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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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Müßiggange, welchen ein Uberfluß an al-
len den Dingen, welche die Sinne wün-
schen, unterstützt, ersäufft er in der Wol-
lust, wie die tägliche Erfahrung lehret.
Diese aber verdirbt Seel und Leib, wie
gleichfalls viel tausend betrübte Exempel
bekräfftigen. Bey Müßiggang äussert sich
ferner der Hochmuth und hat Zeit mehr
Unfug anzurichten, als wenn wir von der
Arbeit gedrückt werden. Zwinget uns
nicht die Noth wegen unserer Erhaltung
bekümmert zu seyn, so sucht der Hochmuth
Stuffen über andere hinauf zu steigen.
Die erste Stuffe ist diese, daß man den
andern verkleinert. Man gehe nur in die
Visiten-Stuben, wo faule Schwätzer und
Schwätzerinnen bey einander sitzen, so
wird man dieses zur Gnüge hören. Und
was ziehen solche Plaudereyen nach sich?
Allerhand Unruhe und Verdruß. Was
meynen wir, was geschehen würde, wenn
GOtt die Erde nicht verflucht, und wir
alle bey dem Müßiggang einen Uberfluß
an Nahrung hätten. Würde es nicht weit
schlechter um unsere Glückseligkeit stehen,
als anjetzt? Was würde uns nöthigen un-
sern Verstand zu gebrauchen und zu bes-
sern? Was würde uns bewegen der Tu-

gend
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Muͤßiggange, welchen ein Uberfluß an al-
len den Dingen, welche die Sinne wuͤn-
ſchen, unterſtuͤtzt, erſaͤufft er in der Wol-
luſt, wie die taͤgliche Erfahrung lehret.
Dieſe aber verdirbt Seel und Leib, wie
gleichfalls viel tauſend betruͤbte Exempel
bekraͤfftigen. Bey Muͤßiggang aͤuſſert ſich
ferner der Hochmuth und hat Zeit mehr
Unfug anzurichten, als wenn wir von der
Arbeit gedruͤckt werden. Zwinget uns
nicht die Noth wegen unſerer Erhaltung
bekuͤmmert zu ſeyn, ſo ſucht der Hochmuth
Stuffen uͤber andere hinauf zu ſteigen.
Die erſte Stuffe iſt dieſe, daß man den
andern verkleinert. Man gehe nur in die
Viſiten-Stuben, wo faule Schwaͤtzer und
Schwaͤtzerinnen bey einander ſitzen, ſo
wird man dieſes zur Gnuͤge hoͤren. Und
was ziehen ſolche Plaudereyen nach ſich?
Allerhand Unruhe und Verdruß. Was
meynen wir, was geſchehen wuͤrde, wenn
GOtt die Erde nicht verflucht, und wir
alle bey dem Muͤßiggang einen Uberfluß
an Nahrung haͤtten. Wuͤrde es nicht weit
ſchlechter um unſere Gluͤckſeligkeit ſtehen,
als anjetzt? Was wuͤrde uns noͤthigen un-
ſern Verſtand zu gebrauchen und zu beſ-
ſern? Was wuͤrde uns bewegen der Tu-

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[197[193]/0229] Muͤßiggange, welchen ein Uberfluß an al- len den Dingen, welche die Sinne wuͤn- ſchen, unterſtuͤtzt, erſaͤufft er in der Wol- luſt, wie die taͤgliche Erfahrung lehret. Dieſe aber verdirbt Seel und Leib, wie gleichfalls viel tauſend betruͤbte Exempel bekraͤfftigen. Bey Muͤßiggang aͤuſſert ſich ferner der Hochmuth und hat Zeit mehr Unfug anzurichten, als wenn wir von der Arbeit gedruͤckt werden. Zwinget uns nicht die Noth wegen unſerer Erhaltung bekuͤmmert zu ſeyn, ſo ſucht der Hochmuth Stuffen uͤber andere hinauf zu ſteigen. Die erſte Stuffe iſt dieſe, daß man den andern verkleinert. Man gehe nur in die Viſiten-Stuben, wo faule Schwaͤtzer und Schwaͤtzerinnen bey einander ſitzen, ſo wird man dieſes zur Gnuͤge hoͤren. Und was ziehen ſolche Plaudereyen nach ſich? Allerhand Unruhe und Verdruß. Was meynen wir, was geſchehen wuͤrde, wenn GOtt die Erde nicht verflucht, und wir alle bey dem Muͤßiggang einen Uberfluß an Nahrung haͤtten. Wuͤrde es nicht weit ſchlechter um unſere Gluͤckſeligkeit ſtehen, als anjetzt? Was wuͤrde uns noͤthigen un- ſern Verſtand zu gebrauchen und zu beſ- ſern? Was wuͤrde uns bewegen der Tu- gend N 3

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 197[193]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/229>, abgerufen am 27.11.2024.