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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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darüber gemurrt zu haben, daß wir so früh
aufs Land sollten: aber Du weißt, Heimfeld
ist eine Stunde weit von Clerdons Hause; und
dann, wer hätte binnen unsern dreyfachen
Mauern sich einbilden können, daß draussen
schon der Frühling wäre? Hecken und Sträu-
che grünen; und überall -- aus der Erde her-
auf -- von allen Zweigen herab -- faßt es
einen doch so lieblich, äugelt einen an, o, so
herzig, wie ein Mutterauge den angeschlunge-
nen Säugling. Ich kann Dir nicht sagen, wie
es mir ans Herz greift -- so nahe, Sylli, so
nah und immer näher, daß mir bange ist für
meinen lieben May, wenn er kommt, ich
möchte ihm wohl ein wenig untreu geworden
seyn.

Vorgestern spazierten wir nach Son-
nenuntergang längst den Ufern der Donau. Ich
setzte mich hin und sang: "Mädchen, laßt euch
die Freude schmecken." Hinaufwärts den
Strohm sah es dunkel -- dunkel und dunke-
ler; -- und hell und heller hinab. So sahen

daruͤber gemurrt zu haben, daß wir ſo fruͤh
aufs Land ſollten: aber Du weißt, Heimfeld
iſt eine Stunde weit von Clerdons Hauſe; und
dann, wer haͤtte binnen unſern dreyfachen
Mauern ſich einbilden koͤnnen, daß drauſſen
ſchon der Fruͤhling waͤre? Hecken und Straͤu-
che gruͤnen; und uͤberall — aus der Erde her-
auf — von allen Zweigen herab — faßt es
einen doch ſo lieblich, aͤugelt einen an, o, ſo
herzig, wie ein Mutterauge den angeſchlunge-
nen Saͤugling. Ich kann Dir nicht ſagen, wie
es mir ans Herz greift — ſo nahe, Sylli, ſo
nah und immer naͤher, daß mir bange iſt fuͤr
meinen lieben May, wenn er kommt, ich
moͤchte ihm wohl ein wenig untreu geworden
ſeyn.

Vorgeſtern ſpazierten wir nach Son-
nenuntergang laͤngſt den Ufern der Donau. Ich
ſetzte mich hin und ſang: „Maͤdchen, laßt euch
die Freude ſchmecken.” Hinaufwaͤrts den
Strohm ſah es dunkel — dunkel und dunke-
ler; — und hell und heller hinab. So ſahen

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[134/0172] daruͤber gemurrt zu haben, daß wir ſo fruͤh aufs Land ſollten: aber Du weißt, Heimfeld iſt eine Stunde weit von Clerdons Hauſe; und dann, wer haͤtte binnen unſern dreyfachen Mauern ſich einbilden koͤnnen, daß drauſſen ſchon der Fruͤhling waͤre? Hecken und Straͤu- che gruͤnen; und uͤberall — aus der Erde her- auf — von allen Zweigen herab — faßt es einen doch ſo lieblich, aͤugelt einen an, o, ſo herzig, wie ein Mutterauge den angeſchlunge- nen Saͤugling. Ich kann Dir nicht ſagen, wie es mir ans Herz greift — ſo nahe, Sylli, ſo nah und immer naͤher, daß mir bange iſt fuͤr meinen lieben May, wenn er kommt, ich moͤchte ihm wohl ein wenig untreu geworden ſeyn. Vorgeſtern ſpazierten wir nach Son- nenuntergang laͤngſt den Ufern der Donau. Ich ſetzte mich hin und ſang: „Maͤdchen, laßt euch die Freude ſchmecken.” Hinaufwaͤrts den Strohm ſah es dunkel — dunkel und dunke- ler; — und hell und heller hinab. So ſahen

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/172>, abgerufen am 25.11.2024.