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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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"nahm ich zu, wenn ich neben dir saß, so daß
"wir einander berührten."

Holde Cläre! der Sinn dieser Worte
übernahm mich in dem Augenblick, da ich vor-
gestern, wie ein Begeisterter, Ihre Hand er-
griff, um meinem Dank einen Ausdruck zu ver-
schaffen, und mit größerem Danke mein Herz
von neuem und auf immer zu erfüllen.

Sokrates gab dem flehenden Jüngling,
den sein Vater unterstützte, endlich nach.

"Wir müssen also, sagte Theages, über
"unsern Umgang den Willen des Dämons er-
"forschen; und wenn er sich uns sogleich nicht
"günstig zeigen sollte, das Göttliche, was
"dir beywohnt, durch Gebet und Opfer und
"jedes fromme Mittel zu gewinnen trachten."--
"Nun denn," sagte Sokrates zuletzt, "wenn
"es euch scheint, daß wir es so machen
"müssen, so wollen wir es so machen
."

„nahm ich zu, wenn ich neben dir ſaß, ſo daß
„wir einander beruͤhrten.”

Holde Claͤre! der Sinn dieſer Worte
uͤbernahm mich in dem Augenblick, da ich vor-
geſtern, wie ein Begeiſterter, Ihre Hand er-
griff, um meinem Dank einen Ausdruck zu ver-
ſchaffen, und mit groͤßerem Danke mein Herz
von neuem und auf immer zu erfuͤllen.

Sokrates gab dem flehenden Juͤngling,
den ſein Vater unterſtuͤtzte, endlich nach.

„Wir muͤſſen alſo, ſagte Theages, uͤber
„unſern Umgang den Willen des Daͤmons er-
„forſchen; und wenn er ſich uns ſogleich nicht
„guͤnſtig zeigen ſollte, das Goͤttliche, was
„dir beywohnt, durch Gebet und Opfer und
„jedes fromme Mittel zu gewinnen trachten.”—
„Nun denn,” ſagte Sokrates zuletzt, „wenn
„es euch ſcheint, daß wir es ſo machen
„muͤſſen, ſo wollen wir es ſo machen
.”

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[174/0212] „nahm ich zu, wenn ich neben dir ſaß, ſo daß „wir einander beruͤhrten.” Holde Claͤre! der Sinn dieſer Worte uͤbernahm mich in dem Augenblick, da ich vor- geſtern, wie ein Begeiſterter, Ihre Hand er- griff, um meinem Dank einen Ausdruck zu ver- ſchaffen, und mit groͤßerem Danke mein Herz von neuem und auf immer zu erfuͤllen. Sokrates gab dem flehenden Juͤngling, den ſein Vater unterſtuͤtzte, endlich nach. „Wir muͤſſen alſo, ſagte Theages, uͤber „unſern Umgang den Willen des Daͤmons er- „forſchen; und wenn er ſich uns ſogleich nicht „guͤnſtig zeigen ſollte, das Goͤttliche, was „dir beywohnt, durch Gebet und Opfer und „jedes fromme Mittel zu gewinnen trachten.”— „Nun denn,” ſagte Sokrates zuletzt, „wenn „es euch ſcheint, daß wir es ſo machen „muͤſſen, ſo wollen wir es ſo machen.”

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/212>, abgerufen am 24.11.2024.