nen Lebens ist der mächtigste; und heilig über alles ist sein Recht. Wer dies Recht erkannt, es gefühlt hat, der vertraut ihm; er hat, wie Du sagst, das Rechte gefunden, und ihm ist wohl da, wo man nichts sieht und nichts weiß; wo die Welt angefangen hat.
Den 27ten März.
Ich habe noch den Punkt von Allwill in Deinem Briefe zu beantworten. Wie ich von dem jungen Manne denke, weißt Du aus mei- nem Briefe an Lenore und Clärchen (*). Es mag wohl etwas überspannt seyn, was ich ge- schrieben habe; aber mit dem Verhältnisse des Guten zum Bösen, das ich angab, wird es wahrscheinlich seine Richtigkeit haben. Ich kenne diese Menschengattung aus dem Grunde; habe Gelegenheit gehabt, sie lange zu beobach- ten, mit einem Interesse, wovon mir das Herz noch blutet. Daher gerieth ich über dem Schrei-
(*) S. den XIIten Brief.
O 5
nen Lebens iſt der maͤchtigſte; und heilig uͤber alles iſt ſein Recht. Wer dies Recht erkannt, es gefuͤhlt hat, der vertraut ihm; er hat, wie Du ſagſt, das Rechte gefunden, und ihm iſt wohl da, wo man nichts ſieht und nichts weiß; wo die Welt angefangen hat.
Den 27ten Maͤrz.
Ich habe noch den Punkt von Allwill in Deinem Briefe zu beantworten. Wie ich von dem jungen Manne denke, weißt Du aus mei- nem Briefe an Lenore und Claͤrchen (*). Es mag wohl etwas uͤberſpannt ſeyn, was ich ge- ſchrieben habe; aber mit dem Verhaͤltniſſe des Guten zum Boͤſen, das ich angab, wird es wahrſcheinlich ſeine Richtigkeit haben. Ich kenne dieſe Menſchengattung aus dem Grunde; habe Gelegenheit gehabt, ſie lange zu beobach- ten, mit einem Intereſſe, wovon mir das Herz noch blutet. Daher gerieth ich uͤber dem Schrei-
(*) S. den XIIten Brief.
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nen Lebens iſt der maͤchtigſte; und heilig uͤber
alles iſt ſein Recht. Wer dies Recht erkannt,
es gefuͤhlt hat, der vertraut ihm; er hat, wie
Du ſagſt, das Rechte gefunden, und ihm
iſt wohl da, wo man nichts ſieht und nichts
weiß; wo die Welt angefangen hat.
Den 27ten Maͤrz.
Ich habe noch den Punkt von Allwill in
Deinem Briefe zu beantworten. Wie ich von
dem jungen Manne denke, weißt Du aus mei-
nem Briefe an Lenore und Claͤrchen (*). Es
mag wohl etwas uͤberſpannt ſeyn, was ich ge-
ſchrieben habe; aber mit dem Verhaͤltniſſe des
Guten zum Boͤſen, das ich angab, wird es
wahrſcheinlich ſeine Richtigkeit haben. Ich
kenne dieſe Menſchengattung aus dem Grunde;
habe Gelegenheit gehabt, ſie lange zu beobach-
ten, mit einem Intereſſe, wovon mir das Herz
noch blutet. Daher gerieth ich uͤber dem Schrei-
(*) S. den XIIten Brief.
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/255>, abgerufen am 23.11.2024.
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