele bey, in
welchem allerhand Abwechſelungen der
Geſchichte auf eine nette Art mit einan-
der verknuͤpfft werden? GOttwird dero-
wegen auch eine Geneigtheit haben das
Vergnuͤgen vernuͤnftiger Geiſter dadurch
zu vermehren und zu erhoͤhen, daß er ih-
nen allerhand Dinge, in deren Zuſam-
menſetzung ſich eine beſondere Schoͤn-
heit zeiget, zu betrachten vorleget. Wir
koͤnnen hieran deſto weniger zweifeln, je
mehr Proben er hiervon ſehen laͤſſet. Wa-
rum hat er das Feld mit ſo mancher-
ley Fruͤchten und Blumen gezieret? Wa-
rum giebt es ſo vielerley Baͤume und
Stauden? Zu was Ende ſind die Ab-
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