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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

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sen, wollte er zornig thun gegen den Hund.
Darüber kam auch mir das Lachen. Er tüsch-
te, und ich in einem fort zu rufen: wie
spricht der Hund
? Das gab eine Hetze,
ein Geräusch, einen Rumor mit den Kindern
dazwischen, und ein allgemeines Lachen, wel-
ches der Unterredung ein Ende machte. Gleich
darauf empfahl sich der Philosoph.

Was will ich Dir damit, liebe Sylli? Ich
will, daß Du nicht die Augen zu haben sollst,
um desto mehr zu denken, wie der Philosoph,
dem Garbetto den Mund stopfte; sondern of-
fen
sollst Du die Augen haben, wie Clerdon,
und sollst, wie Clerdon, etwas haben, das
Dir in die Augen fällt, und Dir das Denken
zurecht weist. Wie es hergeht vor Einem,
wenn einem Nichts in die Augen fällt, das
hast Du oft genug im Traum erfahren. Man
kann sich da gar nicht heraushelfen, wie sehr
man auch im Traume meint, die Augen auf-
zuthun. Gehen sie einem aber wirklich auf,
so wird in einem Nu auch wieder alles in der
Welt vernünftig.

G 4

ſen, wollte er zornig thun gegen den Hund.
Daruͤber kam auch mir das Lachen. Er tuͤſch-
te, und ich in einem fort zu rufen: wie
ſpricht der Hund
? Das gab eine Hetze,
ein Geraͤuſch, einen Rumor mit den Kindern
dazwiſchen, und ein allgemeines Lachen, wel-
ches der Unterredung ein Ende machte. Gleich
darauf empfahl ſich der Philoſoph.

Was will ich Dir damit, liebe Sylli? Ich
will, daß Du nicht die Augen zu haben ſollſt,
um deſto mehr zu denken, wie der Philoſoph,
dem Garbetto den Mund ſtopfte; ſondern of-
fen
ſollſt Du die Augen haben, wie Clerdon,
und ſollſt, wie Clerdon, etwas haben, das
Dir in die Augen faͤllt, und Dir das Denken
zurecht weiſt. Wie es hergeht vor Einem,
wenn einem Nichts in die Augen faͤllt, das
haſt Du oft genug im Traum erfahren. Man
kann ſich da gar nicht heraushelfen, wie ſehr
man auch im Traume meint, die Augen auf-
zuthun. Gehen ſie einem aber wirklich auf,
ſo wird in einem Nu auch wieder alles in der
Welt vernuͤnftig.

G 4
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[103/0141] ſen, wollte er zornig thun gegen den Hund. Daruͤber kam auch mir das Lachen. Er tuͤſch- te, und ich in einem fort zu rufen: wie ſpricht der Hund? Das gab eine Hetze, ein Geraͤuſch, einen Rumor mit den Kindern dazwiſchen, und ein allgemeines Lachen, wel- ches der Unterredung ein Ende machte. Gleich darauf empfahl ſich der Philoſoph. Was will ich Dir damit, liebe Sylli? Ich will, daß Du nicht die Augen zu haben ſollſt, um deſto mehr zu denken, wie der Philoſoph, dem Garbetto den Mund ſtopfte; ſondern of- fen ſollſt Du die Augen haben, wie Clerdon, und ſollſt, wie Clerdon, etwas haben, das Dir in die Augen faͤllt, und Dir das Denken zurecht weiſt. Wie es hergeht vor Einem, wenn einem Nichts in die Augen faͤllt, das haſt Du oft genug im Traum erfahren. Man kann ſich da gar nicht heraushelfen, wie ſehr man auch im Traume meint, die Augen auf- zuthun. Gehen ſie einem aber wirklich auf, ſo wird in einem Nu auch wieder alles in der Welt vernuͤnftig. G 4

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Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/141>, abgerufen am 24.11.2024.