selben Gemüthsbewegungen unterwor- fen seyn, weil die Mutter in wenigen Jahren ihre Neigungen nicht mercklich zu ändern pflegt.
§. 23.
Allein es ist vieles hierbey zu erinnern.Auflö- sung des- selben. Erstlich behaupten wir nicht, daß alle Neigungen des Kindes von der Mutter kommen. Denn viele werden der See- le des Kindes anerschaffen seyn, wie denn dem Adam unmittelbar von GOtt ein Wille und also gewisse Neigungen sind eingeflösset worden. Diese aber werden nicht bey allen Seelen einerley seyn, indem wir sehen, das GOtt bey allen Dingen die Veränderung liebt, und nicht einmal zwey menschliche Ge- sichter macht, welche einander so ähnlich wären, daß wir sie nicht unterscheiden könten. Hat aber dieses seine Richtig- keit, was ist es denn Wunder, daß Kin- der von verschiedenen Neigungen von einer Mutter gebohren werden?
§. 24.
Zweytens hat eine Mutter mehr alsFernere Auflö- sung. eine Leidenschaft, der sie nachhanget. Und da kan es geschehen, daß sich die eine zu dieser Zeit mehr äussert, die an- dere zu einer andern, nachdem die äusser-
liche
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ſelben Gemuͤthsbewegungen unterwor- fen ſeyn, weil die Mutter in wenigen Jahren ihre Neigungen nicht mercklich zu aͤndern pflegt.
§. 23.
Allein es iſt vieles hierbey zu erinnern.Aufloͤ- ſung deſ- ſelben. Erſtlich behaupten wir nicht, daß alle Neigungen des Kindes von der Mutter kommen. Denn viele werden der See- le des Kindes anerſchaffen ſeyn, wie denn dem Adam unmittelbar von GOtt ein Wille und alſo gewiſſe Neigungen ſind eingefloͤſſet worden. Dieſe aber werden nicht bey allen Seelen einerley ſeyn, indem wir ſehen, das GOtt bey allen Dingen die Veraͤnderung liebt, und nicht einmal zwey menſchliche Ge- ſichter macht, welche einander ſo aͤhnlich waͤren, daß wir ſie nicht unterſcheiden koͤnten. Hat aber dieſes ſeine Richtig- keit, was iſt es denn Wunder, daß Kin- der von verſchiedenen Neigungen von einer Mutter gebohren werden?
§. 24.
Zweytens hat eine Mutter mehr alsFernere Aufloͤ- ſung. eine Leidenſchaft, der ſie nachhanget. Und da kan es geſchehen, daß ſich die eine zu dieſer Zeit mehr aͤuſſert, die an- dere zu einer andern, nachdem die aͤuſſer-
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[277[273]/0309]
ſelben Gemuͤthsbewegungen unterwor-
fen ſeyn, weil die Mutter in wenigen
Jahren ihre Neigungen nicht mercklich
zu aͤndern pflegt.
§. 23.
Allein es iſt vieles hierbey zu erinnern.
Erſtlich behaupten wir nicht, daß alle
Neigungen des Kindes von der Mutter
kommen. Denn viele werden der See-
le des Kindes anerſchaffen ſeyn, wie
denn dem Adam unmittelbar von GOtt
ein Wille und alſo gewiſſe Neigungen
ſind eingefloͤſſet worden. Dieſe aber
werden nicht bey allen Seelen einerley
ſeyn, indem wir ſehen, das GOtt bey
allen Dingen die Veraͤnderung liebt,
und nicht einmal zwey menſchliche Ge-
ſichter macht, welche einander ſo aͤhnlich
waͤren, daß wir ſie nicht unterſcheiden
koͤnten. Hat aber dieſes ſeine Richtig-
keit, was iſt es denn Wunder, daß Kin-
der von verſchiedenen Neigungen von
einer Mutter gebohren werden?
Aufloͤ-
ſung deſ-
ſelben.
§. 24.
Zweytens hat eine Mutter mehr als
eine Leidenſchaft, der ſie nachhanget.
Und da kan es geſchehen, daß ſich die
eine zu dieſer Zeit mehr aͤuſſert, die an-
dere zu einer andern, nachdem die aͤuſſer-
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Fernere
Aufloͤ-
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 277[273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/309>, abgerufen am 20.11.2024.
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