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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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was für ein unendlicher Unterschied zwischen
Bild und Sache, zwischen Begriff und An-
schauung
ist. Welche Menge der entgegen-
gesetztesten Dinge können wir nicht im Begriffe
zusammen nehmen, auf einander folgen lassen?
Viele denken sich Himmel und Hölle, und
ihnen ist bey dem Einen ungefähr zu Muthe,
wie beym Andern. Darum überwiegt so häu-
fig sinnlicher Reiz die Vorstellungen von
den schrecklichsten Plagen der Zukunft: und
darum ist es so ein Lumpenkram um alle ge-
lernte
Religion und alle gelernte Moral.

Ein Mensch, der beständig in der An-
schauung
edler Gegenstände ist, wird nicht
leicht unedel handeln; wer aber das minder
Gute, das minder Schöne in der Anschau-
ung
, und das höhere Schöne und Gute blos
in einem angeblichen, anschauungslosen Be-
griffe hat; wie wollte der handeln können
diesem gemäß?

Alles stimmt zusammen die Menschen un-
srer Zeit in diesen Fall zu setzen. Daher der
beständige Widerspruch zwischen Handlungen

Q 2

was fuͤr ein unendlicher Unterſchied zwiſchen
Bild und Sache, zwiſchen Begriff und An-
ſchauung
iſt. Welche Menge der entgegen-
geſetzteſten Dinge koͤnnen wir nicht im Begriffe
zuſammen nehmen, auf einander folgen laſſen?
Viele denken ſich Himmel und Hoͤlle, und
ihnen iſt bey dem Einen ungefaͤhr zu Muthe,
wie beym Andern. Darum uͤberwiegt ſo haͤu-
fig ſinnlicher Reiz die Vorſtellungen von
den ſchrecklichſten Plagen der Zukunft: und
darum iſt es ſo ein Lumpenkram um alle ge-
lernte
Religion und alle gelernte Moral.

Ein Menſch, der beſtaͤndig in der An-
ſchauung
edler Gegenſtaͤnde iſt, wird nicht
leicht unedel handeln; wer aber das minder
Gute, das minder Schoͤne in der Anſchau-
ung
, und das hoͤhere Schoͤne und Gute blos
in einem angeblichen, anſchauungsloſen Be-
griffe hat; wie wollte der handeln koͤnnen
dieſem gemaͤß?

Alles ſtimmt zuſammen die Menſchen un-
ſrer Zeit in dieſen Fall zu ſetzen. Daher der
beſtaͤndige Widerſpruch zwiſchen Handlungen

Q 2
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[243/0281] was fuͤr ein unendlicher Unterſchied zwiſchen Bild und Sache, zwiſchen Begriff und An- ſchauung iſt. Welche Menge der entgegen- geſetzteſten Dinge koͤnnen wir nicht im Begriffe zuſammen nehmen, auf einander folgen laſſen? Viele denken ſich Himmel und Hoͤlle, und ihnen iſt bey dem Einen ungefaͤhr zu Muthe, wie beym Andern. Darum uͤberwiegt ſo haͤu- fig ſinnlicher Reiz die Vorſtellungen von den ſchrecklichſten Plagen der Zukunft: und darum iſt es ſo ein Lumpenkram um alle ge- lernte Religion und alle gelernte Moral. Ein Menſch, der beſtaͤndig in der An- ſchauung edler Gegenſtaͤnde iſt, wird nicht leicht unedel handeln; wer aber das minder Gute, das minder Schoͤne in der Anſchau- ung, und das hoͤhere Schoͤne und Gute blos in einem angeblichen, anſchauungsloſen Be- griffe hat; wie wollte der handeln koͤnnen dieſem gemaͤß? Alles ſtimmt zuſammen die Menſchen un- ſrer Zeit in dieſen Fall zu ſetzen. Daher der beſtaͤndige Widerſpruch zwiſchen Handlungen Q 2

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/281>, abgerufen am 25.11.2024.