Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





meynen, erblicke ich in der Schärffe dersel-
ben die gröste Güte des weisesten Schöpf-
fers. Er ist ungnädig, und strafft, weil er
gütig ist. (Siehe §. 38.)

§. 41.

Wir kommen auf die Ewigkeit der Höl-Warum
die Höl-
len-Straf-
fen ewig
dauren
sollen?

len-Straffen, und untersuchen, ob wir ei-
ne solche Absicht derselben zu erdencken im
Stande sind, bey welcher auch selbige mit
der Gütigkeit GOttes könne gereimt wer-
den. Nach dem vorhergehenden erweiset
sich GOtt durch die Straffen der Ver-
dammten so lange wie ein gütiges Wesen,
als die bösen Neigungen derselben dauren.
Denn so lange selbige nicht nachlassen,
darf auch GOtt vermöge seiner Güte nicht
aufhören, sie durch die unangenehmen Cör-
per der Hölle zu unterbrechen, damit aus
ihnen nicht noch ein grösser Ubel entstehe,
als die Hölle selbst ist. Könnten wir nun
zeigen, daß die Begierde zu sündigen, bey
den Verdammten niemahls ein Ende näh-
me, so hätten wir auch die Absicht, wel-
che GOTT bey der Ewigkeit der Höllen-
Straffe hat, entdecket. Wir wollen de-
rowegen sehen, ob es nach der Vernunfft
wahrscheinlich sey, daß die Verdammten

sich





meynen, erblicke ich in der Schaͤrffe derſel-
ben die groͤſte Guͤte des weiſeſten Schoͤpf-
fers. Er iſt ungnaͤdig, und ſtrafft, weil er
guͤtig iſt. (Siehe §. 38.)

§. 41.

Wir kommen auf die Ewigkeit der Hoͤl-Warum
die Hoͤl-
lẽ-Straf-
fen ewig
dauren
ſollen?

len-Straffen, und unterſuchen, ob wir ei-
ne ſolche Abſicht derſelben zu erdencken im
Stande ſind, bey welcher auch ſelbige mit
der Guͤtigkeit GOttes koͤnne gereimt wer-
den. Nach dem vorhergehenden erweiſet
ſich GOtt durch die Straffen der Ver-
dammten ſo lange wie ein guͤtiges Weſen,
als die boͤſen Neigungen derſelben dauren.
Denn ſo lange ſelbige nicht nachlaſſen,
darf auch GOtt vermoͤge ſeiner Guͤte nicht
aufhoͤren, ſie durch die unangenehmen Coͤr-
per der Hoͤlle zu unterbrechen, damit aus
ihnen nicht noch ein groͤſſer Ubel entſtehe,
als die Hoͤlle ſelbſt iſt. Koͤnnten wir nun
zeigen, daß die Begierde zu ſuͤndigen, bey
den Verdammten niemahls ein Ende naͤh-
me, ſo haͤtten wir auch die Abſicht, wel-
che GOTT bey der Ewigkeit der Hoͤllen-
Straffe hat, entdecket. Wir wollen de-
rowegen ſehen, ob es nach der Vernunfft
wahrſcheinlich ſey, daß die Verdammten

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0235" n="203[199]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
meynen, erblicke ich in der Scha&#x0364;rffe der&#x017F;el-<lb/>
ben die gro&#x0364;&#x017F;te Gu&#x0364;te des wei&#x017F;e&#x017F;ten Scho&#x0364;pf-<lb/>
fers. Er i&#x017F;t ungna&#x0364;dig, und &#x017F;trafft, weil er<lb/>
gu&#x0364;tig i&#x017F;t. (Siehe §. 38.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 41.</head><lb/>
            <p>Wir kommen auf die Ewigkeit der Ho&#x0364;l-<note place="right">Warum<lb/>
die Ho&#x0364;l-<lb/>
le&#x0303;-Straf-<lb/>
fen ewig<lb/>
dauren<lb/>
&#x017F;ollen?</note><lb/>
len-Straffen, und unter&#x017F;uchen, ob wir ei-<lb/>
ne &#x017F;olche Ab&#x017F;icht der&#x017F;elben zu erdencken im<lb/>
Stande &#x017F;ind, bey welcher auch &#x017F;elbige mit<lb/>
der Gu&#x0364;tigkeit GOttes ko&#x0364;nne gereimt wer-<lb/>
den. Nach dem vorhergehenden erwei&#x017F;et<lb/>
&#x017F;ich GOtt durch die Straffen der Ver-<lb/>
dammten &#x017F;o lange wie ein gu&#x0364;tiges We&#x017F;en,<lb/>
als die bo&#x0364;&#x017F;en Neigungen der&#x017F;elben dauren.<lb/>
Denn &#x017F;o lange &#x017F;elbige nicht nachla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
darf auch GOtt vermo&#x0364;ge &#x017F;einer Gu&#x0364;te nicht<lb/>
aufho&#x0364;ren, &#x017F;ie durch die unangenehmen Co&#x0364;r-<lb/>
per der Ho&#x0364;lle zu unterbrechen, damit aus<lb/>
ihnen nicht noch ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Ubel ent&#x017F;tehe,<lb/>
als die Ho&#x0364;lle &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t. Ko&#x0364;nnten wir nun<lb/>
zeigen, daß die Begierde zu &#x017F;u&#x0364;ndigen, bey<lb/>
den Verdammten niemahls ein Ende na&#x0364;h-<lb/>
me, &#x017F;o ha&#x0364;tten wir auch die Ab&#x017F;icht, wel-<lb/>
che GOTT bey der Ewigkeit der Ho&#x0364;llen-<lb/>
Straffe hat, entdecket. Wir wollen de-<lb/>
rowegen &#x017F;ehen, ob es nach der Vernunfft<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;ey, daß die Verdammten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203[199]/0235] meynen, erblicke ich in der Schaͤrffe derſel- ben die groͤſte Guͤte des weiſeſten Schoͤpf- fers. Er iſt ungnaͤdig, und ſtrafft, weil er guͤtig iſt. (Siehe §. 38.) §. 41. Wir kommen auf die Ewigkeit der Hoͤl- len-Straffen, und unterſuchen, ob wir ei- ne ſolche Abſicht derſelben zu erdencken im Stande ſind, bey welcher auch ſelbige mit der Guͤtigkeit GOttes koͤnne gereimt wer- den. Nach dem vorhergehenden erweiſet ſich GOtt durch die Straffen der Ver- dammten ſo lange wie ein guͤtiges Weſen, als die boͤſen Neigungen derſelben dauren. Denn ſo lange ſelbige nicht nachlaſſen, darf auch GOtt vermoͤge ſeiner Guͤte nicht aufhoͤren, ſie durch die unangenehmen Coͤr- per der Hoͤlle zu unterbrechen, damit aus ihnen nicht noch ein groͤſſer Ubel entſtehe, als die Hoͤlle ſelbſt iſt. Koͤnnten wir nun zeigen, daß die Begierde zu ſuͤndigen, bey den Verdammten niemahls ein Ende naͤh- me, ſo haͤtten wir auch die Abſicht, wel- che GOTT bey der Ewigkeit der Hoͤllen- Straffe hat, entdecket. Wir wollen de- rowegen ſehen, ob es nach der Vernunfft wahrſcheinlich ſey, daß die Verdammten ſich Warum die Hoͤl- lẽ-Straf- fen ewig dauren ſollen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/235
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 203[199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/235>, abgerufen am 25.12.2024.