Das Neue Testament hergegen redet wenig von zeitlichen Belohnungen und Bestrafungen, es meldet aber destomehr von Himmel und Hölle, wo so wol die Seelen gleich nach dem Tode, als auch endlich die wieder hergestellten Leiber sol- len versammlet werden, damit ein jeder empfahe nach dem er gehandelt hat bey Leibes Leben, es sey Gutes oder Böses.
§. 3.
Wir untersuchen daher, warum doch GOtt im A. T nicht so viel und deut- lich von den Strafen und Belohnungen nach diesem Leben schreiben lassen als im N. T. GOtt als ein weiser Beherr- scher der Welt bequemet sich nach den Zeiten und richtet seine Verordnungen so ein, wie es die Gemüther zu einer je- den Zeit erfordern. Wir müssen also die Beschaffenheit der damahligen Zeiten in Betrachtung ziehen, in selbiger wird die Ursach zu finden seyn, welche GOtt bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen Strafen und Belohnungen zu reden.
§. 4.
pag. 51. wo bewiesen wird, daß unter einigen leiblichen Verheissungen auch geistliche begriffen werden.
§. 2.
Das Neue Teſtament hergegen redet wenig von zeitlichen Belohnungen und Beſtrafungen, es meldet aber deſtomehr von Himmel und Hoͤlle, wo ſo wol die Seelen gleich nach dem Tode, als auch endlich die wieder hergeſtellten Leiber ſol- len verſammlet werden, damit ein jeder empfahe nach dem er gehandelt hat bey Leibes Leben, es ſey Gutes oder Boͤſes.
§. 3.
Wir unterſuchen daher, warum doch GOtt im A. T nicht ſo viel und deut- lich von den Strafen und Belohnungen nach dieſem Leben ſchreiben laſſen als im N. T. GOtt als ein weiſer Beherr- ſcher der Welt bequemet ſich nach den Zeiten und richtet ſeine Verordnungen ſo ein, wie es die Gemuͤther zu einer je- den Zeit erfordern. Wir muͤſſen alſo die Beſchaffenheit der damahligen Zeiten in Betrachtung ziehen, in ſelbiger wird die Urſach zu finden ſeyn, welche GOtt bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen Strafen und Belohnungen zu reden.
§. 4.
pag. 51. wo bewieſen wird, daß unter einigen leiblichen Verheiſſungen auch geiſtliche begriffen werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0022"n="18"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head>§. 2.</head><lb/><p>Das Neue Teſtament hergegen redet<lb/>
wenig von zeitlichen Belohnungen und<lb/>
Beſtrafungen, es meldet aber deſtomehr<lb/>
von Himmel und Hoͤlle, wo ſo wol die<lb/>
Seelen gleich nach dem Tode, als auch<lb/>
endlich die wieder hergeſtellten Leiber ſol-<lb/>
len verſammlet werden, damit ein jeder<lb/>
empfahe nach dem er gehandelt hat bey<lb/>
Leibes Leben, es ſey Gutes oder Boͤſes.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.</head><lb/><p>Wir unterſuchen daher, warum doch<lb/>
GOtt im A. T nicht ſo viel und deut-<lb/>
lich von den Strafen und Belohnungen<lb/>
nach dieſem Leben ſchreiben laſſen als im<lb/>
N. T. GOtt als ein weiſer Beherr-<lb/>ſcher der Welt bequemet ſich nach den<lb/>
Zeiten und richtet ſeine Verordnungen<lb/>ſo ein, wie es die Gemuͤther zu einer je-<lb/>
den Zeit erfordern. Wir muͤſſen alſo<lb/>
die Beſchaffenheit der damahligen Zeiten<lb/>
in Betrachtung ziehen, in ſelbiger wird<lb/>
die Urſach zu finden ſeyn, welche GOtt<lb/>
bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen<lb/>
Strafen und Belohnungen zu reden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 4.</fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p><notexml:id="a02"prev="#a01"place="foot"n="(*)"><hirendition="#aq">pag.</hi> 51. wo bewieſen wird, daß unter<lb/>
einigen leiblichen Verheiſſungen auch<lb/>
geiſtliche begriffen werden.</note></p></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[18/0022]
§. 2.
Das Neue Teſtament hergegen redet
wenig von zeitlichen Belohnungen und
Beſtrafungen, es meldet aber deſtomehr
von Himmel und Hoͤlle, wo ſo wol die
Seelen gleich nach dem Tode, als auch
endlich die wieder hergeſtellten Leiber ſol-
len verſammlet werden, damit ein jeder
empfahe nach dem er gehandelt hat bey
Leibes Leben, es ſey Gutes oder Boͤſes.
§. 3.
Wir unterſuchen daher, warum doch
GOtt im A. T nicht ſo viel und deut-
lich von den Strafen und Belohnungen
nach dieſem Leben ſchreiben laſſen als im
N. T. GOtt als ein weiſer Beherr-
ſcher der Welt bequemet ſich nach den
Zeiten und richtet ſeine Verordnungen
ſo ein, wie es die Gemuͤther zu einer je-
den Zeit erfordern. Wir muͤſſen alſo
die Beſchaffenheit der damahligen Zeiten
in Betrachtung ziehen, in ſelbiger wird
die Urſach zu finden ſeyn, welche GOtt
bewogen, mehr von zeitlichen als ewigen
Strafen und Belohnungen zu reden.
§. 4.
(*)
(*) pag. 51. wo bewieſen wird, daß unter
einigen leiblichen Verheiſſungen auch
geiſtliche begriffen werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/22>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.