Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.Gesetzen befohlen würden. Hier behau- pten wir, die erste Welt sey zwar die al- lerbeste, weil die Gesetze des Schöpfers beweisen, daß er sie vor allen andern wol- le; aber sie stehe nicht blos in seinem Wil- len, weil eben seine Macht in etwas dabe[y] ausgeschlossen und erfordert wird, daß ei- nige Handlungen der Freyheit der ver- nünftigen Geschöpfe überlassen werden und die Allmacht sich dabey nicht weiter äussere, als vom Anfange her geschehen. Wir nehmen ferner an: die zweyte Welt in welcher einige Creaturen ihre Kräfte zu ihrem Verderben mißbrauchen, sey zwar schlechter als die erste; aber doch besser als die dritte, in welcher alle böse Hand- lungen durch einen völligen Gebrauch der Allmacht hintertrieben werden. Wir schliessen selbiges daraus, weil GOtt die zweyte der dritten vorziehet, und die Hal- tung seiner Gesetze nicht erzwinget. Wenn wir derowegen sagen, die Welt, in wel- cher das Böse zugelassen wird, sey besser; so vergleichen wir selbige nicht mit dem Zusammenhange, welcher wäre, wenn die Bürger dieser Welt in ihrer Freyheit ohne fernern Gebrauch der unumschränck- ten Macht GOttes vom Anfange her das Gute erwehlet hätten: sondern mit der Welt, welche seyn würde, wenn GOtt
Geſetzen befohlen wuͤrden. Hier behau- pten wir, die erſte Welt ſey zwar die al- lerbeſte, weil die Geſetze des Schoͤpfers beweiſen, daß er ſie vor allen andern wol- le; aber ſie ſtehe nicht blos in ſeinem Wil- len, weil eben ſeine Macht in etwas dabe[y] ausgeſchloſſen und erfordert wird, daß ei- nige Handlungen der Freyheit der ver- nuͤnftigen Geſchoͤpfe uͤberlaſſen werden und die Allmacht ſich dabey nicht weiter aͤuſſere, als vom Anfange her geſchehen. Wir nehmen ferner an: die zweyte Welt in welcher einige Creaturen ihre Kraͤfte zu ihrem Verderben mißbrauchen, ſey zwar ſchlechter als die erſte; aber doch beſſer als die dritte, in welcher alle boͤſe Hand- lungen durch einen voͤlligen Gebrauch der Allmacht hintertrieben werden. Wir ſchlieſſen ſelbiges daraus, weil GOtt die zweyte der dritten vorziehet, und die Hal- tung ſeiner Geſetze nicht erzwinget. Wenn wir derowegen ſagen, die Welt, in wel- cher das Boͤſe zugelaſſen wird, ſey beſſer; ſo vergleichen wir ſelbige nicht mit dem Zuſammenhange, welcher waͤre, wenn die Buͤrger dieſer Welt in ihrer Freyheit ohne fernern Gebrauch der unumſchraͤnck- ten Macht GOttes vom Anfange her das Gute erwehlet haͤtten: ſondern mit der Welt, welche ſeyn wuͤrde, wenn GOtt
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Geſetzen befohlen wuͤrden. Hier behau-
pten wir, die erſte Welt ſey zwar die al-
lerbeſte, weil die Geſetze des Schoͤpfers
beweiſen, daß er ſie vor allen andern wol-
le; aber ſie ſtehe nicht blos in ſeinem Wil-
len, weil eben ſeine Macht in etwas dabey
ausgeſchloſſen und erfordert wird, daß ei-
nige Handlungen der Freyheit der ver-
nuͤnftigen Geſchoͤpfe uͤberlaſſen werden
und die Allmacht ſich dabey nicht weiter
aͤuſſere, als vom Anfange her geſchehen.
Wir nehmen ferner an: die zweyte Welt
in welcher einige Creaturen ihre Kraͤfte zu
ihrem Verderben mißbrauchen, ſey zwar
ſchlechter als die erſte; aber doch beſſer
als die dritte, in welcher alle boͤſe Hand-
lungen durch einen voͤlligen Gebrauch der
Allmacht hintertrieben werden. Wir
ſchlieſſen ſelbiges daraus, weil GOtt die
zweyte der dritten vorziehet, und die Hal-
tung ſeiner Geſetze nicht erzwinget. Wenn
wir derowegen ſagen, die Welt, in wel-
cher das Boͤſe zugelaſſen wird, ſey beſſer;
ſo vergleichen wir ſelbige nicht mit dem
Zuſammenhange, welcher waͤre, wenn
die Buͤrger dieſer Welt in ihrer Freyheit
ohne fernern Gebrauch der unumſchraͤnck-
ten Macht GOttes vom Anfange her
das Gute erwehlet haͤtten: ſondern mit
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