heten, schmeichelten, verhießen, drohten: alles war umsonst. Der Major, der schlech- terdings gehorcht seyn wollte, befahl, den Knaben mit Gewalt herunter zu schleppen. Das geschah. Nachdem er weidlich ausge- scholten worden, sollte er sich zu Tische setzen. Nein; er hatte keinen Hunger. Man droh- te, zwang; alles vergeblich: er sah nur sei- nen Fuchs, und den Himmel offen. Da nun aber schlechterdings ihm der Kopf gebrochen werden sollte, so blieb nichts übrig, als ihn tüchtig abzuprügeln, und von seinem Fuchse zu trennen, welches denn unverzüglich also ins Werk gerichtet wurde, daß man ihn auf ein Paar Stunden in ein finsteres Loch sperrte.
Einige Zeit nachher hatte er sich Abends im Dunkeln auf ein hohes Gestell geschlichen, in der Absicht, einen großen Sprung zu ver- suchen, den er nach vielen Uebungen und Successen jetzt glaubte wagen zu dürfen. Er sprang herzhaft zu; stürzte aber so gewaltig, daß man fürchtete, das Nasenbein wäre ent-
heten, ſchmeichelten, verhießen, drohten: alles war umſonſt. Der Major, der ſchlech- terdings gehorcht ſeyn wollte, befahl, den Knaben mit Gewalt herunter zu ſchleppen. Das geſchah. Nachdem er weidlich ausge- ſcholten worden, ſollte er ſich zu Tiſche ſetzen. Nein; er hatte keinen Hunger. Man droh- te, zwang; alles vergeblich: er ſah nur ſei- nen Fuchs, und den Himmel offen. Da nun aber ſchlechterdings ihm der Kopf gebrochen werden ſollte, ſo blieb nichts uͤbrig, als ihn tuͤchtig abzupruͤgeln, und von ſeinem Fuchſe zu trennen, welches denn unverzuͤglich alſo ins Werk gerichtet wurde, daß man ihn auf ein Paar Stunden in ein finſteres Loch ſperrte.
Einige Zeit nachher hatte er ſich Abends im Dunkeln auf ein hohes Geſtell geſchlichen, in der Abſicht, einen großen Sprung zu ver- ſuchen, den er nach vielen Uebungen und Succeſſen jetzt glaubte wagen zu duͤrfen. Er ſprang herzhaft zu; ſtuͤrzte aber ſo gewaltig, daß man fuͤrchtete, das Naſenbein waͤre ent-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0069"n="31"/>
heten, ſchmeichelten, verhießen, drohten:<lb/>
alles war umſonſt. Der Major, der ſchlech-<lb/>
terdings gehorcht ſeyn wollte, befahl, den<lb/>
Knaben mit Gewalt herunter zu ſchleppen.<lb/>
Das geſchah. Nachdem er weidlich ausge-<lb/>ſcholten worden, ſollte er ſich zu Tiſche ſetzen.<lb/>
Nein; er hatte keinen Hunger. Man droh-<lb/>
te, zwang; alles vergeblich: er ſah nur ſei-<lb/>
nen Fuchs, und den Himmel offen. Da nun<lb/>
aber ſchlechterdings ihm der Kopf gebrochen<lb/>
werden ſollte, ſo blieb nichts uͤbrig, als ihn<lb/>
tuͤchtig abzupruͤgeln, und von ſeinem Fuchſe<lb/>
zu trennen, welches denn unverzuͤglich alſo<lb/>
ins Werk gerichtet wurde, daß man ihn auf<lb/>
ein Paar Stunden in ein finſteres Loch ſperrte.</p><lb/><p>Einige Zeit nachher hatte er ſich Abends<lb/>
im Dunkeln auf ein hohes Geſtell geſchlichen,<lb/>
in der Abſicht, einen großen Sprung zu ver-<lb/>ſuchen, den er nach vielen Uebungen und<lb/>
Succeſſen jetzt glaubte wagen zu duͤrfen. Er<lb/>ſprang herzhaft zu; ſtuͤrzte aber ſo gewaltig,<lb/>
daß man fuͤrchtete, das Naſenbein waͤre ent-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[31/0069]
heten, ſchmeichelten, verhießen, drohten:
alles war umſonſt. Der Major, der ſchlech-
terdings gehorcht ſeyn wollte, befahl, den
Knaben mit Gewalt herunter zu ſchleppen.
Das geſchah. Nachdem er weidlich ausge-
ſcholten worden, ſollte er ſich zu Tiſche ſetzen.
Nein; er hatte keinen Hunger. Man droh-
te, zwang; alles vergeblich: er ſah nur ſei-
nen Fuchs, und den Himmel offen. Da nun
aber ſchlechterdings ihm der Kopf gebrochen
werden ſollte, ſo blieb nichts uͤbrig, als ihn
tuͤchtig abzupruͤgeln, und von ſeinem Fuchſe
zu trennen, welches denn unverzuͤglich alſo
ins Werk gerichtet wurde, daß man ihn auf
ein Paar Stunden in ein finſteres Loch ſperrte.
Einige Zeit nachher hatte er ſich Abends
im Dunkeln auf ein hohes Geſtell geſchlichen,
in der Abſicht, einen großen Sprung zu ver-
ſuchen, den er nach vielen Uebungen und
Succeſſen jetzt glaubte wagen zu duͤrfen. Er
ſprang herzhaft zu; ſtuͤrzte aber ſo gewaltig,
daß man fuͤrchtete, das Naſenbein waͤre ent-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/69>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.