Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741.verdrießlich machen werde, wenn auf einen Einwurff antworte, welcher auch jetzo bey einigen Jrrgeistern umher schleicht, und womit sie die Lehre von der Aufer- stehung der Todten meinen gäntzlich über den Hauffen zu werffen. Sie nehmen diesen Einwurff von dem artigen und wei- sen Zusammenhange dieser Welt und de- ren wunderbahren Abwechselung her. Sie bemercken, daß, soweit unsere Erfahrung und Einsicht nemlich reichet, nichts in der Welt in sein voriges Nichts vergehe, sondern alles bleibe und nur immer verwandelt werde aus einem Dinge in das andere. Sie gehen mit ihren Gedancken auf die Aecker und in die Gärten und sehen, daß aus der Erde ein Hauffen Graß, Sten- gel, Körner, Bäume und Obst hervor wachse. Sie erfahren, daß selbiges zum Theil ohne Gebrauch wieder vermodere und zur Erden werde, zum Theil aber durch die Flamme in Rauch und Asche und end- lich wieder in solche Erde, als es gewesen, verwandelt, und sehr vieles von Menschen und Vieh verzehret oder auf andere Arth gebraucht und endlich auch wieder in seine vorigen Theile aufgelöset werde. Sie fin- den, daß die Natur diese Theile wieder- um H 2
verdrießlich machen werde, wenn auf einen Einwurff antworte, welcher auch jetzo bey einigen Jrrgeiſtern umher ſchleicht, und womit ſie die Lehre von der Aufer- ſtehung der Todten meinen gaͤntzlich uͤber den Hauffen zu werffen. Sie nehmen dieſen Einwurff von dem artigen und wei- ſen Zuſammenhange dieſer Welt und de- ren wunderbahren Abwechſelung her. Sie bemercken, daß, ſoweit unſere Erfahrung und Einſicht nemlich reichet, nichts in der Welt in ſein voriges Nichts vergehe, ſondern alles bleibe und nur immer verwandelt werde aus einem Dinge in das andere. Sie gehen mit ihren Gedancken auf die Aecker und in die Gaͤrten und ſehen, daß aus der Erde ein Hauffen Graß, Sten- gel, Koͤrner, Baͤume und Obſt hervor wachſe. Sie erfahren, daß ſelbiges zum Theil ohne Gebrauch wieder vermodere und zur Erden werde, zum Theil aber durch die Flamme in Rauch und Aſche und end- lich wieder in ſolche Erde, als es geweſen, verwandelt, und ſehr vieles von Menſchen und Vieh verzehret oder auf andere Arth gebraucht und endlich auch wieder in ſeine vorigen Theile aufgeloͤſet werde. Sie fin- den, daß die Natur dieſe Theile wieder- um H 2
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verdrießlich machen werde, wenn auf einen
Einwurff antworte, welcher auch jetzo
bey einigen Jrrgeiſtern umher ſchleicht,
und womit ſie die Lehre von der Aufer-
ſtehung der Todten meinen gaͤntzlich uͤber
den Hauffen zu werffen. Sie nehmen
dieſen Einwurff von dem artigen und wei-
ſen Zuſammenhange dieſer Welt und de-
ren wunderbahren Abwechſelung her. Sie
bemercken, daß, ſoweit unſere Erfahrung und
Einſicht nemlich reichet, nichts in der Welt
in ſein voriges Nichts vergehe, ſondern
alles bleibe und nur immer verwandelt
werde aus einem Dinge in das andere.
Sie gehen mit ihren Gedancken auf die
Aecker und in die Gaͤrten und ſehen, daß
aus der Erde ein Hauffen Graß, Sten-
gel, Koͤrner, Baͤume und Obſt hervor
wachſe. Sie erfahren, daß ſelbiges zum
Theil ohne Gebrauch wieder vermodere
und zur Erden werde, zum Theil aber durch
die Flamme in Rauch und Aſche und end-
lich wieder in ſolche Erde, als es geweſen,
verwandelt, und ſehr vieles von Menſchen
und Vieh verzehret oder auf andere Arth
gebraucht und endlich auch wieder in ſeine
vorigen Theile aufgeloͤſet werde. Sie fin-
den, daß die Natur dieſe Theile wieder-
um
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Zitationshilfe: | Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 115[111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/147>, abgerufen am 16.07.2024. |