(§. 5. 6. 8.) Der weiseste Schöpfer mu- ste daher mit seinem Dienst auch solche Bewegungsgründe verbinden, welche die Sinne rühreten, nemlich zeitliches Glück. Wenn sie seinen Dienst aber verliessen, muste er ihnen zeitlich Unglück drohen, und so wol das Glück als das Unglück genau so kommen lassen, wie er es vorher ver- kündigen ließ. Dieses war damahls das eintzige, dadurch er den grösten Hauffen überführen konnte, daß er mächtig sey, und geheime und zukünftige Dinge wisse, und er also allein für einen wahren GOtt zu achten und zu ehren. (§. 4.) Durch die Vorstellungen des Ewigen waren sie zu denen Zeiten von der Abgötterey nicht so leicht abzuziehen, weil viele Heiden bey ihrem Götzendienst ebenfals von seeligen und unseeligen Orten, wo die Seelen nach dem Tode hinkämen, obschon mit vieler Ungewißheit, redeten. (*) Es war da- mahls nöthig, daß die Bewegungsgrün- de, welche die Juden von der Abgötterey abhalten und zur Verehrung des wahren GOttes reitzen solten, zugleich einen in die Augen fallenden Beweiß in sich fasseten,
daß
(*) Zu diesen gehören auch die alten Aegypter. Siehe BRUCKERS Fragen aus der Phil. Hist. Th. I. B. I. Cap. VIII. §. VII. p. 178.
(§. 5. 6. 8.) Der weiſeſte Schoͤpfer mu- ſte daher mit ſeinem Dienſt auch ſolche Bewegungsgruͤnde verbinden, welche die Sinne ruͤhreten, nemlich zeitliches Gluͤck. Wenn ſie ſeinen Dienſt aber verlieſſen, muſte er ihnen zeitlich Ungluͤck drohen, und ſo wol das Gluͤck als das Ungluͤck genau ſo kommen laſſen, wie er es vorher ver- kuͤndigen ließ. Dieſes war damahls das eintzige, dadurch er den groͤſten Hauffen uͤberfuͤhren konnte, daß er maͤchtig ſey, und geheime und zukuͤnftige Dinge wiſſe, und er alſo allein fuͤr einen wahren GOtt zu achten und zu ehren. (§. 4.) Durch die Vorſtellungen des Ewigen waren ſie zu denen Zeiten von der Abgoͤtterey nicht ſo leicht abzuziehen, weil viele Heiden bey ihrem Goͤtzendienſt ebenfals von ſeeligen und unſeeligen Orten, wo die Seelen nach dem Tode hinkaͤmen, obſchon mit vieler Ungewißheit, redeten. (*) Es war da- mahls noͤthig, daß die Bewegungsgruͤn- de, welche die Juden von der Abgoͤtterey abhalten und zur Verehrung des wahren GOttes reitzen ſolten, zugleich einen in die Augen fallenden Beweiß in ſich faſſeten,
daß
(*) Zu dieſen gehoͤren auch die alten Aegypter. Siehe BRUCKERS Fragen aus der Phil. Hiſt. Th. I. B. I. Cap. VIII. §. VII. p. 178.
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(§. 5. 6. 8.) Der weiſeſte Schoͤpfer mu-
ſte daher mit ſeinem Dienſt auch ſolche
Bewegungsgruͤnde verbinden, welche die
Sinne ruͤhreten, nemlich zeitliches Gluͤck.
Wenn ſie ſeinen Dienſt aber verlieſſen,
muſte er ihnen zeitlich Ungluͤck drohen, und
ſo wol das Gluͤck als das Ungluͤck genau
ſo kommen laſſen, wie er es vorher ver-
kuͤndigen ließ. Dieſes war damahls das
eintzige, dadurch er den groͤſten Hauffen
uͤberfuͤhren konnte, daß er maͤchtig ſey,
und geheime und zukuͤnftige Dinge wiſſe,
und er alſo allein fuͤr einen wahren GOtt
zu achten und zu ehren. (§. 4.) Durch
die Vorſtellungen des Ewigen waren ſie
zu denen Zeiten von der Abgoͤtterey nicht ſo
leicht abzuziehen, weil viele Heiden bey
ihrem Goͤtzendienſt ebenfals von ſeeligen
und unſeeligen Orten, wo die Seelen nach
dem Tode hinkaͤmen, obſchon mit vieler
Ungewißheit, redeten. (*) Es war da-
mahls noͤthig, daß die Bewegungsgruͤn-
de, welche die Juden von der Abgoͤtterey
abhalten und zur Verehrung des wahren
GOttes reitzen ſolten, zugleich einen in die
Augen fallenden Beweiß in ſich faſſeten,
daß
(*) Zu dieſen gehoͤren auch die alten Aegypter.
Siehe BRUCKERS Fragen aus der Phil.
Hiſt. Th. I. B. I. Cap. VIII. §. VII. p. 178.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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