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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

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die Besitzung des Himmels dasselbe nicht
frömmer, sondern halsstarriger machen wür-
de. Bliebe aber bey ihnen die Neigung
zu den Lastern, so würde bey ihnen auch,
wie hier, der Eckel vor der Tugend blei-
ben, und dieser würde sie ebenfalls, wie
hiernieden, zu den härtesten Verfolgungen
der Frommen anspornen. (Siehe oben
§. 21.) Urtheilet nun ihr, die ihr meynet,
GOtt wäre grausam, wenn er den Gott-
losen eine Wohnung unter den Hütten der
Seligen versagte, urtheilet, ob GOtt nicht
vielmehr grausam zu nennen wäre, wenn
er Böse und Tugendhaffte in alle Ewigkeit
in einer Gesellschafft lassen würde? Denn
was wäre wol grausamer bey GOtt, die
Verächter seiner weisesten Gesetze von der
Herrlichkeit derer, die ihn fürchten aus-
schliessen, oder die, welche ihn als gehorsa-
me Kinder verehren, zu einem ewigen Opf-
fer der Wuth boßhaffter Geister machen?
Urtheilet ob seine Gerechtigkeit nicht eine
weise Gütigkeit zu nennen, und ob ihr seine
Liebe nicht leugnen müsset, wenn ihr seinen
Zorn gegen das Böse wollet in Zweiffel
[verlorenes Material - 2 Zeichen fehlen]hen?(*)

(*) Man hat auch zu unsern Zeiten Leute,
welche meynen, weil GOtt die Liebe selbst sey,
so könne er nichts hassen. Jch will kürtzlich
das





die Beſitzung des Himmels daſſelbe nicht
froͤmmer, ſondern halsſtarriger machen wuͤr-
de. Bliebe aber bey ihnen die Neigung
zu den Laſtern, ſo wuͤrde bey ihnen auch,
wie hier, der Eckel vor der Tugend blei-
ben, und dieſer wuͤrde ſie ebenfalls, wie
hiernieden, zu den haͤrteſten Verfolgungen
der Frommen anſpornen. (Siehe oben
§. 21.) Urtheilet nun ihr, die ihr meynet,
GOtt waͤre grauſam, wenn er den Gott-
loſen eine Wohnung unter den Huͤtten der
Seligen verſagte, urtheilet, ob GOtt nicht
vielmehr grauſam zu nennen waͤre, wenn
er Boͤſe und Tugendhaffte in alle Ewigkeit
in einer Geſellſchafft laſſen wuͤrde? Denn
was waͤre wol grauſamer bey GOtt, die
Veraͤchter ſeiner weiſeſten Geſetze von der
Herrlichkeit derer, die ihn fuͤrchten aus-
ſchlieſſen, oder die, welche ihn als gehorſa-
me Kinder verehren, zu einem ewigen Opf-
fer der Wuth boßhaffter Geiſter machen?
Urtheilet ob ſeine Gerechtigkeit nicht eine
weiſe Guͤtigkeit zu nennen, und ob ihr ſeine
Liebe nicht leugnen muͤſſet, wenn ihr ſeinen
Zorn gegen das Boͤſe wollet in Zweiffel
[verlorenes Material – 2 Zeichen fehlen]hen?(*)

(*) Man hat auch zu unſern Zeiten Leute,
welche meynen, weil GOtt die Liebe ſelbſt ſey,
ſo koͤnne er nichts haſſen. Jch will kuͤrtzlich
das
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[192[188]/0224] die Beſitzung des Himmels daſſelbe nicht froͤmmer, ſondern halsſtarriger machen wuͤr- de. Bliebe aber bey ihnen die Neigung zu den Laſtern, ſo wuͤrde bey ihnen auch, wie hier, der Eckel vor der Tugend blei- ben, und dieſer wuͤrde ſie ebenfalls, wie hiernieden, zu den haͤrteſten Verfolgungen der Frommen anſpornen. (Siehe oben §. 21.) Urtheilet nun ihr, die ihr meynet, GOtt waͤre grauſam, wenn er den Gott- loſen eine Wohnung unter den Huͤtten der Seligen verſagte, urtheilet, ob GOtt nicht vielmehr grauſam zu nennen waͤre, wenn er Boͤſe und Tugendhaffte in alle Ewigkeit in einer Geſellſchafft laſſen wuͤrde? Denn was waͤre wol grauſamer bey GOtt, die Veraͤchter ſeiner weiſeſten Geſetze von der Herrlichkeit derer, die ihn fuͤrchten aus- ſchlieſſen, oder die, welche ihn als gehorſa- me Kinder verehren, zu einem ewigen Opf- fer der Wuth boßhaffter Geiſter machen? Urtheilet ob ſeine Gerechtigkeit nicht eine weiſe Guͤtigkeit zu nennen, und ob ihr ſeine Liebe nicht leugnen muͤſſet, wenn ihr ſeinen Zorn gegen das Boͤſe wollet in Zweiffel __hen? (*) (*) Man hat auch zu unſern Zeiten Leute, welche meynen, weil GOtt die Liebe ſelbſt ſey, ſo koͤnne er nichts haſſen. Jch will kuͤrtzlich das

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 192[188]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/224>, abgerufen am 26.11.2024.