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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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bloßen Zweifler verachten darf! -- Den-
noch; weit davon entfernt, mit dieser über-
schwänglichen Unwissenheit mich zu brüsten;
sie zu verwechseln mit der Wahrheit, deren
Verheißung ich im Busen trage; ihr, von
Hochmuth trunken, Tempel und Altar zu
weihen, und die sinnloseste aller Abgöttereyen
anzurichten: demüthigt mich vielmehr ihr Be-
wustseyn bis zu einer Schwermuth -- die sich
zwar mit keinem Hohn verträgt; wohl aber
zum Lachen satter Wisser und Nichtwisser sa-
gen möchte: Du bist toll! zu ihrer Freude:
was machst du?

Wie Sokrates -- der Große, Ahndungs-
volle! -- Unwissenheit wider Trotz und Lüge
in die Schlacht führen, und im Hinterhalt
die Wahrheit haben; das ist Groß! Aber es

nung; und die Besinnung, wodurch die
Seele vorhergegangenes, alleinthätig, im
Andenken behält, nennen wir Gedächtniß.
S. den Philebus.
U 2

bloßen Zweifler verachten darf! — Den-
noch; weit davon entfernt, mit dieſer uͤber-
ſchwaͤnglichen Unwiſſenheit mich zu bruͤſten;
ſie zu verwechſeln mit der Wahrheit, deren
Verheißung ich im Buſen trage; ihr, von
Hochmuth trunken, Tempel und Altar zu
weihen, und die ſinnloſeſte aller Abgoͤttereyen
anzurichten: demuͤthigt mich vielmehr ihr Be-
wuſtſeyn bis zu einer Schwermuth — die ſich
zwar mit keinem Hohn vertraͤgt; wohl aber
zum Lachen ſatter Wiſſer und Nichtwiſſer ſa-
gen moͤchte: Du biſt toll! zu ihrer Freude:
was machſt du?

Wie Sokrates — der Große, Ahndungs-
volle! — Unwiſſenheit wider Trotz und Luͤge
in die Schlacht fuͤhren, und im Hinterhalt
die Wahrheit haben; das iſt Groß! Aber es

nung; und die Beſinnung, wodurch die
Seele vorhergegangenes, alleinthaͤtig, im
Andenken behaͤlt, nennen wir Gedaͤchtniß.
S. den Philebus.
U 2
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[307/0345] bloßen Zweifler verachten darf! — Den- noch; weit davon entfernt, mit dieſer uͤber- ſchwaͤnglichen Unwiſſenheit mich zu bruͤſten; ſie zu verwechſeln mit der Wahrheit, deren Verheißung ich im Buſen trage; ihr, von Hochmuth trunken, Tempel und Altar zu weihen, und die ſinnloſeſte aller Abgoͤttereyen anzurichten: demuͤthigt mich vielmehr ihr Be- wuſtſeyn bis zu einer Schwermuth — die ſich zwar mit keinem Hohn vertraͤgt; wohl aber zum Lachen ſatter Wiſſer und Nichtwiſſer ſa- gen moͤchte: Du biſt toll! zu ihrer Freude: was machſt du? Wie Sokrates — der Große, Ahndungs- volle! — Unwiſſenheit wider Trotz und Luͤge in die Schlacht fuͤhren, und im Hinterhalt die Wahrheit haben; das iſt Groß! Aber es (*) (*) nung; und die Beſinnung, wodurch die Seele vorhergegangenes, alleinthaͤtig, im Andenken behaͤlt, nennen wir Gedaͤchtniß. S. den Philebus. U 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/345>, abgerufen am 27.11.2024.