Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





same Mühe an, den sündlichen Lüsten zu
widerstehen. Sie ergreiffen nicht die Mit-
tel, wodurch sie das Feuer der schädlichen
Gemüths-Bewegungen löschen könnten,
und nehmen also in ihrem Verderben im-
mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de-
rowegen nicht anders als sehr verhaßt und
zuwider seyn. Die Liebe gegen GOTT
und Nechsten ist bey ihnen verloschen, und
das, was wahrhafftig erhaben und edlen
Gemüthern anständig, ist ihnen nieder-
trächtig, einfältig und schlecht. Das wah-
re Christenthum als das Mittel glückselig
zu werden ist ihnen eine Thorheit und Aer-
gerniß. Mit einem Wort; Verstand und
Wille ist bey ihnen im höchsten Grad ver-
dorben.

§. 32.
Die Unse-
ligkeit die-
ser Bür-
ger, so aus
ihrem ei-
genen bö-
sen Nei-
gungen
entstehet.

Wir können hieraus auf die Unselig-
keit dieser Gesellschafft einen Schluß ma-
chen. Einen jeden wird Unruhe erregt
durch seine eigene unordentliche Gemüths-
Bewegungen, und selbige wird vermehrt
durch die bösen Neigungen seiner Mit-
Bürger. Es ist dieses die Natur dersel-
ben. Man siehet solches in dieser Welt.
Man gebe Achtung auf einen Hochmüthi-

gen.





ſame Muͤhe an, den ſuͤndlichen Luͤſten zu
widerſtehen. Sie ergreiffen nicht die Mit-
tel, wodurch ſie das Feuer der ſchaͤdlichen
Gemuͤths-Bewegungen loͤſchen koͤnnten,
und nehmen alſo in ihrem Verderben im-
mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de-
rowegen nicht anders als ſehr verhaßt und
zuwider ſeyn. Die Liebe gegen GOTT
und Nechſten iſt bey ihnen verloſchen, und
das, was wahrhafftig erhaben und edlen
Gemuͤthern anſtaͤndig, iſt ihnen nieder-
traͤchtig, einfaͤltig und ſchlecht. Das wah-
re Chriſtenthum als das Mittel gluͤckſelig
zu werden iſt ihnen eine Thorheit und Aer-
gerniß. Mit einem Wort; Verſtand und
Wille iſt bey ihnen im hoͤchſten Grad ver-
dorben.

§. 32.
Die Unſe-
ligkeit die-
ſer Buͤr-
geꝛ, ſo aus
ihrem ei-
genen boͤ-
ſen Nei-
gungen
entſtehet.

Wir koͤnnen hieraus auf die Unſelig-
keit dieſer Geſellſchafft einen Schluß ma-
chen. Einen jeden wird Unruhe erregt
durch ſeine eigene unordentliche Gemuͤths-
Bewegungen, und ſelbige wird vermehrt
durch die boͤſen Neigungen ſeiner Mit-
Buͤrger. Es iſt dieſes die Natur derſel-
ben. Man ſiehet ſolches in dieſer Welt.
Man gebe Achtung auf einen Hochmuͤthi-

gen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0212" n="180[176]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ame Mu&#x0364;he an, den &#x017F;u&#x0364;ndlichen Lu&#x0364;&#x017F;ten zu<lb/>
wider&#x017F;tehen. Sie ergreiffen nicht die Mit-<lb/>
tel, wodurch &#x017F;ie das Feuer der &#x017F;cha&#x0364;dlichen<lb/>
Gemu&#x0364;ths-Bewegungen lo&#x0364;&#x017F;chen ko&#x0364;nnten,<lb/>
und nehmen al&#x017F;o in ihrem Verderben im-<lb/>
mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de-<lb/>
rowegen nicht anders als &#x017F;ehr verhaßt und<lb/>
zuwider &#x017F;eyn. Die Liebe gegen GOTT<lb/>
und Nech&#x017F;ten i&#x017F;t bey ihnen verlo&#x017F;chen, und<lb/>
das, was wahrhafftig erhaben und edlen<lb/>
Gemu&#x0364;thern an&#x017F;ta&#x0364;ndig, i&#x017F;t ihnen nieder-<lb/>
tra&#x0364;chtig, einfa&#x0364;ltig und &#x017F;chlecht. Das wah-<lb/>
re Chri&#x017F;tenthum als das Mittel glu&#x0364;ck&#x017F;elig<lb/>
zu werden i&#x017F;t ihnen eine Thorheit und Aer-<lb/>
gerniß. Mit einem Wort; Ver&#x017F;tand und<lb/>
Wille i&#x017F;t bey ihnen im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad ver-<lb/>
dorben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 32.</head><lb/>
            <note place="left">Die Un&#x017F;e-<lb/>
ligkeit die-<lb/>
&#x017F;er Bu&#x0364;r-<lb/>
ge&#xA75B;, &#x017F;o aus<lb/>
ihrem ei-<lb/>
genen bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Nei-<lb/>
gungen<lb/>
ent&#x017F;tehet.</note>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen hieraus auf die Un&#x017F;elig-<lb/>
keit die&#x017F;er Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft einen Schluß ma-<lb/>
chen. Einen jeden wird Unruhe erregt<lb/>
durch &#x017F;eine eigene unordentliche Gemu&#x0364;ths-<lb/>
Bewegungen, und &#x017F;elbige wird vermehrt<lb/>
durch die bo&#x0364;&#x017F;en Neigungen &#x017F;einer Mit-<lb/>
Bu&#x0364;rger. Es i&#x017F;t die&#x017F;es die Natur der&#x017F;el-<lb/>
ben. Man &#x017F;iehet &#x017F;olches in die&#x017F;er Welt.<lb/>
Man gebe Achtung auf einen Hochmu&#x0364;thi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180[176]/0212] ſame Muͤhe an, den ſuͤndlichen Luͤſten zu widerſtehen. Sie ergreiffen nicht die Mit- tel, wodurch ſie das Feuer der ſchaͤdlichen Gemuͤths-Bewegungen loͤſchen koͤnnten, und nehmen alſo in ihrem Verderben im- mer zu. Wahre Tugend kan ihnen de- rowegen nicht anders als ſehr verhaßt und zuwider ſeyn. Die Liebe gegen GOTT und Nechſten iſt bey ihnen verloſchen, und das, was wahrhafftig erhaben und edlen Gemuͤthern anſtaͤndig, iſt ihnen nieder- traͤchtig, einfaͤltig und ſchlecht. Das wah- re Chriſtenthum als das Mittel gluͤckſelig zu werden iſt ihnen eine Thorheit und Aer- gerniß. Mit einem Wort; Verſtand und Wille iſt bey ihnen im hoͤchſten Grad ver- dorben. §. 32. Wir koͤnnen hieraus auf die Unſelig- keit dieſer Geſellſchafft einen Schluß ma- chen. Einen jeden wird Unruhe erregt durch ſeine eigene unordentliche Gemuͤths- Bewegungen, und ſelbige wird vermehrt durch die boͤſen Neigungen ſeiner Mit- Buͤrger. Es iſt dieſes die Natur derſel- ben. Man ſiehet ſolches in dieſer Welt. Man gebe Achtung auf einen Hochmuͤthi- gen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/212
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 180[176]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/212>, abgerufen am 20.11.2024.