Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Bitten war. Er fühlte nicht, was für eine
Wohlthat er mir erwiesen hätte. -- Ach, wie
zufrieden der Arme mit mir war; wie er mir
dankte; mich bewunderte; es nimmer verges-
sen; es seinen Kindern, dem ganzen Dorfe
erzählen wollte! Großer Gott! ich meinte
vor Schaam, Unwillen und Schwermuth zu
versinken, und wäre diesmal gewiß nicht nach
Kambeck geritten, wenn ich nur sonst wohin
gewußt hätte. Ich kam spät an. Aus mei-
nem übelzugerichteten Anzuge ward geschlossen,
ich sey mit dem Pferde gestürzt. Ich erzählte
meine Geschichte. Graf Batuff stand ausge-
spreitzt mir dicht vor der Nase, und hörte mit
dem Ihnen an einigen der Gattung wohl be-
kannten, Anmaßung und Leerheit auf den er-
sten Blick verrathenden Lächeln zu, welchem
diesmal des Grafen Bewußtseyn eigener
Erhabenheit
über dergleichen Schwach-
heiten
, wie ich mir hier eine hatte zu Schuld
kommen lassen, etwas mehr Ausdruck und
Leben gab. Kaum war ich mit der Erzählung
zu Ende, so brach er mit einem schon längst

Bitten war. Er fuͤhlte nicht, was fuͤr eine
Wohlthat er mir erwieſen haͤtte. — Ach, wie
zufrieden der Arme mit mir war; wie er mir
dankte; mich bewunderte; es nimmer vergeſ-
ſen; es ſeinen Kindern, dem ganzen Dorfe
erzaͤhlen wollte! Großer Gott! ich meinte
vor Schaam, Unwillen und Schwermuth zu
verſinken, und waͤre diesmal gewiß nicht nach
Kambeck geritten, wenn ich nur ſonſt wohin
gewußt haͤtte. Ich kam ſpaͤt an. Aus mei-
nem uͤbelzugerichteten Anzuge ward geſchloſſen,
ich ſey mit dem Pferde geſtuͤrzt. Ich erzaͤhlte
meine Geſchichte. Graf Batuff ſtand ausge-
ſpreitzt mir dicht vor der Naſe, und hoͤrte mit
dem Ihnen an einigen der Gattung wohl be-
kannten, Anmaßung und Leerheit auf den er-
ſten Blick verrathenden Laͤcheln zu, welchem
diesmal des Grafen Bewußtſeyn eigener
Erhabenheit
uͤber dergleichen Schwach-
heiten
, wie ich mir hier eine hatte zu Schuld
kommen laſſen, etwas mehr Ausdruck und
Leben gab. Kaum war ich mit der Erzaͤhlung
zu Ende, ſo brach er mit einem ſchon laͤngſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0081" n="43"/>
Bitten war. Er fu&#x0364;hlte nicht, was fu&#x0364;r eine<lb/>
Wohlthat er mir erwie&#x017F;en ha&#x0364;tte. &#x2014; Ach, wie<lb/>
zufrieden der Arme mit mir war; wie er mir<lb/>
dankte; mich bewunderte; es nimmer verge&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; es &#x017F;einen Kindern, dem ganzen Dorfe<lb/>
erza&#x0364;hlen wollte! Großer Gott! ich meinte<lb/>
vor Schaam, Unwillen und Schwermuth zu<lb/>
ver&#x017F;inken, und wa&#x0364;re diesmal gewiß nicht nach<lb/>
Kambeck geritten, wenn ich nur &#x017F;on&#x017F;t wohin<lb/>
gewußt ha&#x0364;tte. Ich kam &#x017F;pa&#x0364;t an. Aus mei-<lb/>
nem u&#x0364;belzugerichteten Anzuge ward ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
ich &#x017F;ey mit dem Pferde ge&#x017F;tu&#x0364;rzt. Ich erza&#x0364;hlte<lb/>
meine Ge&#x017F;chichte. Graf Batuff &#x017F;tand ausge-<lb/>
&#x017F;preitzt mir dicht vor der Na&#x017F;e, und ho&#x0364;rte mit<lb/>
dem Ihnen an einigen der Gattung wohl be-<lb/>
kannten, Anmaßung und Leerheit auf den er-<lb/>
&#x017F;ten Blick verrathenden La&#x0364;cheln zu, welchem<lb/>
diesmal des Grafen Bewußt&#x017F;eyn <hi rendition="#g">eigener<lb/>
Erhabenheit</hi> u&#x0364;ber dergleichen <hi rendition="#g">Schwach-<lb/>
heiten</hi>, wie ich mir hier eine hatte zu Schuld<lb/>
kommen la&#x017F;&#x017F;en, etwas mehr Ausdruck und<lb/>
Leben gab. Kaum war ich mit der Erza&#x0364;hlung<lb/>
zu Ende, &#x017F;o brach er mit einem &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0081] Bitten war. Er fuͤhlte nicht, was fuͤr eine Wohlthat er mir erwieſen haͤtte. — Ach, wie zufrieden der Arme mit mir war; wie er mir dankte; mich bewunderte; es nimmer vergeſ- ſen; es ſeinen Kindern, dem ganzen Dorfe erzaͤhlen wollte! Großer Gott! ich meinte vor Schaam, Unwillen und Schwermuth zu verſinken, und waͤre diesmal gewiß nicht nach Kambeck geritten, wenn ich nur ſonſt wohin gewußt haͤtte. Ich kam ſpaͤt an. Aus mei- nem uͤbelzugerichteten Anzuge ward geſchloſſen, ich ſey mit dem Pferde geſtuͤrzt. Ich erzaͤhlte meine Geſchichte. Graf Batuff ſtand ausge- ſpreitzt mir dicht vor der Naſe, und hoͤrte mit dem Ihnen an einigen der Gattung wohl be- kannten, Anmaßung und Leerheit auf den er- ſten Blick verrathenden Laͤcheln zu, welchem diesmal des Grafen Bewußtſeyn eigener Erhabenheit uͤber dergleichen Schwach- heiten, wie ich mir hier eine hatte zu Schuld kommen laſſen, etwas mehr Ausdruck und Leben gab. Kaum war ich mit der Erzaͤhlung zu Ende, ſo brach er mit einem ſchon laͤngſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/81
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/81>, abgerufen am 24.11.2024.