Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite





Mangel dieser Wollust ihnen dort das ge-
ringste Mißvergnügen verursachen werde.
Wir erfahren schon in diesem Leben, daß
die sehr grosse Neigung zu der fleischlichen
Vermischung von gewissen Beschaffenhei-
ten unsers Leibes abhange. So bald sel-
bige aufhören, macht uns auch der Man-
gel dieser Wollust nicht die geringste Be-
trübniß. Ein abgelebter Greiß lebt ohne
Frau eben so vergnügt als mit derselben.
Wenn wir derowegen in der Auferstehung
solche Leiber bekommen, welche nicht dar-
zu gemacht, daß durch sie die Anzahl der
Menschen soll vermehret werden, so wird
auch die Begierde zu fleischlichen Empfin-
dungen mit dem ersten Leibe im Grabe
vermodert und aufgehoben seyn. Treibt
uns aber alsdenn der Leib nicht mehr an,
solche Wollüste zu suchen, so wird sich auch
die Seele im geringsten nicht betrüben, daß
dieselben mit diesem Leben ihre Endschafft
erreichet.

§. 27.
Das Lob
GOttes
wird die
Seligen
besonders
ergetzen.

Endlich scheinet solchen Seelen, welche
an der Ehre GOttes keinen Antheil neh-
men, und dessen Ruhm vor etwas nieder-
trächtiges achten, die Freude des Himmels

sehr





Mangel dieſer Wolluſt ihnen dort das ge-
ringſte Mißvergnuͤgen verurſachen werde.
Wir erfahren ſchon in dieſem Leben, daß
die ſehr groſſe Neigung zu der fleiſchlichen
Vermiſchung von gewiſſen Beſchaffenhei-
ten unſers Leibes abhange. So bald ſel-
bige aufhoͤren, macht uns auch der Man-
gel dieſer Wolluſt nicht die geringſte Be-
truͤbniß. Ein abgelebter Greiß lebt ohne
Frau eben ſo vergnuͤgt als mit derſelben.
Wenn wir derowegen in der Auferſtehung
ſolche Leiber bekommen, welche nicht dar-
zu gemacht, daß durch ſie die Anzahl der
Menſchen ſoll vermehret werden, ſo wird
auch die Begierde zu fleiſchlichen Empfin-
dungen mit dem erſten Leibe im Grabe
vermodert und aufgehoben ſeyn. Treibt
uns aber alsdenn der Leib nicht mehr an,
ſolche Wolluͤſte zu ſuchen, ſo wird ſich auch
die Seele im geringſten nicht betruͤben, daß
dieſelben mit dieſem Leben ihre Endſchafft
erreichet.

§. 27.
Das Lob
GOttes
wird die
Seligen
beſondeꝛs
ergetzen.

Endlich ſcheinet ſolchen Seelen, welche
an der Ehre GOttes keinen Antheil neh-
men, und deſſen Ruhm vor etwas nieder-
traͤchtiges achten, die Freude des Himmels

ſehr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0200" n="168[164]"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Mangel die&#x017F;er Wollu&#x017F;t ihnen dort das ge-<lb/>
ring&#x017F;te Mißvergnu&#x0364;gen verur&#x017F;achen werde.<lb/>
Wir erfahren &#x017F;chon in die&#x017F;em Leben, daß<lb/>
die &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Neigung zu der flei&#x017F;chlichen<lb/>
Vermi&#x017F;chung von gewi&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;chaffenhei-<lb/>
ten un&#x017F;ers Leibes abhange. So bald &#x017F;el-<lb/>
bige aufho&#x0364;ren, macht uns auch der Man-<lb/>
gel die&#x017F;er Wollu&#x017F;t nicht die gering&#x017F;te Be-<lb/>
tru&#x0364;bniß. Ein abgelebter Greiß lebt ohne<lb/>
Frau eben &#x017F;o vergnu&#x0364;gt als mit der&#x017F;elben.<lb/>
Wenn wir derowegen in der Aufer&#x017F;tehung<lb/>
&#x017F;olche Leiber bekommen, welche nicht dar-<lb/>
zu gemacht, daß durch &#x017F;ie die Anzahl der<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;oll vermehret werden, &#x017F;o wird<lb/>
auch die Begierde zu flei&#x017F;chlichen Empfin-<lb/>
dungen mit dem er&#x017F;ten Leibe im Grabe<lb/>
vermodert und aufgehoben &#x017F;eyn. Treibt<lb/>
uns aber alsdenn der Leib nicht mehr an,<lb/>
&#x017F;olche Wollu&#x0364;&#x017F;te zu &#x017F;uchen, &#x017F;o wird &#x017F;ich auch<lb/>
die Seele im gering&#x017F;ten nicht betru&#x0364;ben, daß<lb/>
die&#x017F;elben mit die&#x017F;em Leben ihre End&#x017F;chafft<lb/>
erreichet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 27.</head><lb/>
            <note place="left">Das Lob<lb/>
GOttes<lb/>
wird die<lb/>
Seligen<lb/>
be&#x017F;onde&#xA75B;s<lb/>
ergetzen.</note>
            <p>Endlich &#x017F;cheinet &#x017F;olchen Seelen, welche<lb/>
an der Ehre GOttes keinen Antheil neh-<lb/>
men, und de&#x017F;&#x017F;en Ruhm vor etwas nieder-<lb/>
tra&#x0364;chtiges achten, die Freude des Himmels<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehr</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168[164]/0200] Mangel dieſer Wolluſt ihnen dort das ge- ringſte Mißvergnuͤgen verurſachen werde. Wir erfahren ſchon in dieſem Leben, daß die ſehr groſſe Neigung zu der fleiſchlichen Vermiſchung von gewiſſen Beſchaffenhei- ten unſers Leibes abhange. So bald ſel- bige aufhoͤren, macht uns auch der Man- gel dieſer Wolluſt nicht die geringſte Be- truͤbniß. Ein abgelebter Greiß lebt ohne Frau eben ſo vergnuͤgt als mit derſelben. Wenn wir derowegen in der Auferſtehung ſolche Leiber bekommen, welche nicht dar- zu gemacht, daß durch ſie die Anzahl der Menſchen ſoll vermehret werden, ſo wird auch die Begierde zu fleiſchlichen Empfin- dungen mit dem erſten Leibe im Grabe vermodert und aufgehoben ſeyn. Treibt uns aber alsdenn der Leib nicht mehr an, ſolche Wolluͤſte zu ſuchen, ſo wird ſich auch die Seele im geringſten nicht betruͤben, daß dieſelben mit dieſem Leben ihre Endſchafft erreichet. §. 27. Endlich ſcheinet ſolchen Seelen, welche an der Ehre GOttes keinen Antheil neh- men, und deſſen Ruhm vor etwas nieder- traͤchtiges achten, die Freude des Himmels ſehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/200
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 168[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/200>, abgerufen am 22.12.2024.