Nicht mehr guter Dinge überall und immer? -- Das sey ferne, sagt Dein ganzer Brief! Du bist was Du warest in einem nur noch höheren Grade, und nur von Rechtswegen soll, wie Du zunimmst in Deinem Wesen, auch meine Liebe zu Dir immer höher steigen.
Hast Du wo an meiner Freundschaft eine Abnahme gespürt? Ehre ich Dich weniger als ehmals; richte oder schätze ich Dich anders?
Dir gab die Natur, zu den ausserordent- lichsten Geistesfähigkeiten, ein heiteres Ge- müth von unschätzbarem Werthe; Gutmü- thigkeit, Brudersinn, edlen Fleiß und schönen Muth. Dies liebte ich an Dir; dies werde ich an Dir lieben und ehren, so lange ich athme.
Ich liebe nicht an Dir, und kann nicht an Dir lieben, was Du nicht hast; was ich Dir mehrmals definieren sollte, und nicht
Nicht mehr guter Dinge uͤberall und immer? — Das ſey ferne, ſagt Dein ganzer Brief! Du biſt was Du wareſt in einem nur noch hoͤheren Grade, und nur von Rechtswegen ſoll, wie Du zunimmſt in Deinem Weſen, auch meine Liebe zu Dir immer hoͤher ſteigen.
Haſt Du wo an meiner Freundſchaft eine Abnahme geſpuͤrt? Ehre ich Dich weniger als ehmals; richte oder ſchaͤtze ich Dich anders?
Dir gab die Natur, zu den auſſerordent- lichſten Geiſtesfaͤhigkeiten, ein heiteres Ge- muͤth von unſchaͤtzbarem Werthe; Gutmuͤ- thigkeit, Bruderſinn, edlen Fleiß und ſchoͤnen Muth. Dies liebte ich an Dir; dies werde ich an Dir lieben und ehren, ſo lange ich athme.
Ich liebe nicht an Dir, und kann nicht an Dir lieben, was Du nicht haſt; was ich Dir mehrmals definieren ſollte, und nicht
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Nicht mehr guter Dinge uͤberall und immer?
— Das ſey ferne, ſagt Dein ganzer Brief!
Du biſt was Du wareſt in einem nur noch
hoͤheren Grade, und nur von Rechtswegen ſoll,
wie Du zunimmſt in Deinem Weſen, auch
meine Liebe zu Dir immer hoͤher ſteigen.
Haſt Du wo an meiner Freundſchaft eine
Abnahme geſpuͤrt? Ehre ich Dich weniger
als ehmals; richte oder ſchaͤtze ich Dich
anders?
Dir gab die Natur, zu den auſſerordent-
lichſten Geiſtesfaͤhigkeiten, ein heiteres Ge-
muͤth von unſchaͤtzbarem Werthe; Gutmuͤ-
thigkeit, Bruderſinn, edlen Fleiß und ſchoͤnen
Muth. Dies liebte ich an Dir; dies werde
ich an Dir lieben und ehren, ſo lange ich
athme.
Ich liebe nicht an Dir, und kann nicht
an Dir lieben, was Du nicht haſt; was ich
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/322>, abgerufen am 24.11.2024.
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