ge nicht scheinen sehen. Alle Wölkchen waren von ihm weg, zogen seitwärts, hierhin, dort- hin, so Truppweise, lauter kleine runde Wölk- chen; und überall weit dazwischen der schönste blaue Himmel; hie und da auch Sternlein; und sie blinkten so sanft. Nur Ein Stern, der war recht hell, und flimmerte rascher. Ich sah ihn darauf an: "Wie du flimmerst, du Heller!" Und der Helle wurde mir so freund- lich, daß ich mich nicht erwehren konnte, ihm sein Lächeln zu erwiedern, und mich darauf ertappte.
An mein Schlafzimmer mochte ich nicht denken. Ich holte meinen Schreibtisch, setzte ihn vor den Sopha, und schrieb, was Du bis- her gelesen hast.
Da habe ich es nun auch überlesen; bin wieder an Deinen Brief gegangen, und habe eine lange süße Pause gemacht.
Was ist es, liebe Meli; was ist das,
ge nicht ſcheinen ſehen. Alle Woͤlkchen waren von ihm weg, zogen ſeitwaͤrts, hierhin, dort- hin, ſo Truppweiſe, lauter kleine runde Woͤlk- chen; und uͤberall weit dazwiſchen der ſchoͤnſte blaue Himmel; hie und da auch Sternlein; und ſie blinkten ſo ſanft. Nur Ein Stern, der war recht hell, und flimmerte raſcher. Ich ſah ihn darauf an: „Wie du flimmerſt, du Heller!” Und der Helle wurde mir ſo freund- lich, daß ich mich nicht erwehren konnte, ihm ſein Laͤcheln zu erwiedern, und mich darauf ertappte.
An mein Schlafzimmer mochte ich nicht denken. Ich holte meinen Schreibtiſch, ſetzte ihn vor den Sopha, und ſchrieb, was Du bis- her geleſen haſt.
Da habe ich es nun auch uͤberleſen; bin wieder an Deinen Brief gegangen, und habe eine lange ſuͤße Pauſe gemacht.
Was iſt es, liebe Meli; was iſt das,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><div><p><pbfacs="#f0245"n="207"/>
ge nicht ſcheinen ſehen. Alle Woͤlkchen waren<lb/>
von ihm weg, zogen ſeitwaͤrts, hierhin, dort-<lb/>
hin, ſo Truppweiſe, lauter kleine runde Woͤlk-<lb/>
chen; und uͤberall weit dazwiſchen der ſchoͤnſte<lb/>
blaue Himmel; hie und da auch Sternlein;<lb/>
und ſie blinkten ſo ſanft. Nur Ein Stern,<lb/>
der war recht hell, und flimmerte raſcher. Ich<lb/>ſah ihn darauf an: „Wie du flimmerſt, du<lb/>
Heller!” Und der Helle wurde mir ſo freund-<lb/>
lich, daß ich mich nicht erwehren konnte, ihm<lb/>ſein Laͤcheln zu erwiedern, und mich darauf<lb/>
ertappte.</p><lb/><p>An mein Schlafzimmer mochte ich nicht<lb/>
denken. Ich holte meinen Schreibtiſch, ſetzte<lb/>
ihn vor den Sopha, und ſchrieb, was Du bis-<lb/>
her geleſen haſt.</p><lb/><p>Da habe ich es nun auch uͤberleſen; bin<lb/>
wieder an Deinen Brief gegangen, und habe<lb/>
eine lange ſuͤße Pauſe gemacht.</p><lb/><p>Was iſt es, liebe Meli; was iſt das,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[207/0245]
ge nicht ſcheinen ſehen. Alle Woͤlkchen waren
von ihm weg, zogen ſeitwaͤrts, hierhin, dort-
hin, ſo Truppweiſe, lauter kleine runde Woͤlk-
chen; und uͤberall weit dazwiſchen der ſchoͤnſte
blaue Himmel; hie und da auch Sternlein;
und ſie blinkten ſo ſanft. Nur Ein Stern,
der war recht hell, und flimmerte raſcher. Ich
ſah ihn darauf an: „Wie du flimmerſt, du
Heller!” Und der Helle wurde mir ſo freund-
lich, daß ich mich nicht erwehren konnte, ihm
ſein Laͤcheln zu erwiedern, und mich darauf
ertappte.
An mein Schlafzimmer mochte ich nicht
denken. Ich holte meinen Schreibtiſch, ſetzte
ihn vor den Sopha, und ſchrieb, was Du bis-
her geleſen haſt.
Da habe ich es nun auch uͤberleſen; bin
wieder an Deinen Brief gegangen, und habe
eine lange ſuͤße Pauſe gemacht.
Was iſt es, liebe Meli; was iſt das,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/245>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.