Theile des Kindes verändert werden, welche bey der Mutter die gröste Gewalt gelitten.
§. 15.
Diese Er- fahrun- gen wer- den mit einer an- dern ver- glichen.
Weil es wider die Aehnlichkeit der Natur zu seyn scheinet, daß nur eben die- jenigen Theile des Kindes eine Verände- rung leiden sollen, welche bey der Mutter auf eine besondere Art beweget werden, da doch alle Theile des Kindes durch die Nabelschnur fast auf einerley Art mit der Mutter scheinen verknüpft zu seyn; so will eine andere Erfahrung beybringen, welche uns etwas ähnliches darstellet. Man nehme einige Weingläser, wel- che verschiedene Thone haben. Man lasse selbige recht reine spühlen und neben einander auf einen Tisch setzen. Man nehme ein musicalisch Jnstrument, so ein wenig starck klinget, und gebe auf demsel- ben verschiedene Thone nach einander an; so wird allezeit dasjenige Glas einen Klang von sich hören lassen, welches den Thon hat, so auf dem Jnstrument angestimmet worden, die andern aber werden keinen Schall von sich geben, bis ihr Thon gerühret wird. Hier hat es auch das Ansehen, als wenn alle Glä- ser durch die Luft, welche so wol in dem Jnstrumente als auch in den Gläsern
den
Theile des Kindes veraͤndert werden, welche bey der Mutter die groͤſte Gewalt gelitten.
§. 15.
Dieſe Er- fahrun- gen wer- den mit einer an- dern ver- glichen.
Weil es wider die Aehnlichkeit der Natur zu ſeyn ſcheinet, daß nur eben die- jenigen Theile des Kindes eine Veraͤnde- rung leiden ſollen, welche bey der Mutter auf eine beſondere Art beweget werden, da doch alle Theile des Kindes durch die Nabelſchnur faſt auf einerley Art mit der Mutter ſcheinen verknuͤpft zu ſeyn; ſo will eine andere Erfahrung beybringen, welche uns etwas aͤhnliches darſtellet. Man nehme einige Weinglaͤſer, wel- che verſchiedene Thone haben. Man laſſe ſelbige recht reine ſpuͤhlen und neben einander auf einen Tiſch ſetzen. Man nehme ein muſicaliſch Jnſtrument, ſo ein wenig ſtarck klinget, und gebe auf demſel- ben verſchiedene Thone nach einander an; ſo wird allezeit dasjenige Glas einen Klang von ſich hoͤren laſſen, welches den Thon hat, ſo auf dem Jnſtrument angeſtimmet worden, die andern aber werden keinen Schall von ſich geben, bis ihr Thon geruͤhret wird. Hier hat es auch das Anſehen, als wenn alle Glaͤ- ſer durch die Luft, welche ſo wol in dem Jnſtrumente als auch in den Glaͤſern
den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0296"n="264[260]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Theile des Kindes veraͤndert werden,<lb/>
welche bey der Mutter die groͤſte Gewalt<lb/>
gelitten.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 15.</head><lb/><noteplace="left">Dieſe Er-<lb/>
fahrun-<lb/>
gen wer-<lb/>
den mit<lb/>
einer an-<lb/>
dern ver-<lb/>
glichen.</note><p>Weil es wider die Aehnlichkeit der<lb/>
Natur zu ſeyn ſcheinet, daß nur eben die-<lb/>
jenigen Theile des Kindes eine Veraͤnde-<lb/>
rung leiden ſollen, welche bey der Mutter<lb/>
auf eine beſondere Art beweget werden,<lb/>
da doch alle Theile des Kindes durch die<lb/>
Nabelſchnur faſt auf einerley Art mit<lb/>
der Mutter ſcheinen verknuͤpft zu ſeyn; ſo<lb/>
will eine andere Erfahrung beybringen,<lb/>
welche uns etwas aͤhnliches darſtellet.<lb/>
Man nehme einige Weinglaͤſer, wel-<lb/>
che verſchiedene Thone haben. Man<lb/>
laſſe ſelbige recht reine ſpuͤhlen und neben<lb/>
einander auf einen Tiſch ſetzen. Man<lb/>
nehme ein muſicaliſch Jnſtrument, ſo ein<lb/>
wenig ſtarck klinget, und gebe auf demſel-<lb/>
ben verſchiedene Thone nach einander an;<lb/>ſo wird allezeit dasjenige Glas einen<lb/>
Klang von ſich hoͤren laſſen, welches<lb/>
den Thon hat, ſo auf dem Jnſtrument<lb/>
angeſtimmet worden, die andern aber<lb/>
werden keinen Schall von ſich geben,<lb/>
bis ihr Thon geruͤhret wird. Hier hat<lb/>
es auch das Anſehen, als wenn alle Glaͤ-<lb/>ſer durch die Luft, welche ſo wol in dem<lb/>
Jnſtrumente als auch in den Glaͤſern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[264[260]/0296]
Theile des Kindes veraͤndert werden,
welche bey der Mutter die groͤſte Gewalt
gelitten.
§. 15.
Weil es wider die Aehnlichkeit der
Natur zu ſeyn ſcheinet, daß nur eben die-
jenigen Theile des Kindes eine Veraͤnde-
rung leiden ſollen, welche bey der Mutter
auf eine beſondere Art beweget werden,
da doch alle Theile des Kindes durch die
Nabelſchnur faſt auf einerley Art mit
der Mutter ſcheinen verknuͤpft zu ſeyn; ſo
will eine andere Erfahrung beybringen,
welche uns etwas aͤhnliches darſtellet.
Man nehme einige Weinglaͤſer, wel-
che verſchiedene Thone haben. Man
laſſe ſelbige recht reine ſpuͤhlen und neben
einander auf einen Tiſch ſetzen. Man
nehme ein muſicaliſch Jnſtrument, ſo ein
wenig ſtarck klinget, und gebe auf demſel-
ben verſchiedene Thone nach einander an;
ſo wird allezeit dasjenige Glas einen
Klang von ſich hoͤren laſſen, welches
den Thon hat, ſo auf dem Jnſtrument
angeſtimmet worden, die andern aber
werden keinen Schall von ſich geben,
bis ihr Thon geruͤhret wird. Hier hat
es auch das Anſehen, als wenn alle Glaͤ-
ſer durch die Luft, welche ſo wol in dem
Jnſtrumente als auch in den Glaͤſern
den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 264[260]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/296>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.