denn der höchsten Vorsicht nicht gefallen, an statt dieses so gefährlichen Baumes, noch einen Baum des Lebens zu setzen, und also dem Menschen alle Gelegenheit zu sün- digen, zu entziehen? Das Ebenbild GOt- tes wäre ja alsdenn vielleicht ein ewiges Erbtheil aller Menschen-Kinder worden, und weder Sünde noch Tod hätte ihre Glückseligkeit unterbrochen. Wir wollen uns dahero bemühen diese Zweiffel aufzu- lösen, indem wir die weise Absicht welche GOtt bey diesem Baume gehabt, unter- suchen, und zu entdecken uns lassen ange- legen seyn.
§. 2.
Ehe wir aber diese weise Absicht erbli-Der Mensch muß durch Ubung zu einer Ge- wohnheit gebracht werden. cken können, ist nöthig zu erweisen, daß eine Creatur, deren Schrancken so enge, als sie bey einem Menschen angetroffen werden, einer grossen Ubung nöthig habe, theils wenn sie zu einer Fertigkeit in Gu- ten gelangen, theils wenn sie selbige behal- ten, und darinne bekräfftiget werden soll. Will man einem jungen Menschen ange- wöhnen mit Gelde klüglich umzugehen, so giebt man ihm etwas in die Hände, und zeigt ihm dabey, wie er selbiges vernünff-
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O 3
denn der hoͤchſten Vorſicht nicht gefallen, an ſtatt dieſes ſo gefaͤhrlichen Baumes, noch einen Baum des Lebens zu ſetzen, und alſo dem Menſchen alle Gelegenheit zu ſuͤn- digen, zu entziehen? Das Ebenbild GOt- tes waͤre ja alsdenn vielleicht ein ewiges Erbtheil aller Menſchen-Kinder worden, und weder Suͤnde noch Tod haͤtte ihre Gluͤckſeligkeit unterbrochen. Wir wollen uns dahero bemuͤhen dieſe Zweiffel aufzu- loͤſen, indem wir die weiſe Abſicht welche GOtt bey dieſem Baume gehabt, unter- ſuchen, und zu entdecken uns laſſen ange- legen ſeyn.
§. 2.
Ehe wir aber dieſe weiſe Abſicht erbli-Der Menſch muß duꝛch Ubung zu einer Ge- wohnheit gebracht werden. cken koͤnnen, iſt noͤthig zu erweiſen, daß eine Creatur, deren Schrancken ſo enge, als ſie bey einem Menſchen angetroffen werden, einer groſſen Ubung noͤthig habe, theils wenn ſie zu einer Fertigkeit in Gu- ten gelangen, theils wenn ſie ſelbige behal- ten, und darinne bekraͤfftiget werden ſoll. Will man einem jungen Menſchen ange- woͤhnen mit Gelde kluͤglich umzugehen, ſo giebt man ihm etwas in die Haͤnde, und zeigt ihm dabey, wie er ſelbiges vernuͤnff-
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[213[209]/0245]
denn der hoͤchſten Vorſicht nicht gefallen,
an ſtatt dieſes ſo gefaͤhrlichen Baumes,
noch einen Baum des Lebens zu ſetzen, und
alſo dem Menſchen alle Gelegenheit zu ſuͤn-
digen, zu entziehen? Das Ebenbild GOt-
tes waͤre ja alsdenn vielleicht ein ewiges
Erbtheil aller Menſchen-Kinder worden,
und weder Suͤnde noch Tod haͤtte ihre
Gluͤckſeligkeit unterbrochen. Wir wollen
uns dahero bemuͤhen dieſe Zweiffel aufzu-
loͤſen, indem wir die weiſe Abſicht welche
GOtt bey dieſem Baume gehabt, unter-
ſuchen, und zu entdecken uns laſſen ange-
legen ſeyn.
§. 2.
Ehe wir aber dieſe weiſe Abſicht erbli-
cken koͤnnen, iſt noͤthig zu erweiſen, daß
eine Creatur, deren Schrancken ſo enge,
als ſie bey einem Menſchen angetroffen
werden, einer groſſen Ubung noͤthig habe,
theils wenn ſie zu einer Fertigkeit in Gu-
ten gelangen, theils wenn ſie ſelbige behal-
ten, und darinne bekraͤfftiget werden ſoll.
Will man einem jungen Menſchen ange-
woͤhnen mit Gelde kluͤglich umzugehen, ſo
giebt man ihm etwas in die Haͤnde, und
zeigt ihm dabey, wie er ſelbiges vernuͤnff-
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Der
Menſch
muß duꝛch
Ubung zu
einer Ge-
wohnheit
gebracht
werden.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 213[209]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/245>, abgerufen am 20.11.2024.
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