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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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und Wohlthäter nicht verschonte. -- "Schreck-
lich in seinen Waffen und mit Blute bespritzt,
kommt er und zertrümmert ein unüberwindli-
ches Volk, ihm allein überwindlich. Aber
mitten im Handgemenge begegnet ihm sein
Gastfreund, und er geht seitwärts ....
Schon ist es ein Wunder mit der Wuth des
Krieges etwas von Gerechtigkeit zu vereinba-
ren; aber nur der Festigkeit eines Epaminon-
das war es verliehen, die Sanftmuth der mil-
desten Sitten damit zu verbinden und die rein-
ste Unschuld! .... Wenn es Größe des
Muths, und Wirkung einer ausserordentlichen
Tugend ist, für das allgemeine Wohl oder aus
Gehorsam gegen die Obrigkeit, Freundschaft,
Privatpflichten, Wort und Verwandschaft aus
den Augen zu setzen: so ist das wahrlich genug
uns hievon loszusprechen, daß es eine Art
Größe ist, welche in Epaminondas Seele
nicht Platz haben konnte."

Nun die Anekdote. Sie kennen Au-
guste von G
* *, die treue, makellose Seele,

und Wohlthaͤter nicht verſchonte. — „Schreck-
lich in ſeinen Waffen und mit Blute beſpritzt,
kommt er und zertruͤmmert ein unuͤberwindli-
ches Volk, ihm allein uͤberwindlich. Aber
mitten im Handgemenge begegnet ihm ſein
Gaſtfreund, und er geht ſeitwaͤrts ....
Schon iſt es ein Wunder mit der Wuth des
Krieges etwas von Gerechtigkeit zu vereinba-
ren; aber nur der Feſtigkeit eines Epaminon-
das war es verliehen, die Sanftmuth der mil-
deſten Sitten damit zu verbinden und die rein-
ſte Unſchuld! .... Wenn es Groͤße des
Muths, und Wirkung einer auſſerordentlichen
Tugend iſt, fuͤr das allgemeine Wohl oder aus
Gehorſam gegen die Obrigkeit, Freundſchaft,
Privatpflichten, Wort und Verwandſchaft aus
den Augen zu ſetzen: ſo iſt das wahrlich genug
uns hievon loszuſprechen, daß es eine Art
Groͤße iſt, welche in Epaminondas Seele
nicht Platz haben konnte.”

Nun die Anekdote. Sie kennen Au-
guſte von G
* *, die treue, makelloſe Seele,

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[274/0312] und Wohlthaͤter nicht verſchonte. — „Schreck- lich in ſeinen Waffen und mit Blute beſpritzt, kommt er und zertruͤmmert ein unuͤberwindli- ches Volk, ihm allein uͤberwindlich. Aber mitten im Handgemenge begegnet ihm ſein Gaſtfreund, und er geht ſeitwaͤrts .... Schon iſt es ein Wunder mit der Wuth des Krieges etwas von Gerechtigkeit zu vereinba- ren; aber nur der Feſtigkeit eines Epaminon- das war es verliehen, die Sanftmuth der mil- deſten Sitten damit zu verbinden und die rein- ſte Unſchuld! .... Wenn es Groͤße des Muths, und Wirkung einer auſſerordentlichen Tugend iſt, fuͤr das allgemeine Wohl oder aus Gehorſam gegen die Obrigkeit, Freundſchaft, Privatpflichten, Wort und Verwandſchaft aus den Augen zu ſetzen: ſo iſt das wahrlich genug uns hievon loszuſprechen, daß es eine Art Groͤße iſt, welche in Epaminondas Seele nicht Platz haben konnte.” Nun die Anekdote. Sie kennen Au- guſte von G * *, die treue, makelloſe Seele,

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/312>, abgerufen am 24.11.2024.