get, als mit dem, was wir gesehen und gehöret. Folglich können wir auch das ungemeine Vergnügen, so diese letztern Vermögen unserer Seele geben, keinen Sinnen mehr zu schreiben, als dem Gesicht und Gehör.
§. 23.
Welche Vergnü- gen im Himmel bleiben werden?
Wir wollen nun untersuchen, welche Vergnügen in jenem Leben bleiben und vollkommener gemacht werden. Die See- le verlieret nichts von ihren Vollkommen- heiten, sondern es werden selbige noch er- höhet. Sie wird auch mit einem neuen Leibe, welcher mit einer so vollkommenen Seele übereinstimmet, verbunden. Sie behält also das Vermögen durch die Sin- ne zu empfinden, die empfundene Sachen zu überlegen, durch das Gedächtniß zu be- halten und durch die Vernunfft weit deut- licher und richtiger von ihnen zu urtheilen als in dieser Sterblichkeit. Weil uns aber das blosse Vermögen zu empfinden und zu beurtheilen wenig belustiget, wenn uns nicht der Gebrauch desselben vergön- net ist; so müssen wir wieder zurück gehen auf diejenigen Dinge, welche den Seligen zu einer ewigen Empfindung und Betrach- tung vorbehalten sind. Der innere Sinn
empfin-
get, als mit dem, was wir geſehen und gehoͤret. Folglich koͤnnen wir auch das ungemeine Vergnuͤgen, ſo dieſe letztern Vermoͤgen unſerer Seele geben, keinen Sinnen mehr zu ſchreiben, als dem Geſicht und Gehoͤr.
§. 23.
Welche Vergnuͤ- gen im Himmel bleiben werden?
Wir wollen nun unterſuchen, welche Vergnuͤgen in jenem Leben bleiben und vollkommener gemacht werden. Die See- le verlieret nichts von ihren Vollkommen- heiten, ſondern es werden ſelbige noch er- hoͤhet. Sie wird auch mit einem neuen Leibe, welcher mit einer ſo vollkommenen Seele uͤbereinſtimmet, verbunden. Sie behaͤlt alſo das Vermoͤgen durch die Sin- ne zu empfinden, die empfundene Sachen zu uͤberlegen, durch das Gedaͤchtniß zu be- halten und durch die Vernunfft weit deut- licher und richtiger von ihnen zu urtheilen als in dieſer Sterblichkeit. Weil uns aber das bloſſe Vermoͤgen zu empfinden und zu beurtheilen wenig beluſtiget, wenn uns nicht der Gebrauch deſſelben vergoͤn- net iſt; ſo muͤſſen wir wieder zuruͤck gehen auf diejenigen Dinge, welche den Seligen zu einer ewigen Empfindung und Betrach- tung vorbehalten ſind. Der innere Sinn
empfin-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0186"n="154[150]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
get, als mit dem, was wir geſehen und<lb/>
gehoͤret. Folglich koͤnnen wir auch<lb/>
das ungemeine Vergnuͤgen, ſo dieſe letztern<lb/>
Vermoͤgen unſerer Seele geben, keinen<lb/>
Sinnen mehr zu ſchreiben, als dem Geſicht<lb/>
und Gehoͤr.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 23.</head><lb/><noteplace="left">Welche<lb/>
Vergnuͤ-<lb/>
gen im<lb/>
Himmel<lb/>
bleiben<lb/>
werden?</note><p>Wir wollen nun unterſuchen, welche<lb/>
Vergnuͤgen in jenem Leben bleiben und<lb/>
vollkommener gemacht werden. Die See-<lb/>
le verlieret nichts von ihren Vollkommen-<lb/>
heiten, ſondern es werden ſelbige noch er-<lb/>
hoͤhet. Sie wird auch mit einem neuen<lb/>
Leibe, welcher mit einer ſo vollkommenen<lb/>
Seele uͤbereinſtimmet, verbunden. Sie<lb/>
behaͤlt alſo das Vermoͤgen durch die Sin-<lb/>
ne zu empfinden, die empfundene Sachen<lb/>
zu uͤberlegen, durch das Gedaͤchtniß zu be-<lb/>
halten und durch die Vernunfft weit deut-<lb/>
licher und richtiger von ihnen zu urtheilen<lb/>
als in dieſer Sterblichkeit. Weil uns<lb/>
aber das bloſſe Vermoͤgen zu empfinden<lb/>
und zu beurtheilen wenig beluſtiget, wenn<lb/>
uns nicht der Gebrauch deſſelben vergoͤn-<lb/>
net iſt; ſo muͤſſen wir wieder zuruͤck gehen<lb/>
auf diejenigen Dinge, welche den Seligen<lb/>
zu einer ewigen Empfindung und Betrach-<lb/>
tung vorbehalten ſind. Der innere Sinn<lb/><fwplace="bottom"type="catch">empfin-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[154[150]/0186]
get, als mit dem, was wir geſehen und
gehoͤret. Folglich koͤnnen wir auch
das ungemeine Vergnuͤgen, ſo dieſe letztern
Vermoͤgen unſerer Seele geben, keinen
Sinnen mehr zu ſchreiben, als dem Geſicht
und Gehoͤr.
§. 23.
Wir wollen nun unterſuchen, welche
Vergnuͤgen in jenem Leben bleiben und
vollkommener gemacht werden. Die See-
le verlieret nichts von ihren Vollkommen-
heiten, ſondern es werden ſelbige noch er-
hoͤhet. Sie wird auch mit einem neuen
Leibe, welcher mit einer ſo vollkommenen
Seele uͤbereinſtimmet, verbunden. Sie
behaͤlt alſo das Vermoͤgen durch die Sin-
ne zu empfinden, die empfundene Sachen
zu uͤberlegen, durch das Gedaͤchtniß zu be-
halten und durch die Vernunfft weit deut-
licher und richtiger von ihnen zu urtheilen
als in dieſer Sterblichkeit. Weil uns
aber das bloſſe Vermoͤgen zu empfinden
und zu beurtheilen wenig beluſtiget, wenn
uns nicht der Gebrauch deſſelben vergoͤn-
net iſt; ſo muͤſſen wir wieder zuruͤck gehen
auf diejenigen Dinge, welche den Seligen
zu einer ewigen Empfindung und Betrach-
tung vorbehalten ſind. Der innere Sinn
empfin-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 154[150]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/186>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.