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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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wogen JEsum als einen Bürgen
an der Sünder Stelle zu setzen,
und warum seine Gerechtigkeit
nicht zugeben können, daß die ge-
fallenen Menschen ohne eine frem-
de und vollgültige Gnugthuung
wären begnadiget worden.

§. 2.

Wollen wir aber von der Absicht der
Gnugthuung JEsu deutlich reden, so istWas die
Heilig-
keit GOt-
tes sey?

nöthig, daß wir einige Worte vorher
erklären, und die Sache, so dadurch
angedeutet wird, genau betrachten. Zu
allererst müssen wir fragen, was denn
die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt-
tes sey? Was zuerst die Heiligkeit be-
trift, so wird selbige entweder seinem We-
sen überhaupt oder insbesondere feinem
Willen zugeeignet. Sagt man von dem
gantzen göttlichen Wesen, daß es heilig
sey, so will man dadurch so viel zu er-
kennen geben: GOtt habe nichts un-
vollkommenes, keinen eintzigen Fehler
noch Mangel an sich, sondern alles,
was zur Gottheit gehöre, sey vollkom-
men im höchsten Grade. Nennt man
den Willen GOttes insbesondere hei-
lig, so gedenckt man bey diesen Wor-
ten: sein Wille sey der allervollkom-
menste, und seine Neigungen seyn alle-

zeit
X 4





wogen JEſum als einen Buͤrgen
an der Suͤnder Stelle zu ſetzen,
und warum ſeine Gerechtigkeit
nicht zugeben koͤnnen, daß die ge-
fallenen Menſchen ohne eine frem-
de und vollguͤltige Gnugthuung
waͤren begnadiget worden.

§. 2.

Wollen wir aber von der Abſicht der
Gnugthuung JEſu deutlich reden, ſo iſtWas die
Heilig-
keit GOt-
tes ſey?

noͤthig, daß wir einige Worte vorher
erklaͤren, und die Sache, ſo dadurch
angedeutet wird, genau betrachten. Zu
allererſt muͤſſen wir fragen, was denn
die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt-
tes ſey? Was zuerſt die Heiligkeit be-
trift, ſo wird ſelbige entweder ſeinem We-
ſen uͤberhaupt oder insbeſondere feinem
Willen zugeeignet. Sagt man von dem
gantzen goͤttlichen Weſen, daß es heilig
ſey, ſo will man dadurch ſo viel zu er-
kennen geben: GOtt habe nichts un-
vollkommenes, keinen eintzigen Fehler
noch Mangel an ſich, ſondern alles,
was zur Gottheit gehoͤre, ſey vollkom-
men im hoͤchſten Grade. Nennt man
den Willen GOttes insbeſondere hei-
lig, ſo gedenckt man bey dieſen Wor-
ten: ſein Wille ſey der allervollkom-
menſte, und ſeine Neigungen ſeyn alle-

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[327[323]/0359] wogen JEſum als einen Buͤrgen an der Suͤnder Stelle zu ſetzen, und warum ſeine Gerechtigkeit nicht zugeben koͤnnen, daß die ge- fallenen Menſchen ohne eine frem- de und vollguͤltige Gnugthuung waͤren begnadiget worden. §. 2. Wollen wir aber von der Abſicht der Gnugthuung JEſu deutlich reden, ſo iſt noͤthig, daß wir einige Worte vorher erklaͤren, und die Sache, ſo dadurch angedeutet wird, genau betrachten. Zu allererſt muͤſſen wir fragen, was denn die Heiligkeit und Gerechtigkeit GOt- tes ſey? Was zuerſt die Heiligkeit be- trift, ſo wird ſelbige entweder ſeinem We- ſen uͤberhaupt oder insbeſondere feinem Willen zugeeignet. Sagt man von dem gantzen goͤttlichen Weſen, daß es heilig ſey, ſo will man dadurch ſo viel zu er- kennen geben: GOtt habe nichts un- vollkommenes, keinen eintzigen Fehler noch Mangel an ſich, ſondern alles, was zur Gottheit gehoͤre, ſey vollkom- men im hoͤchſten Grade. Nennt man den Willen GOttes insbeſondere hei- lig, ſo gedenckt man bey dieſen Wor- ten: ſein Wille ſey der allervollkom- menſte, und ſeine Neigungen ſeyn alle- zeit Was die Heilig- keit GOt- tes ſey? X 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 327[323]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/359>, abgerufen am 20.11.2024.