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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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ckeln sich aufhalte, welcher unartige
Kinder mitnehme. Man macht dadurch,
daß die Empfindung der Finsterniß und
die Leidenschaft der Furcht sich in den
zarten Gemüthern der Kinder mit einan-
der verbinden. Jst dieses etlichemal
geschehen, oder hat man das unmündi-
ge Kind auch wol gar durch ein Gespenst,
welches Fleisch und Bein hat, in das
äusserste Schrecken gesetzt, so wird die
Einbildung desselben die unangenehme
Furcht wieder hervor bringen, so oft
dieses Kind seinen Fuß an einen finstern
Ort bewegen muß. Ja bey manchen
schlägt diese Leidenschaft so tiefe Wur-
tzeln, daß sie weder durch die Jahre noch
durch die vernünftigsten Vorstellungen
mag ausgerottet werden. Jch will ein
ander Exempel beybringen, welches ich
selbst erlebet. Jch weiß einen jungen
Menschen, welcher in seiner zartesten
Kindheit einen sehr aufgeschwollenen
und harten Leib bekam. Eine alte wei-
se Frau rieth, man solte dem Kinde war-
me Milch, in welcher Knoblauch abge-
kocht wäre, zu trincken geben. Es
wurde diese Cur endlich, nachdem keine
Medicin aus der Apotheck anschlagen
wollen, vorgenommen, und that für
diesesmal erwünschte Würckung. Die-
ses Kind aber bekam einen solchen Ab-

scheu





ckeln ſich aufhalte, welcher unartige
Kinder mitnehme. Man macht dadurch,
daß die Empfindung der Finſterniß und
die Leidenſchaft der Furcht ſich in den
zarten Gemuͤthern der Kinder mit einan-
der verbinden. Jſt dieſes etlichemal
geſchehen, oder hat man das unmuͤndi-
ge Kind auch wol gar durch ein Geſpenſt,
welches Fleiſch und Bein hat, in das
aͤuſſerſte Schrecken geſetzt, ſo wird die
Einbildung deſſelben die unangenehme
Furcht wieder hervor bringen, ſo oft
dieſes Kind ſeinen Fuß an einen finſtern
Ort bewegen muß. Ja bey manchen
ſchlaͤgt dieſe Leidenſchaft ſo tiefe Wur-
tzeln, daß ſie weder durch die Jahre noch
durch die vernuͤnftigſten Vorſtellungen
mag ausgerottet werden. Jch will ein
ander Exempel beybringen, welches ich
ſelbſt erlebet. Jch weiß einen jungen
Menſchen, welcher in ſeiner zarteſten
Kindheit einen ſehr aufgeſchwollenen
und harten Leib bekam. Eine alte wei-
ſe Frau rieth, man ſolte dem Kinde war-
me Milch, in welcher Knoblauch abge-
kocht waͤre, zu trincken geben. Es
wurde dieſe Cur endlich, nachdem keine
Medicin aus der Apotheck anſchlagen
wollen, vorgenommen, und that fuͤr
dieſesmal erwuͤnſchte Wuͤrckung. Die-
ſes Kind aber bekam einen ſolchen Ab-

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[253[249]/0285] ckeln ſich aufhalte, welcher unartige Kinder mitnehme. Man macht dadurch, daß die Empfindung der Finſterniß und die Leidenſchaft der Furcht ſich in den zarten Gemuͤthern der Kinder mit einan- der verbinden. Jſt dieſes etlichemal geſchehen, oder hat man das unmuͤndi- ge Kind auch wol gar durch ein Geſpenſt, welches Fleiſch und Bein hat, in das aͤuſſerſte Schrecken geſetzt, ſo wird die Einbildung deſſelben die unangenehme Furcht wieder hervor bringen, ſo oft dieſes Kind ſeinen Fuß an einen finſtern Ort bewegen muß. Ja bey manchen ſchlaͤgt dieſe Leidenſchaft ſo tiefe Wur- tzeln, daß ſie weder durch die Jahre noch durch die vernuͤnftigſten Vorſtellungen mag ausgerottet werden. Jch will ein ander Exempel beybringen, welches ich ſelbſt erlebet. Jch weiß einen jungen Menſchen, welcher in ſeiner zarteſten Kindheit einen ſehr aufgeſchwollenen und harten Leib bekam. Eine alte wei- ſe Frau rieth, man ſolte dem Kinde war- me Milch, in welcher Knoblauch abge- kocht waͤre, zu trincken geben. Es wurde dieſe Cur endlich, nachdem keine Medicin aus der Apotheck anſchlagen wollen, vorgenommen, und that fuͤr dieſesmal erwuͤnſchte Wuͤrckung. Die- ſes Kind aber bekam einen ſolchen Ab- ſcheu

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 253[249]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/285>, abgerufen am 22.11.2024.